Schon seit die HipHop-Kultur noch in den Kinderschuhen steckte, sind Samples ein essenzieller Teil von ihr. Von alten Klassikern bis hin zu aktuellen Charthits lassen sich in unzähligen Songs Elemente aus bereits existierenden Werken finden. Wem erging es noch nicht so, dass er beim Musikhören über einen bekannten Sound gestolpert ist und sich daraufhin den Kopf über dessen Herkunft zerbrochen hat? Oft beginnt damit eine spannende Suche nach der Originalaufnahme quer durch die Musikhistorie. Aus diesem Grund stellen wir uns in unserem diesjährigen Adventskalender die Frage "Who sampled who?" und öffnen täglich ein neues Türchen: Wir präsentieren Euch 24 verschiedene deutsche Rapsongs und betrachten die Samples, welche sich darin verbergen.
Shindy ist dafür bekannt, in seiner Musik mit Referenzen und Querverweisen um sich zu werfen. Besonders seine mittlerweile drei Jahre alte Platte "Drama" ist gefühlt eine einzige Hommage an die frühen 2000er Jahre. Dies sticht deutlich bei "Nautilus", der dritten Single des Albums, heraus.
Zu Beginn des Songs ist die Stimme von Star-Produzent Timbaland zu hören: "It's been a long time, we shouldn't have left you without a dope beat to step to." Die Original-Aufnahme des in "Nautilus" verbauten Vocalsamples stammt aus "Try Again" von Aaliyah – der Leadsingle des Soundtracks zum Film "Romeo Must Die" aus dem Jahr 2000. Zugleich ist "Try Again" der erfolgreichste Hit der verstorbenen R 'n' B-Legende. Darum ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich Shindy, Nico Chiara und OZ bei der Produktion von "Nautilus" an diesem Song bedient und ihn darüber hinaus als musikalische Vorlage verwendet haben. Doch auch Referenzen an weitere Stars der frühen 00er Jahre tauchen im Song auf. So ist das orientalisch anmutende Streichersample eine eindeutige Anspielung an 50 Cents "Candy Shop" aus dem Jahr 2003. Passend zur Line "Rapp' von oben herab so wie 50 Cent im Clip zu 'In Da Club'", lassen sich dann auch ein kurzer Drumloop und ein Vocalsample aus dem ersten großen Hit von 50 finden.
Shindy bezieht sich nicht nur mit den gewählten Samples auf die 2000er Jahre. Auch im Video und in den Lyrics des Songs finden sich neben strahlend weißen Nike Air Force 1 und Sean John-Jogginghosen unzählige Querverweise auf die Zeit um die Jahrtausendwende – auch aus dem deutschen Rap. So sind etwa die letzten Lines des zweiten Parts eine Anspielung auf den Song "Chartbreaker" der Massiven Tönen. Damit gelingt es Shindy auf spektakuläre Weise, dass eine ganze HipHop-Ära im kollektiven Hörgedächtnis bleibt.
(Nico Maturo)
(Grafik von Daniel Fersch)