"Was?! Du kennst das nicht? Sekunde, ich such' dir das mal raus." Und schon öffnet sich die Plattenkiste. Wer kennt diesen Moment nicht? Man redet über Musik und auf einmal fällt ein Name – egal ob von einem Song, einem:einer Künstler:in oder einem Album – mit dem man nicht so recht etwas anzufangen weiß. Und plötzlich hagelt es Lobpreisungen, Hasstiraden oder Anekdoten. Gerade dann, wenn der:die Gesprächspartner:in ins Schwärmen verfällt und offen zeigt, dass ihm:ihr das Thema wichtig ist, bittet man nicht allzu selten um eine Kostprobe. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Person so sehr am Herzen zu liegen scheint. In diesem Fall – was uns so sehr am Herzen liegt: Ein Auszug aus der Musik, mit der wir etwas verbinden, die wir feiern, die uns berührt. Ein Griff in unsere Plattenkiste eben.
Nachfolger bei Alben beziehungsweise Filmen haben oft das Problem, dass sie am Druck der Erwartungen zerbechen. Ob Marteria diesen im Schaffungsprozess von "Zum Glück in die Zukunft II" auch verspürt hat, ist unklar. Vor allem, da er in mehreren Interviews beteuert, dass ein Zweiteiler von Anfang an geplant war. Wie dem auch sei – er schuf damit gleich den nächsten modernen Klassiker in Folge.
Und getreu dem Motto "Never change a winning team" wurde genau wie bei Teil eins wieder das ganze Album von The Krauts produziert. Das Trio schneidert bombastische Beats nach Maß auf die klaren Botschaften von Marten Laciny. Dieser scheint seine Punchlines weiter verfeinert zu haben. Immer wieder bringt er sie gekonnt auf den Punkt. "Evolution wird mit 'R' geschrieben" ist nur eines von dutzenden Beispielen, das bei mir ein Lächeln hinterlässt und gleichzeitig auf große Zustimmung stößt. Doch es nur auf die starken Zeilen zu reduzieren, würde der Platte einfach nicht gerecht werden. Jeder Song transportiert ein Gefühl so perfekt, dass ich die beschriebenen Situationen fast so erlebe, als wäre ich live dabei. Mal sitze ich mit Campino an der Bar, dann befinde ich mich auf Auswärtsfahrt und manchmal halte ich mir vor Langeweile eben "zwei Finger an den Kopf und mach' Peng! Peng! Peng! Peng!". Überraschend ist das aber nicht. So ein Weltenbummler wie Marteria kann dieser "Welt der Wunder" eben genauso ein Liebeslied schreiben wie seiner Heimtstadt.
Der Rostocker schafft es, noch mal einen draufzusetzen und alle Nachfolger-Fettnäpfchen gekonnt zu umgehen. "Was all die anderen starten, sieht wie 'ne Landung aus." Eine verständliche Sichtweise, denn "Zum Glück in die Zukunft II" überfliegt die Szene genauso wie der erste Teil.
(Blan P)