"Was?! Du kennst das nicht? Sekunde, ich such' dir das mal raus." Und schon öffnet sich die Plattenkiste. Wer kennt diesen Moment nicht? Man redet über Musik und auf einmal fällt ein Name – egal ob von einem Song, einem Künstler oder einem Album – mit dem man nicht so recht etwas anzufangen weiß. Und plötzlich hagelt es Lobpreisungen, Hasstiraden oder Anekdoten. Gerade dann, wenn der Gesprächspartner ins Schwärmen verfällt und offen zeigt, dass ihm das Thema wichtig ist, bittet man nicht allzu selten um eine Kostprobe. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Person so sehr am Herzen zu liegen scheint. In diesem Fall – was uns so sehr am Herzen liegt: Ein Auszug aus der Musik, mit der wir etwas verbinden, die wir feiern, die uns berührt. Ein Griff in unsere Plattenkiste eben.
Eigentlich hätte hier der Name "Penisatzen" über dem Artikel stehen sollen. Leider sah sich die Crew gezwungen, ihren Namen in die weniger obszöne Abkürzung PA69 zu ändern. Denn das große Ziel der Künstler ist, später mal im Radio gespielt zu werden. Mit solchen Absurditäten hatten sie zumindest schon mal meine Aufmerksamkeit und mein Lächeln gewonnen. Als ich dann noch hörte, was sie für witzige Texte auf dem "Tape Nr. Zwei" rappen, war es dann komplett um mich geschehen.
Oder sollte man besser sagen "schreien"? Denn um die überraschend ehrliche Hook des sonst mit herrlich asozialem Humor gespickten ersten Track zu zitieren: "Wir singen nicht, wir rappen nicht, wir schrei'n!" Ja, bei PA69 nimmt sich keiner sonderlich ernst. Und genau das lässt mich beim Hören der gerade mal 15 Minuten immer wieder schmunzeln. Storytelling? Gibt es nicht. Ernsthaftigkeit? Gibt es nicht. Zum Teil wirkt es fast schon dadaistisch, wenn es in einer Zeile um den "Bi-Ba-Butzemann" geht und keine drei Zeilen später heißt: "Heute Nacht wird noch gefickt." Das "Tape Nr. Zwei" ist quasi genauso sinnbefreit wie der Titel selbst. Einziges Konzept: ins Mic schreien, witzig sein, eingängige Hooks ballern. In den Texten wird der asoziale Lifestyle hart zelebriert, doch gleichzeitig bleibt die Crew überraschend politisch korrekt. Manchmal fühle ich mich, als würde ich hier K.I.Z zu ihren Anfängen hören. Und als würde mich diese humorvolle Aggressivität von PA69 nicht schon genug in den Sitz drücken, tritt DJ Dope mit seinen technomäßigen Beats noch mal nach.
Unterm Strich ist "Tape Nr. Zwei" raptechnisch nicht gerade astrein. Aber es unterhält mich auch nach dem 20. Hören noch und wird trotz des Schreiens kein Stück nervig. Und genau deswegen kann ich dieses Tape nur jedem wärmstens empfehlen, wenn er kurzweilige Unterhaltung zum Mitgröhlen sucht – etwa beim Autofahren mit offenen Fenstern.
(Lukas Päckert)