"Was?! Du kennst das nicht? Sekunde, ich such' dir das mal raus." Und schon öffnet sich die Plattenkiste. Wer kennt diesen Moment nicht? Man redet über Musik und auf einmal fällt ein Name – egal ob von einem Song, einem Künstler oder einem Album – mit dem man nicht so recht etwas anzufangen weiß. Und plötzlich hagelt es Lobpreisungen, Hasstiraden oder Anekdoten. Gerade dann, wenn der Gesprächspartner ins Schwärmen verfällt und offen zeigt, dass ihm das Thema wichtig ist, bittet man nicht allzu selten um eine Kostprobe. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Person so sehr am Herzen zu liegen scheint. In diesem Fall – was uns so sehr am Herzen liegt: Ein Auszug aus der Musik, mit der wir etwas verbinden, die wir feiern, die uns berührt. Ein Griff in unsere Plattenkiste eben.
Vor knapp einem Monat hätte das diesjährige splash! Festival stattgefunden. Wäre da nur nicht die COVID-19-Pandemie und der damit einhergehende Stopp von Großveranstaltungen dazwischen gekommen. Statt also zum neunten Mal in Folge nach Ferropolis zu pilgern, lasse ich meine vergangenen acht Besuche noch einmal Revue passieren und lande bei einem meiner Lieblingsmomente.
Es war der splash!-Samstag 2014. Während ich den Freitag noch größtenteils auf dem Zeltplatz verbrachte und auch am Sonntag bis auf das WM-Finale nichts weiter anstand, war der Samstag vollgepackt mit Gigs von Künstlern, für die ich mich interessierte. An das meiste der Konzerte kann ich mich nur noch ungefähr erinnern, aber ein Moment bleibt mir wahrscheinlich für immer klar im Gedächtnis. Nämlich der, als Sorgenkind beim gemeinsamen Auftritt mit 3Plusss zum ersten Mal seinen Song "Ich Bleib" von der wenig später erschienenen "Sommerloch EP" live spielte. Damit konnte er am genau richtigen Ort das Gefühl einfangen, das sich jedes Jahr wieder einstellt, wenn ich am Montag die Heimreise antreten muss. Die Herausforderung, die ganzen Eindrücke und Gefühle des verlängerten Wochenendes zu bewahren – daran zu zehren, bis ich ein Jahr später endlich wieder an diesen geliebten Ort zurückkehren kann. Wohlwissend, dass ich irgendwann nicht mehr wiederkomme, weil es die Umstände nicht mehr zulassen.
Niemand weiß zum aktuellen Zeitpunkt, wann das splash! wieder stattfinden wird. Hoffentlich nächstes Jahr, vielleicht auch erst übernächstes. Doch selbst wenn es das tut, werde ich auch nicht jünger und eines Tages kommt mein letztes Festival. Aber das macht gar nichts, denn meine Erinnerungen an diesen und zahlreiche weitere wundervolle Momente kann ich für immer behalten. Dann ist es so, als wäre ich niemals gegangen. Nur ein Klick auf Play – "und ich bleib".
(Michael Collins)