Ist ein Leben ohne Suchtmittel möglich? Die Frage ist vermutlich nicht so einfach zu beantworten, wenn man bedenkt, dass dazu auch der Kaffee beim Frühstück, die Zigarette in der Pause und das Bier nach Feierabend gehören. Die Gründe für den Konsum können viele sein wie beispielsweise Stress. Wenn man nach einer anstrengenden Woche ausgelassen feiern geht, kommt es nicht selten dazu, dass mit dem Suchtmittelgebrauch übertrieben wird. Gerade im deutschen Rap gibt es viele Tracks über übermäßigen Konsum – kritisch betrachtet wird dieser jedoch selten. Auch Tom Hengst rappt in seinen Tracks über Suchtmittel. Thematisiert wurden diese vor allem auf seiner neuen "Concrete Cowboys"-EP mit Kwam.E. Doch wie steht Tom Hengst wirklich zu Suchtmitteln? Wir baten den Hamburger Rapper zum Interview und sprachen unter anderem darüber, wann kritischer Konsum für ihn anfängt und ob jeder Mensch bestimmte Substanzen benötigt. Außerdem fanden wir heraus, was er von Rappern hält, die ihren Konsum verherrlichen und was die Beweggründe dafür sein könnten, Drogen zu konsumieren.
MZEE.com: Beginnen wir mal mit etwas Allgemeinem. Warum, denkst du, wird in "legale" und "illegale" Suchtmittel unterteilt, obwohl beispielsweise Alkohol genauso verheerend sein kann?
Tom Hengst: Warum ist Kiffen illegal, während wir uns dauerhaft ohne Probleme besaufen können? Ich glaube, dass es viel mit Geld zu tun hat. Alkohol und Tabak sind versteuert, der Staat verdient daran und will den Überblick behalten. Ein anderer Punkt ist, dass es viele Drogen und Suchtmittel gibt, die man nicht kontrolliert einsetzen kann. Irgendwo müssen Grenzen gezogen werden, wenn man Suchtmittel im Allgemeinen betrachtet. Das Internet kann ein Suchtmittel sein, Spielsucht genauso – wobei der Staat natürlich auch viel an Spielsucht verdient. Ich denke, es wird versucht, das zu kontrollieren, indem einige Sachen ab 18 legal sind. Manche Drogen können einfach schnell zum Tod führen und würden dem Staat möglicherweise nicht das einbringen, was sie durch "legale" Drogen verdienen.
MZEE.com: Da kann man natürlich argumentieren, dass Gras nicht so schnell zum Tod führt wie Alkohol.
Tom Hengst: Genau, das ist der Umkehrschluss. Ich arbeite nebenbei im sozialen Bereich und da sind viele Kids, die mit 13 anfangen, Joints zu rauchen. Heutzutage ist das Gras so potent und hochgezüchtet, dass du in der Adoleszenz oder Pubertät Psychosen und psychische Krankheiten catchen kannst. Wenn Cannabis ab 18 legalisiert wird, steh' ich da voll hinter. Vorher nicht. Ich weiß nicht, warum es in Deutschland nicht so gemacht wird. Ein paar Schritte wurden ja schon in die Wege geleitet, aber Deutschland hängt einfach zu sehr hinterher, glaube ich. Die Politik trägt einen Teil dazu bei – CDU, CSU. Bei der CSU braucht man gar nicht mit dem Thema Drogen anzufangen. Die haben keine Ahnung davon, trotzdem stellen sie die Drogenbeauftragte. Da läuft einiges verkehrt.
MZEE.com: Viele Menschen haben ihren Umgang mit Suchtmitteln nicht im Griff. Wo beginnt für dich kritischer Konsum?
Tom Hengst: Das Wort "Sucht" ähnelt ja dem Wort "suchen". Ich glaube, dass viele Leute, die suchtanfällig sind, etwas suchen – sei es Ruhe oder Geborgenheit. Wenn du das auf ein Suchtmittel adaptierst, kann das dazu führen, dass du deinen Konsum nicht mehr unter Kontrolle hast. An dem Punkt sollte man sich meiner Meinung nach Hilfe suchen. Ich hab' Kollegen, die können eine Weile Joints rauchen und kiffen dann ein halbes Jahr nicht, weil sie keinen Bock mehr haben. Andere haben Probleme damit, einen Tag Pause zu machen. Das Gleiche ist es mit Social Media – jeden Tag auf Instagram zu hängen, ist genauso ungesund.
MZEE.com: Was glaubst du, warum Menschen, die schlechte Erfahrungen mit Suchtmitteln gemacht haben, trotzdem weiter konsumieren?
Tom Hengst: Das ist 'ne gute Frage. Wenn ein Kind in einer Familie aufwächst, in der übermäßiger Alkoholkonsum oder Suchtmittelmissbrauch stattfindet, geht das Kind davon aus, dass das ein Teil des Lebens ist. Wenn Papa beispielsweise immer besoffen ist und die Mutter schlägt, ist es vermutlich wahrscheinlicher, dass das Kind selbst zum Alkoholiker wird. Das kann man nicht belegen und es kann natürlich auch das genaue Gegenteil bewirken, aber Eltern sind ja fast immer die Vorbilder ihrer Kinder. Es kann auch am sozialen Umfeld liegen, wenn du nach einem Krankenhausaufenthalt nicht begreifst, dass diese Mittel dein Leben beenden können und du nicht die Stärke hast, deinen Kollegen, die weiter konsumieren, zu sagen, dass du aufhörst. Das trägt dazu bei, dass man nicht aufhören kann, obwohl man negative Erfahrungen gemacht hat.
MZEE.com: Im Gegensatz dazu gibt es Menschen, die noch nie Drogen genommen haben. Was könnten die Beweggründe dafür sein?
Tom Hengst: Sie haben vielleicht Angst oder viel Respekt vor der Substanz. Das kann aus Erzählungen stammen. Viele Eltern machen bestimmt Schocktherapien, indem sie mit ihren Kindern an den Steindamm in Hamburg gehen und sagen: "Wenn du einmal einen Joint rauchst, wirst du so enden." Das ist nicht richtig, aber zieht vielleicht bei manchen. Ich glaube, dass Leute, die früh damit anfangen, auf ihren Körper zu achten, es nicht für nötig halten, den Körper durch Tabak oder Ähnliches zu zerstören. Wobei ich denke, dass Menschen, die sich so einschränken, das Leben vielleicht nicht in vollen Zügen auskosten können. Aber das kann ich nicht sagen, weil ich selbst Raucher bin. Das sind meine Thesen.
MZEE.com: Um von einer Sucht loszukommen, suchen sich Süchtige häufig einen Ersatz – seien es andere Substanzen, Videospiele oder Etwaiges. Glaubst du, dass der Mensch einfach generell zu Süchten neigt?
Tom Hengst: Ich glaube, dass die Menschen von Natur aus auf der Suche nach irgendetwas sind. Sei es der Kick, Liebe, Zuneigung, Geborgenheit oder Geld. Wenn man eine Suchterkrankung hat, kann man die Sucht nur verlagern. Es ist extrem schwer, sie loszuwerden, ohne eine andere zu entwickeln.
MZEE.com: Denkst du, dass auch Menschen, die keine Sucht haben, Dinge brauchen, die süchtig machen können?
Tom Hengst: Ich glaube schon. Ich glaube, dass jeder Mensch nach irgendetwas süchtig ist. Das kann auch eine Samstagabend-20:15-Show sein. Ich kann mir vorstellen, dass manche Leute leichte Anzeichen von Enttäuschung zeigen, wenn die Show ausfällt. Das zeigt, dass der Körper oder der Geist sich darauf eingestellt haben.
MZEE.com: Kommen wir zurück zum Thema Drogen: In Portugal sind sie seit fast 20 Jahren entkriminalisiert. Wenn Menschen mit Drogen – egal, welcher Art – aufgegriffen werden, müssen sie gemeinsam mit einem Juristen, einem Psychologen und einem Sozialarbeiter feststellen, ob ihr Konsum problematisch ist. Fändest du diesen Umgang mit Suchtmitteln auch in Deutschland sinnvoll?
Tom Hengst: Find' ich tatsächlich gar nicht so verkehrt, weil es diese drei Säulen gibt. Es würde die Menschen, die Drogen konsumieren oder bei sich haben, entkriminalisieren. Dementsprechend hat die Polizei weniger zu tun. Man müsste sich nicht für einen Joint hinter eine Ecke stellen und Angst haben, dass man gleich verhaftet wird. Das ist auf jeden Fall gut. Aber du kannst Sucht einfach nicht kontrollieren. Ich glaube, dass so ein Modell für Deutschland ganz gut wäre, aber dann müssen mehrere Aspekte beleuchtet werden. Inwiefern kann ein Psychologe feststellen, ob ein Mensch wirklich ein übermäßiges Suchtverhalten aufweist? Ich glaube, dass Süchtige ihre Sucht gut verstecken können. Das von einem Psychologen oder einem Sozialarbeiter, der irgendwie auch nach einem Schema F verfährt, abhängig zu machen, ist schwierig. Im Grunde genommen ist dieses Konstrukt aber in Deutschland anwendbar.
MZEE.com: Reden wir mal über Rap. Deutschem Rap wird oft vorgeworfen, dass Suchtmittel verharmlost werden, da sich viele Rapper ihrer Außenwirkung nicht bewusst seien. Wie gefährlich ist deiner Meinung nach das Verherrlichen von Suchtmitteln in Bezug auf Kinder und Jugendliche, die diese Musik hören?
Tom Hengst: Meiner Meinung nach ist Rap schon immer eine Möglichkeit gewesen, sich auszudrücken, ohne ein Blatt vor den Mund nehmen zu müssen. Es ist ein Sprachrohr für viele Menschen, die sonst nicht gehört werden würden. Wenn ein Künstler darüber rappt, dass er jede Woche zwei Kilo Kokain verkauft und das wirklich macht, dann ist das Teil seines Lebens. Ich glaube, dass sich viele Künstler nicht der Tatsache bewusst sind, dass auch 13-Jährige ihre Musik hören. Ansonsten ist es, glaube ich, vielen egal, dass ihre Texte Drogen verherrlichen. Es trägt natürlich nicht dazu bei, dass Jugendliche keinen Bock darauf haben, zu kiffen, wenn ihr musikalisches Vorbild ständig darüber rappt. Aber ich finde, dass es nicht der richtige Weg ist, sich selbst zu zensieren. Auf den CDs steht ja auch, dass explizite Inhalte vorkommen.
MZEE.com: Viele Rapper argumentieren damit, dass das, was sie in ihrer Musik verkörpern, nicht wahr ist und nur zu einer Kunstfigur gehört. Gerade für Jüngere ist das aber schwer zu unterscheiden. Sollten Musiker mehr Verantwortung übernehmen?
Tom Hengst: Ich glaube, wenn man weiß, dass viele Menschen einem zuhören, sollte man vielleicht schon Verantwortung übernehmen. Man kann mit dem, was man sagt, viel bewirken. Trotzdem sollte das jeder selbst entscheiden. Es ist immer noch eine Kunstform. Bei mir hat es damals mit der Sekte und Aggro Berlin angefangen. Da ging es nur ums Ficken, Drogennehmen und maßloses Übertreiben. Ich bin kein Heroin- oder Koksabhängiger geworden. Aber natürlich ist es so, dass manche Kinder das nicht unterscheiden können. Man muss generell besser vorgehen, was die Aufklärung über Drogen betrifft. Aber nicht mit so peinlichen Cringe-Seiten auf Instagram wie "Drogenfrei". Das ist einfach der falsche Weg.
MZEE.com: Glaubst du, dass manche Menschen suchtanfälliger sind und eher dazu neigen, ihrem Vorbild nachzueifern?
Tom Hengst: Absolut, ja. Wir sind alle individuell – trotzdem gibt es Menschen, die anfälliger für sowas sind und sich nicht damit auseinandersetzen, worüber gerappt wird. Heutzutage ist es so crazy, dass 16-jährige Kids versuchen, an Codein oder Teile ranzukommen. Einfach, weil ein paar Rapper das sagen und weil sie denken, dass das cool sei. Früher war es das Größte, einen Joint zu rauchen. Ich hab' auch jung damit angefangen und mache das jetzt nicht mehr. Heute sehe ich 14- bis 16-Jährige, die sich abends einfach ein Teil reinpfeifen.
MZEE.com: Kannst du dir erklären, warum immer jüngere Menschen ein Bewusstsein für Drogen bekommen?
Tom Hengst: Ich glaube, die Hauptauslöser sind das Internet und Social Media. Du kannst dir alles angucken, wirklich alles. Du wirst damit beschallt durch Musik, Videos und Instagram. Das ist ja kein Portal, welches darauf ausgelegt ist, dass Kinder keine Drogen sehen. Es ist ja auch gut, dass sie es sehen, aber durch diesen leichten Zugang und die Eindrücke durch Musik ist es normaler geworden.
MZEE.com: Auf deinem Track "Exzess" rappst du: "Dreißig Kippen in der Nacht, einen Liter Schnaps kipp' ich auf ex." – Was reizt dich an einem Exzess?
Tom Hengst: Verrückt, dass du diese Zeile rausgekramt hast. Ein Kollege von mir hat mich auch auf die Line angesprochen und zu mir gesagt, dass er mich noch nie einen Liter Schnaps hat exen sehen. (lacht) Was reizt mich an einem Exzess? Ich weiß nicht, jeder hat in seiner Jugend gerne Party gemacht und mit Kollegen etwas getrunken. Ich glaube, es ist das Loslassen. Wenn du dich betrinkst und mit Freunden die Nacht verbringst, ist es schön, den Alltagsstress und das ganze andere Kopfgeficke loslassen zu können. Wenn man sich zwei, drei Drinks reinzieht und in guter Gesellschaft ist, ist das Leben in dem Moment vielleicht einfacher. Die Frage ist aber natürlich, ob man das abgrenzen kann. Will ich jeden Tag einen Exzess haben, nur damit ich in der Nacht nicht mehr so viel Stress empfinde? Ab und zu ist es auf jeden Fall angenehm, finde ich. Ich bin jetzt aber auch 24 und kann tatsächlich gar nicht mehr so viel saufen, weil ich am nächsten Tag einen schlimmen Kater habe. (lacht)
MZEE.com: Geht es dabei auch um Kontrollverlust?
Tom Hengst: Auf jeden Fall. Kontrollierter Kontrollverlust. Wenn alle an dem Abend so drauf sind, bockt es, weil man vielleicht Sachen macht, die man sonst nicht gemacht hätte. Das kann am nächsten Tag auch negative Konsequenzen mit sich ziehen, ist in dem Moment aber egal.
MZEE.com: Es gibt Menschen, die das nicht machen, weil sie mit diesem Kontrollverlust überhaupt nicht klarkommen. Kann das auch in Richtung Kontrollsucht gehen?
Tom Hengst: Ja, stimmt. Es könnte tatsächlich sein, dass das eine Kontrollsucht ist. Ich hab' auch Leute kennengelernt, die krampfhaft gesagt haben, dass sie heute nur zwei Bier trinken und wirklich nur zwei Bier getrunken haben, obwohl sie mehr wollten. Da kommen wir wieder zu dem Punkt, sich selbst einzuschränken: Obwohl man eigentlich Spaß daran hat, vier oder fünf Bier zu trinken, beschränkt man sich krampfhaft auf diese zwei Bier, um die Kontrolle nicht zu verlieren. Wenn ich mit meinen Jungs unterwegs bin, ist es natürlich nicht immer vollkommener Exzess, bis wir alle kotzend in der Ecke hängen. Ein Abend, an dem man die Kontrolle etwas zur Seite schiebt, kann aber eine Inspiration sein. Als Musiker oder Mensch, der viel im Kopf hat, mal abzuschalten, ist okay, finde ich – sei es durchs Kiffen oder Trinken.
MZEE.com: Kommen wir zurück zu deiner Musik. Du redest in deinen Songs generell oft über Suchtmittel. Brauchst du sie, um die Musik zu machen, die du machst?
Tom Hengst: Zigaretten, ja. Ich rauche viel. Aber ich brauche nicht in jeder Studio-Session Whiskey oder Bier. Trotzdem ist die Sucht nach Nikotin und Tabak da. Ohne könnte ich tatsächlich nicht die ganze Nacht im Studio verbringen.
MZEE.com: Zigaretten sind im Gegensatz zu Alkohol keine bewusstseinserweiternde Droge.
Tom Hengst: Ich glaube, es gibt viele Künstler, die mit sinneserweiternden Mitteln arbeiten. Für manche ist das der ganze Vibe. Alle reden immer davon und ich glaube, dass dieser Vibe für die einfach nur dann da ist, wenn sie vorher zwei Nasen Koks ziehen oder Lean saufen. Ich kiffe seit zwei Jahren nicht mehr, hab' aber damals Texte geschrieben, während ich Joints geraucht habe. Das war immer so eine 50/50-Sache. Entweder war ich zu breit und es kam nur Scheiße raus oder es wurde echt gut. Mittlerweile ist es so, dass ich gute Texte schreibe, wenn ich Bock auf eine Session habe – und wenn nicht, dann nicht. Ich glaube nicht, dass man dafür sinneserweiternde Mittel braucht. Wenn man ein guter Rapper ist, sollte es auch ohne gehen.
MZEE.com: Glaubst du, dass der Vibe eine Ausrede ist, um seinen Drogenkonsum zu legitimieren?
Tom Hengst: Ich glaube, dass das für viele nur eine Ausrede ist. Es ist schwierig, wenn Leute konsumieren müssen, obwohl kein anderer das in diesem Moment macht. Viele Suchtkranke argumentieren, dass sie das "einfach brauchen", wie beispielsweise ständig eine Flasche Wein nach einem stressigen Tag zu trinken. Man kann sich das immer zurechtlegen.
MZEE.com: Du hast vorhin die Ähnlichkeit der Worte "Sucht" und "suchen" angesprochen – zufälligerweise habe ich dir ein passendes Zitat vom Persönlichkeitscoach Georg-Wilhelm Exler mitgebracht: "'Sucht' kommt von 'suchen' und lenkt ab vom Finden." – Was hältst du von dieser Aussage?
Tom Hengst: Sucht und suchen liegen nah beieinander. Was war das? Ein Persönlichkeitscoach? Solche Leute finde ich persönlich immer wack, aber das Zitat stimmt. Etwas Ähnliches hat meine Tante mal gesagt, als ich mich mit ihr über Sucht unterhalten habe. Wenn man sich ein bisschen mehr damit auseinandersetzt, merkt man, dass wir alle auf der Suche sind. Aber sind wir auf der richtigen Suche und wollen wir überhaupt etwas finden? Oder wollen wir für immer auf der Suche bleiben? Das Zitat ist nah an dem, was ich auch denke.
MZEE.com: Wonach suchen die Menschen wohl?
Tom Hengst: Das ist schwierig. Ich glaube, dass viele Leute den Sinn des Lebens suchen. Manche suchen eigentlich einen Partner oder Zuneigung und finden diese Wärme in Drogen. Andere suchen vielleicht nach Dingen aus ihrer Vergangenheit und Lösungen, finden diese aber nicht, weil die Person, die eine Antwort hätte, nicht mehr lebt oder kein Kontakt mehr besteht. Dann findest du die Antwort eben eher in Suchtmitteln. Oder du suchst dein Selbstbewusstsein. Es können verschiedene Dinge sein.
MZEE.com: Was möchtest du Menschen mit auf den Weg geben, die auf der Suche sind?
Tom Hengst: Dass die Personen, die etwas suchen, weitersuchen sollen. Sie sollen sich aber nicht von Sachen, die sie für die vermeintliche Antwort halten, ablenken lassen. Suchen und Hinterfragen ist gut. Sich überhaupt auf die Suche zu machen und diesen Ansporn zu haben, ist gut. Aber Drogen sind keine Antwort. Du suchst nicht nach einer Sucht und danach, jeden Tag zu koksen oder zu saufen. Gestalte deine Suche richtig und hab dein Ziel und das, was du eigentlich suchst, vor Augen.
(Sicko)
(Fotos von Pascal Kerouche)