Die Grundlage unserer Lieblingsrapper, um neue Songs entstehen zu lassen: Produzenten und ihre Beats. Viel zu selten von der Szene erwähnt und doch nicht wegzudenken. Hinter verschlossenen Türen werden über Stunden neue Instrumentals gebaut, das Licht der Welt erblickt jedoch nur das Endprodukt. Wo das Ganze produziert wird, erfahren nur die wenigsten. Ob Homestudio, eigens dafür angemietetes Haus oder einfach von unterwegs beim spontanen Kreativ-Schub – jeder Produzent hat wohl seinen eigenen Favoriten, wenn es um den Ort geht, an dem die Hits von morgen entstehen. Um einen Einblick an diesen besonderen Ort zu erhalten, fragten wir zehn Deutschrap-Produzenten: "Wie sieht dein Studio aus?"
Ghanaian Stallion: Ich habe seit circa ein bis zwei Jahren die Situation, dass ich neben meinem Homestudio, in dem ich nach wie vor viel arbeite, ein "richtiges" Studio habe. Ich habe den Raum damals, auf Anraten meines Brudis Torky Tork, von Suff Daddy übernommen. Inzwischen teile ich ihn mir mit Megaloh und Mädness & Döll. Da wir – zumindest bis zur Corona-Krise – alle ziemlich viel unterwegs waren, kommen wir uns da auch nicht so sehr in die Quere. Zumal ich auch, wie gesagt, viel von zu Hause aus erledigen kann. Mein Homestudio ist ziemlich simpel aufgebaut. Ich nutze JBL 305P MKII-Speaker, die für den Preis auf jeden Fall vernünftig sind und für zu Hause auch ausreichen. Dazu verwende ich von KEF die EGG-Boxen zum Gegenhören. Als Interface verwende ich die Apollo Twin und das Komplete Kontrol S49-Keyboard von Native Instruments. Als Studiomic verwende ich das SM7B. Das ist übrigens in Kombination mit der Apollo Twin ein super Set-up für unterwegs. Ich habe so schon zahlreiche Sessions auf meinen Reisen gemacht und konnte dadurch auf richtige Studios verzichten. Des Weiteren habe ich hier noch ein SubPac für Bassfrequenzen, Maschine Mikro, zwei Technics SL-1210-Plattenspieler, Pioneer-Mischpult und den DDJ-1000SRT. Ich fühle mich zu Hause auf jeden Fall wohler, weil ich große Fenster habe und sehr viel Tageslicht. Das ist wichtig für die Vibes! Das richtige Studio, was auf dem Bild zu sehen ist, ist hingegen eher ein Keller, aber dafür kann man natürlich zu jeder Uhrzeit laut sein. Wir nutzen als Interface die Apollo X4 von Universal Audio. Als Speaker die LS50 in Kombination mit Kube 10b-Subwoofer von KEF. Wir haben diverse MIDI-Controller, aber ich nutze hauptsächlich das Komplete Kontrol S88.
Farhot: In meinem Studio sieht's teilweise aus wie in einem Museum. (grinst) Da kommen locker 500 Jahre zusammen, die die alten Tasteninstrumente gemeinsam ergeben. Ansonsten ziemlich gemütlich eingerichtet, weil ich schon viel Zeit dort verbringe.
Nugat: Ich habe früher, wie fast jeder, mit FL Studio gearbeitet, bis ich mir ein MacBook geholt habe. Zu der Zeit gab es das Programm noch nicht für Macs, deswegen arbeite ich seitdem mit Ableton. Mein Lieblingspiece im neuen Studio ist der Preamp, der Goldmike von SPL. Den benutze ich schon seit meiner ersten Platte, auf der ich singe. Der Sound ist crunchy und warm und bis jetzt hat sich jedes Mic damit gut angehört. Ich bin froh, dass ich endlich einen Raum habe, der auch akustisch optimiert ist. Das ist meiner Meinung nach das Wichtigste überhaupt fürs Recording und Mixing.
The Breed: Ich habe mich bewusst für das Studio bei mir zu Hause entschieden, anstatt extra Räumlichkeiten anzumieten. Dafür musste ich lange nach der richtigen Wohnung suchen. Nachbarn, Größe, Lage … alles musste stimmen. Ich glaube, ich habe fast ein Jahr gesucht. Das hat Vor- und Nachteile, aber ich kann auf jeden Fall immer direkt ran, wenn die Inspiration kommt. Ansonsten hab' ich in den letzten Jahren viele Akustikelemente gekauft und mit meinem Vater und Freunden gebaut. Ich kann nur immer wieder betonen: Investiert euer Geld in Akustik, bevor ihr teure Boxen kauft! Vibe und Feeling finde ich superwichtig in einem Studio. Man muss sich wohlfühlen, trotzdem muss es professionell und funktional sein. Richtig fertig ist man da aber irgendwie nie. Manchmal wache ich früh auf und fange an, im Studio umzuräumen. Dann kommen zum Beispiel die Synths alle an einen anderen Platz oder die Couch wird verschoben. Wahrscheinlich hoffe ich, dass die Musik anders wird, wenn ich anders sitze … (grinst)
Suff Daddy: Mein richtiges Studio habe ich vor einem Jahr aufgegeben, mittlerweile produziere ich hauptsächlich in meinem Wohnzimmer. Hier fühl' ich mich am wohlsten, es ist gemütlich und hell. Ein kleines Homestudio habe ich auch. Das fungiert seit einiger Zeit aber eher als Gästezimmer und sieht überhaupt nicht mehr aus wie auf dem Foto.
Beathoavenz: Unser Studio befindet sich seit 2012 in Berlin-Kreuzberg im Hinterhof eines Loftkomplexes, der zum größten Teil aus einzelnen Musikstudios besteht. In unsere Etage kommt man nur über einen Fahrstuhl. Im Notfall gibt es natürlich auch eine Treppe. Es sind ungefähr 400 Quadratmeter, die wir uns mit Seeed und Kyongpaul teilen. Wir selber besitzen hier mit der Musikerin Jasmin Shakeri – unserer Partnerin in crime – zwei Studioräume, die aneinander gebaut sind, verbunden über eine große Scheibe. Die Wände, Decken und der Boden sind überwiegend in dunklem Weinrot gehalten. Wir arbeiten hier tagtäglich. Unsere wunderschöne große Küche ist das Herzstück des Studios. Hier hängen wir gemeinsam ab, planen die Weltübernahme und spinnen unsere Ideen. Wir produzieren hauptsächlich in-the-box und haben nicht viel Outboard. Perry arbeitet mit Logic, Smoli mit Ableton. Für Vocals benutzen wir unterschiedliche Mikrofone der Firma Neumann. Zur Abhöre verwenden wir Mackie, Genelec und ATC-Speaker und zum Musikschrauben setzen wir ein paar externe Synthies der Firmen Moog, Dave Smith und Oberheim ein. Das meiste passiert jedoch intern im Rechner.
Shuko: Mein Studio ist einfach ein Platz, an dem ich mich wohlfühle. Wichtig ist mir gar nicht so sehr die Akustik, sondern dass es genug Platz für Sessions mit diversen Musikern und auch viel Tageslicht gibt. Früher war der Fokus eher auf eng und dunkel, aber davon kann ich jedem nur abraten. Heute stehen bei mir im Studio viele Pflanzen und ich brauch' einen Blick ins Grüne fürs Kreativsein. Vor fünf Jahren waren mir gute Boxen, viele Synthies und Outboard-Equipment wichtiger, doch ich habe mit der Zeit gemerkt, dass der Vibe in einem Raum das Nonplusultra ist. Manchmal reicht auch ein Laptop mit zwei Boxen und ein MIDI-Keyboard, das man in der Küche stehen hat, um diesen Vibe entstehen zu lassen.
7apes: Ich habe eher ein schmales und minimalistisches Set-up als meinen daily driver. Das rührt vor allem daher, dass ich im Grunde kein festes Studio habe, da ich ziemlich nomadisch bin und bei vielen Kollegen mit im Studio arbeite. Das Herzstück meines Set-ups ist daher mein Laptop, mein MIDI-Keyboard, ein Komplete Kontrol M32 von Native Instruments und meine Kopfhörer von Beyerdynamic. Ich arbeite grundsätzlich viel in der Box und nehme nur bei Bedarf mit analogem Equipment in den Studios von Freunden auf. Gelegentlich recorde ich Gitarren- oder Bassspuren mit meinen Instrumenten über Audio-Interface. Ein weiterer Vorteil meines schmalen Set-ups ist vor allem Effizienz. Ich muss eigentlich nie lange überlegen, was ich womit mache. Das hilft mir, Ideen schnell einzufangen und inspiriert zu bleiben, ohne mich zu viel mit technischen Belangen aufzuhalten.
Jopez: Mein Studio befindet sich im ersten Stock eines Hinterhauses in Berlin im Bezirk Prenzlauer Berg. Wand an Wand mit meinem Bandkollegen und Freund Tua, Kaffee-Pausen immer zusammen. (grinst) Ich arbeite mittlerweile wie meine Jugglerz-Kollegen mit Ableton Live. Wir teilen uns eine Dropbox und haben immer Zugriff auf alle Projekte, da ich in Berlin und die anderen beiden in Konstanz am Bodensee leben. Angefangen, Beats zu bauen, habe ich circa 2002. Damals noch mit Reason, 2008 hab' ich mir eine MPC 2500 gekauft, die sogar gelegentlich noch zum Einsatz kommt. Jetzt benutze ich Ableton mit Ableton Push 2 als Ersatz. Das meiste passiert heute im Rechner, Synths kommen oft noch aus dem Prophet-6. Für Vocals nehm' ich gerne das Mic von Dan Suter aus der Schweiz in Kombination mit Neve 1073-Preamp und Tube-Tech CL 1B. Mit dem Fulltone Tube Tape Echo zerstör' ich gerne Samples oder mach' sonstiges Sounddesign damit.
KD-Beatz: Mein neues Studio befindet sich in meinem Haus. Es ist aufgeteilt in Regieraum, eine Aufnahmekabine sowie einen Chill-out-Raum mit Dartscheibe, Sauna, Whirlpool und so weiter. Für die Raumakustik habe ich verschiedene Absorber und Diffusoren gebaut und angebracht. Ich arbeite hauptsächlich mit einem Neumann TLM 49-Mikrofon, UA 710-Preamp, RME Fireface UC-Interface, ADAM S3X-Lautsprechern und Cubase. Ich biete dort auch Recording, Mixing, Mastering, Workshops und Beats an – mehr Infos dazu findet ihr auf meiner Website!
(Laila Drewes & Danny Fischer)
(Fotos von we run this. (The Breed) & Luka Katic (KD-Beatz))