"Was?! Du kennst das nicht? Sekunde, ich such' dir das mal raus." Und schon öffnet sich die Plattenkiste. Wer kennt diesen Moment nicht? Man redet über Musik und auf einmal fällt ein Name – egal ob von einem Song, einem Künstler oder einem Album – mit dem man nicht so recht etwas anzufangen weiß. Und plötzlich hagelt es Lobpreisungen, Hasstiraden oder Anekdoten. Gerade dann, wenn der Gesprächspartner ins Schwärmen verfällt und offen zeigt, dass ihm das Thema wichtig ist, bittet man nicht allzu selten um eine Kostprobe. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Person so sehr am Herzen zu liegen scheint. In diesem Fall – was uns so sehr am Herzen liegt: Ein Auszug aus der Musik, mit der wir etwas verbinden, die wir feiern, die uns berührt. Ein Griff in unsere Plattenkiste eben.
Es gibt Künstler, über die man völlig unverhofft durch eine Verkettung von Zufällen stolpert und sie lieben lernt, als hätte man sie schon ewig gehört. Lucky Looks ist bei mir einer davon. Kürzlich hat er seine erste EP "Hallo, ich bin Lukas" wieder auf Spotify freigeschaltet. Grund genug, genauer zu beleuchten, was das 2012 erschienene Debüt so gut macht.
Auf der EP sind gerade mal fünf Tracks, die in ihrer Kürze aber perfekt in das Leben eines jungen Menschen um die 20 passen. Lucky bewegt sich irgendwo zwischen Optimismus und Realismus, zwischen Zukunftsangst und Festhalten an der Vergangenheit. Auf "Angefangen aufzuhören" etwa erzählt er, wie man in seiner Jugend noch viel ausprobiert hat, nur um nach Schule und Studium im Alltagstrott gefangen zu sein. Doch er appelliert auch daran, die Zeit zu genießen, in der man noch jung ist, eh die Freunde verloren gehen. Schlimmstenfalls hört man den Track und ärgert sich, dass man auf diesen Rat nicht früher gehört hat. Mich hat es damals motiviert, im Hier und Jetzt zu leben und die Jugend zu genießen, solange man sie noch hat. Lucky Looks offenbart allerdings noch mehr von sich selbst, etwa das langsame Zerfallen einer Beziehung auf "Doppelpunktklammerauf". Auf jedem Song schwingt die Angst mit, die auch ich nach dem Abitur hatte: seine Beziehungen zu Freundin und Freunden beim Erwachsenwerden zu verlieren. Doch Lucky versucht dabei immer, nach vorne zu blicken. Auch die Instrumentals von Buskapé unterstreichen das: Stets ruhig mit angenehmen Vocalsamples untermalt, aber nie zu deprimierend, halten sie die Balance zwischen Angst und Zuversicht.
Und genau das macht diese EP so ehrlich und zeitlos. Lucky Looks fängt mit seinen damals Anfang 20 die Gedanken vieler ein, die sich in einer ähnlichen Situation des Umbruchs zwischen Schule und Berufsleben wiederfinden. Aber bei genauem Hinhören schwingt auch stets die Motivation mit: Mach das Beste draus. Und das war gerade in der Zeit der Veränderungen, in der ich mich damals befand, genau das Richtige.
(Lukas Päckert)