Ich sitze fest, ich geh' nich' raus.
Die Türe zu, die Fenster auch.
Als sich Opti Mane und Donvtello letzten Sommer mit Lex Lugner trafen, hätte wohl noch niemand erwartet, dass dabei eine neue Boyband entsteht. Doch die Ereignisse überschlugen sich: Plötzlich standen Fid Mella sowie Gesangstalent Jamin mit im Studio und es entstand der geschmeidigste Stoff, seit es Seide gibt – der SILK MOB. Aber was genau macht die Musik des scheinbar so ungleichen Quintetts überhaupt so besonders?
Wenn man Donvtello kennt, denkt man wohl zuerst an seine hohe Stimme, die durch seinen Stimmeinsatz in manchen Songs wirkt, als würde er mehr schreien als rappen. Opti Mane ist gewissermaßen das Gegenstück mit seinem butterweichen Sound und entspannten Style. Auf "SILK MOB" harmonieren die zwei aber dennoch großartig, weil beide ihre ganz eigene Art haben, in den Gesang abzudriften. Die österreichische Untergrund-Legende Jamin liefert dann mit ein paar smoothen Hooks und Freestyles noch das i-Tüpfelchen für das klangliche Gesamtbild. Hier wird Rap und Gesang auf eine Weise kombiniert, wie man es im deutschen Rap vorher selten gehört hat. Auch Hitproduzent Lex Lugner und Kollege Fid Mella geben an den selbst eingespielten Synthies und Drums alles und kreieren so beattechnisch ihren ganz eigenen Vibe. Nichts davon wirkt, wie schon mal gehört. Alles erscheint mutig und neu, ohne dass etwas unbeholfen klingt. Und mit Tracks wie der Hotbox-Glorifizierung "Fenster zu" oder der Ode an den "Bademantel" schaffen die fünf ganz nebenbei die Hymnen für das Corona-bedingte Stay at home-Movement.
Gerade Letzteres macht "SILK MOB" nahezu perfekt für die Zeit daheim. Doch auch so ist der SILK MOB quasi das, was deutscher Rap nie gesucht, aber gebraucht hat. Alles irgendwo einen Schritt nach der Trapwelle angesiedelt und gleichzeitig retro durch den leichten 90er-Disco-Flavor, geht die Platte geschmeidig gut ins Ohr. Man wünscht sich, dass das nicht das letzte Werk der neuen Boyband des deutschen Raps bleibt.
(Lukas Päckert)