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Kritik

Pöbel MC – Bildungsbürgerprolls

"Rap braucht kein Abitur. Doch es kann halt auch nicht scha­den." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zum aktu­el­len Release von Pöbel MC, "Bil­dungs­bür­ger­prolls", aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Rap braucht kein Abitur.
Doch es kann halt auch nicht schaden.

Hin­ter dem Namen Pöbel MC ver­birgt sich eine ande­re Art von Künst­ler, als man viel­leicht erwar­ten wür­de. Es wird nicht nur wahl­los gebatt­let, son­dern die Kunst­fi­gur hat mehr zu bie­ten. Der Titel sei­nes Albums "Bil­dungs­bür­ger­prolls" lässt schon die Rich­tung erah­nen, in die es geht.

Denn es wird zwar gepö­belt, aber stets mit Stil. Der Rap­per behan­delt poli­ti­sche Inhal­te, ohne dabei mit Plat­ti­tü­den um sich zu wer­fen. Dabei setzt er sich unter ande­rem mit The­men wie Rechts­ra­di­ka­lis­mus und Eman­zi­pa­ti­on aus­ein­an­der. Auch eine gewis­se Por­ti­on Deutschland-​Bashing darf nicht feh­len. Pöbel MC macht kein Geheim­nis aus sei­ner lin­ken Ein­stel­lung. In sei­nen Lyrics hält er ger­ne denen den Spie­gel vor, die ihre Posi­ti­on für unfehl­bar hal­ten. Denn: "Alle sind jetzt grün und ret­ten die Welt und zu aller­erst die Wei­ßen mit Kon­tak­ten und Geld." Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund und the­ma­ti­siert zum Bei­spiel im Track "Kal­kül" die oft­mals vor­herr­schen­de Dop­pel­mo­ral inner­halb der Gesell­schaft. Mit einer Mischung aus HipHop-​Jargon und Intel­lekt pöbelt der MC gegen alles und jeden: "Rap braucht kein' Chart­erfolg, nur mie­se Beats und Wort­ge­walt." Von bei­dem ist auf "Bil­dungs­bür­ger­prolls" mehr als genug vor­han­den. Die Instru­men­tals gehen nach vor­ne und bewe­gen sich irgend­wo zwi­schen Old­school und Trap. Sie pas­sen äußerst gut zu Pöbels Flow, der ohne viel Geschnör­kel ein­fach on point ist, und drü­cken genau­so wie sei­ne Punches.

Das Inter­es­san­te an der Plat­te ist, dass es der Artist schafft, Köp­fe zeit­gleich zum Nicken und zum Nach­den­ken zu bewe­gen. Sei­ne oft­mals prol­li­ge Wort­wahl kom­bi­niert er gekonnt mit gesell­schaft­lich rele­van­ten The­men. Ein Album, das an vie­len Stel­len auf­grund der gna­den­lo­sen Wahr­heit weh­tut – aber gleich­zei­tig ein Gefühl der abso­lu­ten Erleich­te­rung dar­über hin­ter­lässt, dass so vie­les mal gesagt wird.

(Dzer­ma­na Schönhaber)