Keine Wahl, handle aus Verzweiflung, was erwartest du?
Straße bis zum allerletzten Atemzug.
Haze aus Karlsruhe war weitestgehend im Untergrund unterwegs, bis 2015 Hadi El-Dor – der bereits unter anderem Vega und MoTrip betreut hatte – auf ihn aufmerksam wurde und für kurze Zeit sein Management übernahm. Durch die so entstandenen Kontakte wurde dem Rapper die Tür zu einem breiteren Publikum geöffnet: Sein erstes Album stieg in die Top 30 der deutschen Charts ein, sein zweites sogar auf Platz drei. Jetzt stellt er seine dritte Platte "Brot & Spiele" vor.
Am Grundrezept für seine Musik hat Haze seit seinen Anfängen nicht viel verändert. Die Einflüsse stammen vom amerikanischen HipHop der späten 90er, die Instrumentals sind zum größten Teil dem Boom bap zuzuordnen und inhaltlich werden persönliche Erlebnisse aus dem eigenen Karlsruher Stadtteil behandelt. Wenngleich es sich dabei zunächst um Themen handelt, die man in ähnlicher Form bereits von jedem anderen Straßenrapper kennt, gelingt es dem Künstler, diese auf besonders authentische Weise vorzutragen. Die Person hinter Haze wird greifbar und man hat als Hörer beinahe das Gefühl, selbst durch die Nachbarschaft des Rappers zu laufen. Außerdem ist positiv hervorzuheben, dass der Hood-Report mit klugen, gesellschaftskritischen Texten gepaart wird. Während der Badener zum Beispiel schildert, wie er für kleinere Delikte wie Besitz von Gras belangt wird, kritisiert er, dass zur gleichen Zeit Messerstechereien stattfinden, für die niemand zur Rechenschaft gezogen wird. Der zum Kopfnicken anregende Rap wird unterlegt von abwechslungsreichen Beats, die mit Samples verschiedener Instrumente versehen sind.
Haze versteht sein Handwerk und beherrscht dieses perfekt. Auf "Brot & Spiele" zeigt er, wie Straßenrap in Deutschland klingen sollte. Der Hörer wird an keiner Stelle gelangweilt. Stattdessen nimmt man ihn auf eine Reise durch den Alltag des Rappers mit, von dem ungefiltert berichtet wird. Eine Fortsetzung ist ausdrücklich erwünscht!
(Michael Collins)