Hass in der Brust, wir verschaffen uns Luft.
Nehmen, was uns kaputt macht, und machen's kaputt.
Dass Disarstar aus Hamburg im politischen Spektrum links anzusiedeln ist, weiß inzwischen jeder Hörer, der sich schon einmal mit dem Künstler beschäftigt hat. Mit dem Titel seines mittlerweile vierten Langspielers "Klassenkampf & Kitsch" macht er daraus keinen Hehl mehr und definiert seine Zielgruppe durch die Verwendung des marxistischen Begriffs dieses Mal selbst.
Der Name des Albums beschreibt treffend, was auf elf Tracks passiert. Konsequent zieht sich eine antikapitalistische, antifaschistische und feministische Message durch die Platte. Dabei wird jedoch kein Zeigefinger erhoben, sondern besonnen und für den Hörer nachvollziehbar mit ruhiger Stimme geschildert, woher die Motivation für das politische Engagement kommt. Sehr positiv fällt der Gastbeitrag von Hanybal auf. Der Frankfurter rechnet auf authentische Weise vor, dass ein Monatslohn von 1.200 Euro aus zwei Jobs nicht für ein Leben in Würde ausreicht. Persönliche Erlebnisse und Gefühle spielen auf "Klassenkampf & Kitsch" ebenfalls eine wichtige Rolle. Bei all der System- und Gesellschaftskritik lässt der Hamburger Rapper auch nicht aus, dass er selbst genug Fehler begeht. Dazu passt die vielleicht wichtigste Aussage der Platte auf dem Song "Dystopia": Egal, wie weit der ideale Zustand entfernt zu sein scheint, ist er es immer wert, danach zu streben. Und es ist schön, Disarstars angenehmer Stimme dabei zu lauschen, wie er den Versuch schildert, eben genau das zu tun – sowohl in Bezug auf unsere Gesellschaft als auch sich selbst.
"Klassenkampf & Kitsch" bewegt sich zwischen punkigen Riffs und ruhigen Melodien – zwischen Ton Steine Scherben-Hommagen und Trennungsliedern. Es ist zugleich ein persönliches und politisches Album. Es lohnt sich definitiv, Disarstar und seiner technisch einwandfrei vorgetragenen, wichtigen Message für knapp 34 Minuten zuzuhören.
(Michael Collins)