Auf dem Nummernschild BLN.
Häng' in Gegenden, in denen sie alles außer Regen kenn'.
Schon seit jeher hat die Härte von Berliner Kiezen hungrige Rapper hervorgebracht, die ihre Erfahrungen mit Gewalt und Drogen in Tracks verpackt haben. Auch der Neuköllner Bangs lässt sich in diese Kategorie einordnen. Sonst mit der Army of Brothers unterwegs, meldet er sich jetzt mit seinem ersten Soloalbum.
"Alles gefickt" bietet auf rund 36 Minuten größtenteils Straßenrap, was den Inhalt der Platte in eine klare Richtung lenkt. Die vorherrschenden Themen sind Drogenhandel, Ficken und Gewalt. Textlich gesehen also altbacken, klingt aber nicht danach. Das liegt unter anderem an einer beachtlichen Featureliste. Zusammen mit Undergroundtalenten wie Ulysse, Rapkreation oder Luvre47 wird viel Abwechslung durch verschiedene Flows und die eigenen Charaktere geboten. Auch ein weiterer Aspekt sorgt für Frische: Trotz seiner Position als krimineller Straßenrapper und Neukölln-Representer hat man nie das Gefühl, Bangs würde seine Rolle allzu ernst nehmen, was die Platte angenehm auflockert. Zum Beispiel, wenn er zusammen mit der AOB-Crew und BRKN über die perfekte Länge der Frisur rappt: "Ich meinte [zu] ihm, schneid' mir nur die Spitzen ab und der Hurensohn hat mir direkt den Schnitt verkackt." Neben der Gästeliste sind auch die Produzenten respektabel. Für die passenden Beats sorgen nämlich größtenteils keine Geringeren als CONTRABEATZ und Brenk Sinatra. Ihre druckvollen Instrumentals bieten die ideale Grundlage für die Stärken von Bangs.
Diese liegen nicht im Inhaltlichen – es findet sich eher wenig, was man im Genre nicht schon gehört hat. Dagegen weiß der Künstler mit dem zu überzeugen, was für guten Straßenrap viel wichtiger ist: seinem Hunger, den er uns in jeder Zeile spüren lässt. Das macht "Alles gefickt" zu einem kurzweiligen und abwechslungsreichen Solodebüt.
(Jakob Zimmermann)