'Welcome 2 Miami'-CD in der Umhängetasche von Goyard.
Seit 2016 im Game und ich leiste mir nie einen Fauxpas!
Wenn man direkt mit dem ersten Song jegliche Charts stürmt, hat man es nicht leicht. Der Erfolgsdruck ist hoch, die Chance, das Gleiche erneut zu schaffen, gering. So auch bei Miami Yacine, dessen Hit-Single "Kokaina" bereits vor vier Jahren veröffentlicht wurde. Sein Debütalbum von 2017 hat man trotz Platz drei in den Charts nicht mehr wirklich in Erinnerung. Aber mit etwas Abstand und mehr Erfahrung bleibt Yacine mit Album Nummer zwei dem Hörer vielleicht eher im Gedächtnis.
Eines lässt sich relativ schnell über "Welcome 2 Miami" sagen: Hier wird gar nicht erst krampfhaft angestrebt, den nächsten Hit zu landen. Stattdessen merkt man, wie Miami Yacine sich auch gerne abseits des Autotune-Overkills ausprobiert. So zeigt sich etwa auf "Vamos a la Playa", dass er seine cleane Gesangsstimme keineswegs verstecken muss. Und ob man will oder nicht: Die Hooks von "Narco Ben" oder auch "Hayabusa" bleiben hängen, egal wie stumpf sie sind. Leider liegt genau an dieser Stelle das Problem des Albums. Inhaltlich ist hier alles etwas belanglos. Ob Lines a la "Ihre Pussy ist rosa" – bei der man "Brust" statt "Pussy" versteht, eine von vielen misheard Lyrics auf dem Album – oder aber zahlreiche "Skrrt"- und "Pow Pow"-Adlibs, an Klischees ist hier alles vorhanden. Hauptsächlich geht es immer noch um den Struggle mit den Cops und den Kampf aus dem Ghetto. Doch das Nervigste: Auf jedem zweiten Track muss noch mal daran erinnert werden, welch ein Hit "Kokaina" doch war. Klar, musikalisch ist die Platte zum Teil sehr eingängig gestaltet. Gerade die Produktionen von Lucry in Zusammenarbeit mit Suena beweisen, wie gut die Verbindung von klassischem Piano und dem KMN-Trap-Sound klingen kann. Aber die Musik überspielt nicht immer den Inhalt …
Am Ende bringt "Welcome 2 Miami" zwar ein wenig Abwechslung und manchen Ohrwurm mit sich, aber kann inhaltlich letztlich nicht wirklich überzeugen. Unterm Strich bleibt es für den Dortmunder dann wohl doch beim One-Hit-Wonder.
(Lukas Päckert)