Rhymin Simon, Digga, dis is' kein Geheimnis.
Letzter deutscher Rapper ohne peinlich.
So wirklich weg war Rhymin Simon seit dem Ende der Sekte ja nie – aber eben auch nicht ganz da. Nachdem die eigene Karriere vorerst auf Eis gelegt war, managte er über sein Label Rummelboxer verschiedene Künstler und veröffentlichte deren Platten. Hier und da trat er sogar auf und gab Interviews. Und seit 2015 gab es dann gemeinsam mit Die Säcke endlich auch wieder selbstgerappte Zeilen und Parts. Dennoch sind mittlerweile knapp 14 Jahre ins Land gezogen, seit der reimende Simon ein Soloalbum releast hat. Ob das zu spät ist oder nicht, egal. "Essi Duz It".
Und dann gleich richtig: in Form eines Doppelalbums. "Essi Duz It / Letzte Liebe" wartet direkt mit 20 Anspielstationen auf, die den Hörer über alles in Kenntnis setzen, was der Rapper in den vergangenen Jahren erlebt hat. Dabei handelt es sich in erster Linie scheinbar um Drogenexzesse und Frauengeschichten. Dass diese vorwiegend zwischen stumpf und nicht allzu niveauvoll mäandern, ist wohl vor allem Simons Humor geschuldet. So manchen Track lässt das wie schlichtes Füllmaterial wirken, welches zwischen die wirklichen Perlen gepackt wurde. Denn wenn er ein Loblied auf seinen Volvo zum Besten gibt, einsieht, dass er mittlerweile so "Torch" ist, wie er sich fühlt, oder sich ganz nüchtern mit Depressionen auseinandersetzt, zeigt das eine ganz andere Seite von Rhymin Simon. Nämlich die eines erwachsenen Künstlers, der nicht nur selbstironisch und selbstkritisch an seine Texte herangehen, sondern sich zwischen all den vernaschten Müttern und angeblichen Bitches auch nachdenklich und vernünftig geben kann. Gerade von dieser Seite gerne mehr.
Dass viel Herzblut und Mühe in diesem Doppelalbum steckt, muss man anerkennen, selbst, wenn Rhymin Simon damit nicht unbedingt jedermanns Geschmack und Humor trifft. Immerhin bietet die Tracklist genug – sowohl soundtechnisch als auch inhaltlich – hörbares Material. Damit sollte es gelingen, über die sonst oft recht stumpfen Strophen hinwegzusehen. In jedem Fall reicht es aus, um zu hoffen, dass das nächste Soloalbum nicht wieder 14 Jahre auf sich warten lässt.
(Daniel Fersch)