Auf der Tapefabrik ist HipHop noch HipHop. Fernab von Beef, Gossip und mehr Handys als Händen in der Luft trifft sich die deutsche Rap- und Beatszene in Wiesbaden zur größten Jam des Landes. Legenden wie Creutzfeld & Jakob, Aphroe und ABS haben die Bühne im Schlachthof schon genauso abgerissen wie die Straßenrap-Größen Haftbefehl und Celo & Abdi sowie Untergrundhelden wie Retrogott & Hulk Hodn oder Slowy & 12Vince. Jeder, der die Tapefabrik schon einmal besucht hat, kennt die besondere Atmosphäre, die die Veranstalter dort Jahr für Jahr mit viel Herzblut erschaffen. Wie schon die Jahre zuvor wollen wir auch 2020 zur 9. Ausgabe der Tapefabrik unseren Beitrag leisten und sind erneut Gastgeber einer eigenen Bühne. In den nächsten Wochen stellen sich einige der Künstler, die auf der MZEE Stage auftreten, persönlich vor, indem sie unser Format "MZEE Tape" fortführen. Schon in den vergangenen Jahren stellten 14 Künstler ein Mixtape mit fünf für sie persönlich essenziellen Tracks zusammen. Das fünfzehnte Tape stammt von Juse Ju. Bekannt für seine ironischen Lyrics kommt der Wahlberliner zurück nach Hessen. Vor einigen Jahren moderierte er schon die Mainstage, dieses Mal darf der Rapper auf der Bühne zeigen, was er zu bieten hat. Wir freuen uns auf Juse Ju am 21. März auf der Tapefabrik.
Track 1: Ein absoluter HipHop-Klassiker
Janet Jackson feat. Q-Tip – Got Til It's Gone
Juse Ju: Die Frage lädt ein, hier "Shook Ones (Part II)" zu sagen. (lacht) Aber das wäre langweilig. Für mich persönlich ist Q-Tips Part auf "Got Til It's Gone" von Janet Jackson ein Klassiker.
Track 2: Ein Track, den ich mit der Tapefabrik verbinde
Jephza – Links, Rücken, Rechts, Bauch
Juse Ju: Ich hab' vor ein paar Jahren die Tapefabrik moderiert. Jephza war Teil des Line-Ups und mir komplett unbekannt. Als er dann "Links, Rücken, Rechts, Bauch" gespielt hat, fing eine junge Frau neben mir an zu weinen. Der Song handelt von seinem besten Freund und Rapkollegen, der bei einem Unfall ums Leben kam. Ich fragte mich damals, ob die junge Frau den Verstorbenen wohl kannte. So oder so finde ich den Song intensiv. Die Szene hat sich mir in Verbindung mit der Tapefabrik eingebrannt.
Track 3: Der Track eines völlig unterschätzten Künstlers
Sugar MMFK – Melodien
Juse Ju: Ich mag dieses "underrated"-Gerede nicht, weil es sich meistens nur auf YouTube-Klicks oder sonstigen Firlefanz bezieht. Es gibt aber tatsächlich Sachen, die mich wundern. Zum Beispiel finde ich, dass Sugar MMFK eine sehr starke Hook-Stimme hat, aber trotzdem für Straßenrap-Verhältnisse wenig gehört wird. Gerade seine Hook bei "Melodien" ist ein Ohrwurm.
Track 4: Mein absoluter Favorit aus dem vergangenen Jahr
Max Herre – Das Wenigste
Juse Ju: Ich finde, das beste Album hat 2019 überraschenderweise Max Herre mit "Athen" geliefert. Klar, auch OG Keemo hat ein krasses Ding gemacht. Aber Max Herre hat mich zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder abgeholt. Mein Lieblingssong ist "Das Wenigste" mit Joy Denalane. Aber auch die Tracks "Athen", "Villa Auf Der Klippe" oder "17. September" find' ich gut. Das Album ist gleichzeitig Roots und aktueller Sound. Viele waren überrascht, als ich Max Herre Ende des letzten Jahres in Bestenlisten nannte, weil ich ja mit "Messias von Benztown" einen wenig freundlichen Song über ihn gemacht habe. Aber natürlich wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird – der Song war ja fiktiv. Außerdem freue ich mich besonders, wenn Künstler, die ich schon abgeschrieben hatte, mich wieder berühren können.
Track 5: Der beste Song, der aus meiner Feder stammt
Lovesongs
Juse Ju: Ich denke, mein bester Song ist auch mein erfolgreichster: "Lovesongs".
(Laila Drewes)
(Grafik von Daniel Fersch)