Ich zieh' meine Runden hier im Viertel wie ein Tiger.
Berlin ist schon lange ein absoluter Hotspot, was deutschen Rap betrifft. Kein Wunder, steht die Stadt mit ihren Bezirken doch für eine breitgefächerte, urbane Kultur. Die Straßen der Millionenmetropole sind bunt und vielfältig, aber ebenso hart und rau. Genau diese Extreme überträgt die Gruppe Rapkreation aus Kreuzberg in ihre Musik. Bestehend aus zwei Künstlern sowie ihrem – auch mal als Produzent fungierenden – Manager, hat sich die Formation mit drei EPs im Untergrund bereits einen Namen gemacht. Nun erscheint mit "Obskur" ihr Debütalbum.
Dreh- und Angelpunkt von Rapkreation ist der heimische Kiez. Hier streift man durch die Straßen – unabhängig von Wind und Wetter. Mit "Obskur" nehmen sie den Hörer mit in ihre Hood. Es ist keine besonders schöne Gegend und auch ein sorgenfreies Leben führen hier die Wenigsten. Gewalt und Armut bedrohen den Alltag. Das Rapper-Duo verdeutlicht jedoch immer wieder, dass Viertel, Crew und Familie einen auffangen: "Wenn der Kopf gefickt ist, gebe ich dir Kraft." Das Leben im Mikrokosmos Kreuzberg vermitteln Rapkreation detailreich und authentisch. Allerdings kommt ihr bodenständiger Straßenrap nicht ohne Klischees aus. Viele Textbausteine wirken abgegriffen. "Medusa", ein Rundumschlag gegen falsche Schlangen, und die Realkeeper-Retrospektive "Sandsack" sind dafür nur zwei Beispiele. Trotzdem spürt man, dass die MCs Rap und HipHop lieben und den Lifestyle leben, den sie verkörpern. Die Beats von MotB passen optimal dazu. Denn sie bauen soundtechnisch auf klassischen Fundamenten auf, ohne sich modernen Einflüssen zu verschließen.
Wirklich "obskur" kommt das Debütalbum von Rapkreation nicht daher. Denn befremdlich oder gar mysteriös ist ihre Musik nicht. Im Gegenteil: Ihr Rap ist teilweise sogar ziemlich erwartbar. Trotzdem liefern sie einen stimmungsvollen und in den besten Momenten mitreißenden Report von den dreckigen Straßen Berlins. Es ist einfach Rap, der ohne schillerndes Geprotze oder andere Ablenkungsmanöver auskommt.
(Florian Peking)