Warum ich noch lebe? Das frag' ich mich selbst.
Ich werd' nix verändern und schon gar nicht die Welt.
Private Paul ist depressiv. Das merkt man ihm und besonders seinen Texten stets an. Da wundert es nicht allzu sehr, dass sein Album erst zwei Jahre nach der ersten Ankündigung erscheint. Aber wie klingt dieser lang erwartete "depressive suicidal Emo-Punk-Rap", kurz "DSEPR", überhaupt?
Eines ist schnell klar: Was hier in 58 Minuten Spielzeit geboten wird, hätte keinen treffenderen Namen bekommen können. So bedrückend depressiv war die Stimmung auf einem Private Paul-Release noch nie. Und auch textlich ist der Grat zwischen "Aber solang' ich noch Lieder drüber machen kann, kann's ja nicht so schlimm sein" und tief suizidalen Gedanken wie "Was mache ich jetzt mit dem angefangenen Leben?" sehr schmal. Generell dreht sich das Album inhaltlich viel um die eigenen Abgründe des manchmal schon zu authentischen Emo-Punk-Rappers. Und wenn es nicht um emotionale Tiefen geht, lässt er dem Hass freien Lauf. Gegenüber der Arbeit unter einem Label. Gegen die Szene. Oder einfach nur gegen sich selbst. Als wäre das aber noch nicht bedrückend genug, verstärken die von Paul selbst produzierten Beats diese Stimmung zusätzlich. Von deprimierenden, minimalistischen Synthie-Beats bis hin zu mit Gitarrenriffs durchzogenen Instrumentals, die dem "Punk" im Titel alle Ehre machen, ist alles dabei. Doch egal welche Musikrichtung, das Produzieren beherrscht Private Paul ebenso wie das Rappen. Auch wenn der punkige Sound das nicht direkt vermuten lässt: Alles ist genau aufeinander abgestimmt für die maximale Dröhnung Melancholie.
"DSEPR" ist das passende Release für den Winter. Selten erzählt jemand so schonungslos ehrlich und düster von seinem Leben, seinen Ängsten, Depressionen und dem Hass auf sich selbst wie auch auf die Menschheit. Leider führt die komplett eigens durchgeführte Vermarktung gerade bei solch einem Nischenprodukt schwer zu großer Bekanntheit. Was bei so starker Musik über ein so wichtiges Thema schade ist. Doch der Mann weiß zum Glück selbst: "Schön und gut, wenn man der Realste ist. Aber Realness zahlt die Miete nicht."
(Lukas Päckert)