Katastrophe in der Schule, Philosoph in mei'm Zimmer.
Nichts geseh'n von der Welt, doch sie fließt durch mein' Füller.
Max Herre ist ein Name, der unterschiedliche Reaktionen hervorruft. Die einen sehen ihn wegen seines Schaffens mit Freundeskreis als Pionier des deutschen Raps. Die anderen zählen ihn spätestens nach seinem Soul-Pop-Experiment "Hallo Welt" gar nicht mehr zu HipHop. Seit ebendiesem Album sind sieben Jahre vergangen. Nachdem er lange an "Athen" gearbeitet hat, will er sich mit der neuen Platte wieder mehr auf seine Wurzeln besinnen. Aber gelingt ihm das auch?
Thematisch kann man das nur bestätigen. "Athen" dreht sich zu sehr großen Teilen um die Vergangenheit des Protagonisten. Er geht zurück zu seinem 17. Lebensjahr und gibt einen Einblick in die griechische Hauptstadt, die er in seiner Jugend so oft besuchte. Ebenso bekommen sein Vater sowie sein Großvater je ein Loblied – das eine mehr, das andere weniger offensichtlich als solches für den Hörer zu erkennen. Als Konzeptalbum funktioniert "Athen" somit ganz gut. Doch die etwas träge wirkende Vortragsweise gepaart mit den beinah durchgehend ruhigen Instrumentals trübt diesen positiven Eindruck etwas. Lediglich durch Tracks wie etwa "Dunkles Kapitel" wird dieses Schema vereinzelt durchbrochen. Die zahlreichen Unterstützer in der Soundbild-Findung, von Alli Neumann über KitschKrieg bis Tua, haben ihr Bestes gegeben, diese Platte vollkommen zu machen. Doch es wird so sehr versucht, Perfektion zu erreichen, dass genau das dem Album am Ende im Weg steht. In Verbindung mit Max Herres Rapstil verläuft dieses Streben nach Vollkommenheit musikalisch letztlich im Sande.
Nach beinah einer Stunde ist klar: Der Stuttgarter ist durchaus zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Vielleicht nicht unbedingt musikalisch, auch wenn er relativ routiniert rappt. Zu großen Teilen könnte man das soundtechnische Gerüst eher seinem Singer-Songwriter-Dasein und damit fast dem Pop zuordnen. Doch inhaltlich nimmt das Album den Hörer komplett mit auf eine Reise zu Herres Ursprüngen. Zurück nach Griechenland. Zurück nach "Athen".
(Lukas Päckert)