Weiß, wo ich herkomm'. Weiß, wo es hingeht.
Fuckboys stehen so, wie der Wind weht.
Wer KeKe nicht kennt, der war beim Thema "Newcomer des Jahres" vielleicht nicht aufmerksam genug. Die Künstlerin aus Wien rappt erst seit 2018, hat aber die meisten Deutschrap-Milestones schon abgehakt: Auftritte in zahlreichen großen Podcasts, JUICE-Interview und Features mit Szenegrößen wie Trettmann oder KUMMER. Da sind die Erwartungen an ihr erstes Release, die EP "DONNA", natürlich dementsprechend hoch.
Knappe 13 Minuten hat man Zeit, um in den Sound der Künstlerin einzusteigen. Sie startet mit "Intro (Donna)", einem kraftvollen Representer, auf dem vor allem gespittet wird. In eine ähnliche Richtung geht es auch auf dem nächsten Song "Alles Gut". Allerdings ist dieser wesentlich melodischer. Die beiden genannten Tracks richten sich an die "Fuckboys", mit denen sie sich seit Veröffentlichung der ersten Singles auseinandersetzen muss. Denn durch die starke, feministische Message in ihren Songs wurden – wie so oft – viele Internet-Rambos auf den Plan gerufen. Rap ist allerdings ein eher kleiner Teil der EP, was besonders am außergewöhnlichen musikalischen Background der Künstlerin liegt: KeKe kommt eigentlich aus dem Jazzgesang. Dies kann man trotz mal mehr, mal weniger Autotune hören. Dass sie sich so frei zwischen Rap und melodiösen Hooks bewegen kann, liegt auch an Shawn The Savage Kid, srsly und Jerry Divmond. Die Produzenten sorgen für moderne Beats, auf denen die Musikerin sowohl sentimental als auch – wie auf "Malibu" – mit lockerem Beachvibe rappen kann. Zum Ende der EP wird es wieder ruhiger. Das Outro "Wolfau" ist ein passender Abschluss und hinterlässt einen melancholischen und tiefsitzenden Eindruck.
In einer Szene, die immer noch ein Problem mit Sexismus hat und in der Frauen besonders viel Gegenwind bekommen, ist KeKe eine wichtige Stimme. "DONNA" ist ein starkes und rundes Debüt, das einen Ausblick darauf gibt, wo es soundtechnisch und auf Albumlänge mit der Rapperin hingehen könnte.
(Jakob Zimmermann)