Marlboro-Gang, Marlbo-Marlboro-Gang.
In Gucci, Louis, Louis, Gucci, Louis, Louis.
"Lange mussten wir auf neue Musik von Capital Bra warten" – Worte, die man getrost der Kategorie "Sätze, die noch nie jemand gesagt hat" zuordnen kann. Und das auch aus einem bestimmten Grund: Seit 2016 hat der Berliner bereits über 70 Singles – darunter 16 Nummer eins-Hits – veröffentlicht. Der Output ist sogar so hoch, dass für seine Diskografie eigens ein Wikipedia-Artikel angelegt wurde. Und zu diesem kommt jetzt noch ein weiterer Eintrag hinzu. Capital hat sich nämlich mit Samra zusammengetan, um den zweiten Teil des Erfolgsalbums "Berlin lebt" zu releasen.
Die beiden bilden eine Kollabo, die auf den ersten Blick durchaus Sinn zu ergeben scheint. Denn auf dem Opener "Berlin lebt wie nie zuvor" zeigen sie sich von einer erfreulich giftigen und hungrigen Seite. Vor allem Samra macht mit seiner markanten Stimme Lust auf mehr. Dieser erste, vielversprechende Eindruck trügt allerdings. Kann man aufgrund der Power des ersten Songs noch über die lyrischen Defizite und den fehlenden thematischen Tiefgang hinwegsehen, so muss man im weiteren Verlauf des Albums feststellen, dass dieses Manko immer präsenter wird. Gut, man kann nun sagen, dass damit bei einem Künstler wie Capital Bra – angesichts seiner enormen Veröffentlichungsrate – zu rechnen war. Erschreckend ist allerdings, dass sich Samra diesem Niveau vollkommen anpasst. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Beats von Beatzarre und Djorkaeff weitestgehend unaufregend und beliebig wirken. Zwar gibt es mit "Huracan" und "Satellit" durchaus Tracks, die an das anfängliche Energielevel rankommen, doch für die Mehrheit der 18 Anspielstationen gilt, dass die großen Überraschungsmomente ausbleiben.
Als Hörer fällt es einem schwer, positive Emotionen gegenüber dem Album aufzubringen. Zu sehr wird auf die Liebe zum Detail oder sprachliche Spitzfindigkeiten verzichtet. Insgesamt muss man daher sagen, dass neben den unzähligen "Lelele"s und "Ra"s vor allem eines hängen bleibt: Ratlosigkeit.
(Thomas Linder)