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Kritik

Kollektivgedächtnis – Mit Zwille & Feder

"Bereit, uns mit Lei­bes­kräf­ten für Rap ein­zu­set­zen." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zum aktu­el­len Release von Kol­lek­tiv­ge­dächt­nis, "Mit Zwil­le & Feder", aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Bereit, uns mit Lei­bes­kräf­ten für Rap einzusetzen.

Tim Tay­lor ist mit sei­nen über zehn Jah­ren Mic-​Erfahrung ein klei­nes Rap-​Urgestein und den­noch mehr Geheim­tipp als Mainstream-​Rapper. Bei Air Fork One ist das noch einen Zacken extre­mer, da es von ihm nach wie vor wenig Musik zu fin­den gibt. Die bei­den Untergrund-​Künstler haben sich nun zum Kol­lek­tiv­ge­dächt­nis zusam­men­ge­schlos­sen, um "mit Zwil­le & Feder" gegen die Wack­ness der Sze­ne vorzugehen.

Der Album­ti­tel ist dabei Pro­gramm: Auf den ers­ten Tracks wird mit der Zwil­le ohne Rück­sicht auf Ver­lus­te gegen die Kon­kur­renz geschos­sen, wäh­rend die bei­den auf dem Rest der Plat­te zei­gen, wie gefühl­voll die Feder geführt wer­den kann. So spit­ten sie aggres­si­ve Lines wie "Ihr zieht nichts durch außer die obli­ga­to­ri­sche Nase Koks" und heben sich neben­bei noch selbst ins Ram­pen­licht. Klas­si­scher Batt­ler­ap eben. Und wenn sie nicht batt­len, erzäh­len sie vom eige­nen All­tag: von der Ver­gan­gen­heit und der Gegen­wart – Sto­rytel­ling aus dem Leben der Rap­per. Gera­de "Hip­pies" und "Immer dar­an geglaubt" ent­pup­pen sich dabei als sehr nahe­ge­hen­de Tracks über die Bezie­hung zur Musik und den eige­nen Antrieb. Air Fork One und Tim Tay­lor bewei­sen dabei stets, wie gut sie sich ergän­zen. Dass die zwei rou­ti­nier­te Rap­per sind, lässt sich sowie­so nicht abstrei­ten. Auch, wie sie sich mal part­wei­se, mal zei­len­wei­se abwech­seln, ist stets stim­mig. Das orga­ni­sche wie viel­fäl­ti­ge Boom bap-​Soundbild von etwa Untergrund-​Koryphäe Oskar Hahn, Robo­ti Niro oder auch Fork One selbst run­det das Gan­ze dann noch ent­spre­chend ab.

Nach einer hal­ben Stun­de Spiel­zeit braucht der Nacken nach dem vie­len Kopf­ni­cken zur Musik der bei­den Kas­se­ler ver­mut­lich erst mal eine Mas­sa­ge. Inhalt­lich mag für das Sub­gen­re hier zwar nicht viel Neu­es pas­siert sein, aber "Mit Zwil­le & Feder" lie­fert dem Hörer defi­ni­tiv fei­nen Oldschool-​Flavour zum Genie­ßen neben­bei. "Who Got The Funk?!" – Das Kol­lek­tiv­ge­dächt­nis sicher!

(Lukas Päck­ert)