Sag dein' ganzen Leuten, dass ich handel' wie der Teufel.
Geht's um Euros, mach' ich Beute – ich bin Streuner.
Spätestens seit OG Keemo ist klar: Mannheim hat sehr spannende Rap-Akteure zu bieten. So manche von ihnen fliegen aber noch weit unter dem Radar. Zum Beispiel Binho, ebenso Mitglied in der Crew Zonkeymobb. Der 25-Jährige konnte bisher lediglich mit einigen Video-Singles und Featureparts den ein oder anderen Hörer von sich überzeugen. Sein Tape "Segen oder Fluch" soll das nun ändern und ihn fest in der Szene etablieren.
Der Vergleich zu OG Keemo drängt sich nicht nur aufgrund der geographischen und persönlichen Nähe des Protagonisten zu dem Chimperator-Signing auf. Denn "Segen oder Fluch" ist ebenso geprägt vom verschrobenen Hinterhof-Sound von Funkvater Frank. Und ZNKMO, der zweite Producer des Tapes, trägt zusätzlich zum wuchtigen Mix aus Boom bap-Ästhetik, tiefen Bässen und Auf-die-Fresse-Drums bei. Aber auch an Binhos Rap selbst merkt man, dass die Mannheimer Crew die Kunstform über weite Teile wohl gemeinsam für sich erschlossen hat. Inhaltlich sowie flowtechnisch gibt es eine Menge Ähnlichkeiten zu anderen Releases aus dem Umfeld. Das lässt "Segen oder Fluch" allerdings nicht beliebig oder gar abgekupfert klingen. Es sind dieselben positiven Eigenschaften, die man hier vorfindet: Lupenreine Raptechnik trifft auf eine spannungsgeladene Darbietung der kleinkriminellen Halbwelt. Binhos Vokabular ist dabei so ausschweifend wie passend. Seine Gaunereien, sein Hustle, sein Lifestyle – all das erscheint ob der gelungenen raptechnischen und klanglichen Umsetzung bedrohlich, glaubwürdig und vor allem unterhaltsam. "Segen oder Fluch" bietet so auf sieben Tracks komprimiert einen Untergrund-Sound, der nach vorne geht, ohne dabei am Anspruch der Rap-Skills zu sparen.
Für eine Debüt-EP, die seine Musik erstmals einer größeren Hörerschaft vorstellt, macht Binho mit seinem neuen Tape schon sehr viel richtig. Als Nächstes gilt es zu zeigen, dass er auch auf Albumlänge interessante Inhalte bieten kann, mit denen er sich innerhalb seiner Crew eigenständig abhebt. Dass er ein Newcomer ist, den man im Auge behalten sollte, beweist der Mannheimer aber allemal. Und so darf zum gelungen Gauner-Gerappe von "Segen oder Fluch" vorerst ordentlich "gemobbt" werden.
(Florian Peking)