Und ich stehe immer noch mit der Knipse auf Gleis sieben.
Vorm Zug Richtung Karriere – wieder nicht eingestiegen.
2019 wurde durch etliche Releases zu einem ziemlich guten Jahr für alle Fans des deutschen Untergrundraps. Als könnte es nach den zahlreichen bisherigen Hochkarätern nicht noch besser werden, meldet sich nach über zwei Jahren Pause das Hamburger Duo Slowy & 12Vince mit "Dejavu" zurück.
Diverse Representer- und Battlerap-Tracks zu Beginn des Albums machen klar: Slowy scheut sich nicht, die Szene zu fronten, von der er selbst Teil ist. Die Hauptthematik der Platte ist gleichzeitig eine Leidenschaft des Künstlers – Graffiti. Der Hamburger rappt über den Lifestyle als Sprüher, über gemeinsame Erfahrungen mit der Crew und "Experten, die zwar alle nichts sind, aber gerne etwas wären". Sein Taktgefühl, seine raue Stimme und die präzisen Lyrics lassen den Hörer mitfühlen, selbst wenn dieser vielleicht nichts mit Begriffen wie "Backjumps" oder "Wholetrains" anfangen kann. Hört man sich weiter durch die Platte, werden auch ernstere Töne angeschlagen. Der Rapper wird selbstkritisch, beschäftigt sich mit dem Struggle zwischen Familie und Künstlerdasein und bezieht Stellung gegen Rechts. Allerdings käme das alles nicht so richtig zur Geltung, wäre da nicht sein Kollege 12Vince. Dieser liefert 18 passende Beats, die meist aus gewohnt souveränen Jazz-Samples bestehen und mit Cuts von Deichkind bis 50 Cent abgerundet werden. Dabei schafft der Produzent ein recht homogenes Soundbild, das an manchen Stellen vielleicht etwas repetitiv wirkt, aber dafür sorgt, dass man "Dejavu" locker an einem Stück durchhören kann.
Slowy & 12Vince zeigen auch mit dem dritten gemeinsamen Album, wie gut sie miteinander harmonieren. Das einwandfreie Zusammenspiel macht ihr neuestes Werk zu einem Highlight abseits des Mainstreams, das vor allem für Oldschool-Fans und Underground-Kenner Pflichtprogramm sein sollte.
(Jakob Zimmermann)