Bereit, mich erneut zu beweisen.
Schickt das schwarze Schaf in die Herde.
Eigentlich gibt es doch nur zwei Sorten von Rappern: Jene, mit denen Fler Beef hat und jene, die zuerst bei Fler gesignt waren und jetzt mit ihm Beef haben. Gerade für letztere Kategorie dürfte Silla wie kein Zweiter stehen, was es nur umso verständlicher macht, dass sich der Berliner bemüht zeigt, dieses Etikett abzulegen. Und wo er schon dabei ist, entledigt er sich auch all des anderen Ballasts. Darum: voller Fokus auf das Innerste, das Ureigene, den Instinkt – in diesem Fall "Silla Instinkt 2".
Nicht nur diese Rückkehr zum Ursprung scheint Dreh- und Angelpunkt des neuen Albums, auch das Wiederfinden des alten Soundbilds dürfte eine Prämisse bei der Produktion gewesen sein. So fühlt man sich schon nach den ersten Tracks zurückversetzt in eine Zeit, in der das Aneinanderreihen sauberer Kettenreime noch Maß aller Dinge war. Der Verzicht auf Eingängigkeit im Vergleich zu aktuellen Songs aus der Szene ist dabei unüberhörbar, fällt aber nicht unbedingt negativ auf. Auch inhaltlich bleibt Silla seinen Wurzeln treu. Er berichtet davon, sich von ganz unten nach ganz oben zu kämpfen, kurz vorm Durchbruch zu stehen und dabei immer auf der Hut vor dem drohenden Rückfall in alte Muster zu bleiben – alles garniert mit etwas Straßenattitüde. So beeindruckend dabei jede einzelne Zeile ob ihrer technischen Finesse wirken mag, so wenig bleibt letztlich davon im Ohr. Punchlinegewitter, nur leider ohne nachhallenden Donner. Die wenigen Stellen, die mit en vogue-Klangbildern liebäugeln, wirken deplatziert und so bricht etwa die Autotune-Einlage auf "Eisen" stark mit dem Erscheinungsbild eines straighten Rapalbums.
"Silla Instinkt 2" knüpft nahtlos an den Vorgänger an, was der ganzen Rückbesinnungsmentalität zweifelsohne zu Gute kommt. Im selben Moment wirkt das jedoch alles andere als zeitgemäß. Trotzdem scheint es, als wäre Silla allmählich einen Schritt weiter weg davon, lediglich auf die Zusammenarbeit mit Fler reduziert zu werden.
(Daniel Fersch)