Kaum eine Szene hierzulande scheint so facettenreich zu sein wie die Deutschrapszene. Während es bereits jetzt schon fast unmöglich erscheint, jeden einzelnen, etablierten Vertreter zu kennen, steigt die Zahl neuer, noch unbekannter Künstler exponentiell weiter an. Den Überblick zu behalten, gleicht einer Herkulesaufgabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-Hydra gemerkt, tauchen schon wieder mindestens zwei neue auf. Gleichzeitig ist es für unbekannte, junge Talente überaus schwer, aus der überwältigenden Masse an Musikern herauszutreten und sich einen Namen zu machen.
Beiden Seiten soll unser Mic Check eine Hilfestellung bieten. Rappern, die bisher noch in den Tiefen des Untergrunds untergegangen sind, eine Plattform geben, auf der sie sich kurz, aber prägnant präsentieren können. Und Hörern und Fans ermöglichen, sich einen schnellen Überblick über nennenswerte Künstler zu verschaffen, die sie bisher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
MZEE.com: Du hast das Rappen bei Spax gelernt, Shoutouts von Leuten wie Azad, Dope D.O.D. und MC Rene erhalten – hast also schon mit den ganz Großen zu tun gehabt. Aber gibt es darüber hinaus auch jemanden, mit dem du gerne mal zusammen einen Track machen würdest?
Ron Nox: Auf jeden Fall die Jungs von BSMG! Als ich 2011 anfing, so intensiv über meine afrikanischen Wurzeln zu schreiben, wie es jetzt auf "LOA" zu hören ist, fühlte ich mich damit sehr alleine. Dann kamen Megaloh und Musa mit ihrem Sound um die Ecke und endlich hatte das ein Ende. MoTrip und ich wollten mal etwas zusammen machen, haben uns dann aber wieder aus den Augen verloren und keine Zeit mehr gefunden. Bei Samy Deluxe ist ja wohl klar, warum.
MZEE.com: Ebenso lang wie die Liste deiner prominenten Supporter ist auch die der Künstler, für welche du auf der Bühne Voract warst. Fällt dir bei all diesen Bühnenerfahrungen eine besonders absurde oder schöne Geschichte ein, die du mit uns teilen möchtest?
Ron Nox: Spontan fallen mir mehr Erfahrungen als Schauspieler ein. Zum Beispiel, als wir an der Schauspielschule ein Kinderstück aufgeführt haben. Ich musste an einer Stelle einen Rollwagen über die Bühne schieben, stieß leicht gegen das Bühnenbild und ein Kind rief aus dem Publikum: "Wo hat der denn seinen Führerschein gemacht?" Ich hätte beinahe laut losgelacht. Meine liebsten Konzertmomente hatte ich 2016 mit Dead Prez auf Tour. Props von den beiden zu bekommen, war das Größte!
MZEE.com: Auf deinen Tracks äußerst du dich unter anderem auch kritisch über Rassismus und die Ausbeutung von Afrika. Spiegelt sich darin auch der Hauptgrund wider, weswegen du Musik machst oder verfolgst du noch ganz andere Ziele damit?
Ron Nox: Ich mache Musik in erster Linie für mich und um auf Missstände in unserer Gesellschaft hinzuweisen. Mich therapiert das Schreiben dabei natürlich von rassistischen Erfahrungen. Erst vor wenigen Wochen habe ich am Bahnsteig erlebt, dass ein Mann seinen Sohn zu sich rief, weil er nicht wollte, dass dieser mir zu nahekommt. Er sagte dabei Dinge wie "Asylanten" und "Bahnschubser". Sowas verarbeite ich in Songs, aber wer sich meine Sachen anhört, wird schnell feststellen, dass es auch noch viele andere Themen gibt.
MZEE.com: Du bist inzwischen beruflich auch als Schauspieler unterwegs. Hat sich deine Herangehensweise an das Schreiben oder Performen von Tracks durch dein Schauspielhandwerk geändert? Wie gehst du generell an einen neuen Track ran?
Ron Nox: Manchmal beeinflusst die intensive Auseinandersetzung mit Stücken auch meine Themenwahl in Tracks. Was aber am meisten auffällt, ist mein neuer Umgang mit Sprache. An der Schauspielschule habe ich so ein schrecklich präzises Bühnendeutsch gelernt. Da sage ich jetzt zum Beispiel Mädchen mit "ä" statt wie in meiner Heimatstadt Hannover mit "e". Da muss ich mich manchmal etwas umstellen, wenn ich ältere Songs von mir rappe und Reime sich plötzlich ändern. Ansonsten bin ich ein unfassbar langsamer Strukturschreiber. Ich finde den Beat, der das Thema meist mit beeinflusst, mache ein Brainstorming und bastle dann an Zeilen und Reimstruktur. Ganz oft lege ich Songs zur Seite und schreibe erst Wochen später wieder dran.
MZEE.com: Zu guter Letzt würde uns noch interessieren: Hast du dich in der langen Zeit im HipHop auch mal an anderen HipHop-Disziplinen versucht?
Ron Nox: Als ich anfing, in die Szene einzusteigen, habe ich mich auch an der Spraydose versucht. Aber ich wollte etwas perfektionieren und mich daher auf eine Disziplin fokussieren. Ich entschied mich für Rap.
Ein Exclusive von Ron Nox könnt Ihr Euch ab sofort auf dem YouTube-Channel von MZEE.com ansehen:
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(Daniel Fersch & Lukas Päckert)
(Grafiken von Puffy Punchlines, Logo von KL52)
(Fotos von Sandra Then)
Du bist der Meinung, Du oder jemand, den Du kennst, sollte sich unserem Mic Check unterziehen? Wir freuen uns über Bewerbungen oder Empfehlungen mit dem Betreff "Mic Check – *Künstlername*" an daniel@mzee.com.