Mitte der 80er war Breaking das Ding. Direkt importiert aus den USA, war es für viele deutsche Heads der erste Berührungspunkt mit HipHop und übernahm die Rolle der Einstiegsdroge, durch die man Zugang zu den übrigen Elementen – Rapping, Writing und DJing – bekam. Mittlerweile ist Breaking – fälschlicherweise häufig als "Breakdancing" bezeichnet – nicht mehr die vordergründigste Disziplin, wenn man an HipHop denkt. Gerade auf medialer Ebene scheint der physischste Teil unserer Lieblingskultur bestenfalls noch eine Randnotiz zu sein, von der die breite Masse nicht viel mitbekommt. Doch Veranstaltungen wie das Battle of the Year dürfen sich noch immer über zahlreiche Zuschauer freuen und sind über die Jahre zu festen Institutionen herangewachsen – auch über die HipHop-Kultur hinaus. Ferner können viele Akteure, die Zeit und Arbeit investiert und an sich geglaubt haben, heute in vielen Fällen von ihrer Leidenschaft leben. Wird Breaking als eine der Säulen von HipHop zu wenig Anerkennung gezollt oder ist man vielleicht gar nicht mehr auf die Anerkennung des Mutterschiffs angewiesen, weil man ihm entwachsen ist? Um diese Frage zu klären, haben wir 10 Breaker gefragt: "Findest du, dass Breaking als HipHop-Element aktuell zu wenig Aufmerksamkeit bekommt?"
Osman Osman: Ich finde, dass Breaking gerade in der heutigen Zeit gut Aufmerksamkeit bekommt, wenn es darum geht, dass Tänzer davon leben können. Natürlich nur, wenn diese es ernst nehmen. Die meisten sind da ein bisschen entspannter und denken, alles wäre so easy. Aber man muss halt arbeiten wie in jedem anderen Job und sich um sein Business kümmern. Dann kann man gut davon leben und kriegt seine Aufmerksamkeit. Ob es für eine Show, das Theater oder Kurse ist … Du kannst so viel damit machen. Gerade jetzt sehe ich – als Mitglied der Flying Steps – selbst, dass die Theatershows machen und die erste Breaking-Crew sind, die einen Echo bekommen hat. Die haben eine eigene Tanzagentur, sind mit Breaking weltweit unterwegs, machen Kunst und Klassik. Jetzt soll Breaking 2024 eine olympische Disziplin werden und das wird auch extrem viel verändern. Das Ganze wird dann noch mehr Aufmerksamkeit bekommen, es werden bestimmt Vereine gegründet, in denen Breaker für Olympia trainiert werden wie bei anderen Sportarten auch. Für mich nur positiv, aber klar, es gibt Menschen, die sehen das anders. Breaking ist gut dabei, schon lange dabei und hat viel revolutioniert. Früher war es mehr eine urbane Szene, dann wurde es mehr Theater und auch kommerzieller, sodass die Leute davon leben und sich ein Business damit aufbauen können. Jetzt kommt noch Olympia … Das volle Programm, wir sind überall präsent und inspirieren die ganze Welt. Das ist doch Hammer.
Dario Castilletti: Seit 19 Jahren tanze ich Breaking. Ich represente die Crews Fusion Art und The Tribe. Breaking bekommt definitiv zu wenig Aufmerksamkeit von den anderen HipHop-Elementen, so bekomme ich es jedenfalls mit. Ich kann mir das aber gut erklären, denn wir brauchen den DJ auf unseren Events, der uns Musik auflegt und das ist meistens Funk oder Rap. Somit kennen wir viel Musik durch die DJs und gleichzeitig auch viele MCs. Graffiti sieht man überall auf den Straßen, an Haltestellen. Wir Tänzer hingegen sind meistens im Trainingsraum und somit haben wir auch weniger Sichtbarkeit. Ich denke, nur eine Handvoll Rapper, DJs oder Writer könnten zehn Top-Breaker benennen. Die meisten kommen bestimmt nicht einmal auf fünf … Und das ist sehr schade, denn wir sind an den anderen HipHop-Kunstformen sehr interessiert! Bei den meisten großen HipHop-Events oder Festivals sind leider nicht alle Elemente vertreten. Ich hoffe, dass Breaking mit der Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 in Paris endlich mal den Anerkennungswert bekommt, den es verdient.
Conni Trommlitz: Mir persönlich ist es relativ egal, wie viel Aufmerksamkeit Breaking bekommt. Das ist mein Leben und ob es einen Hype gibt oder keinen, eine Subkultur darstellt oder nicht, ist egal. Wir leben davon und mir als Tänzer geht es nicht darum, wie viel Aufmerksamkeit es bekommt. Wenn du es liebst und dahinterstehst, dann machst du es nicht davon abhängig, wie viele Leute darauf gucken oder eben nicht.
Christian "NoIndex" Oláh: Ich denke, dass Breaking durch seinen sportlichen Aspekt und die Competitions immer etwas am Rande zu stehen scheint und seine eigene Szene darstellt. Wobei jeder in der Breaking-Szene sich zu 100% als ein Teil von HipHop identifiziert. Denn streng genommen sind wir auf jedes Element angewiesen, wenn es um den Erhalt unserer Szene geht. Wir brauchen Writer, also Grafik-Designer, für unsere Flyer, Trailer, Tanzschulen oder andere Arten von Promotion. Wir brauchen den DJ, der uns mit Beats versorgt und einen MC, der unsere Veranstaltungen promotet und mit einem gewissen Vibe durchmoderiert. Es ist zum Großteil noch ein bisschen wie früher, wo die B-Boys auch noch in anderen Bereichen in der Kultur aktiv oder zumindest geschult waren. Viele B-Boys waren oder sind noch Writer, MCs oder DJs. Nichtsdestotrotz fehlt es meiner Meinung nach tatsächlich etwas an Aufmerksamkeit. Es gibt viele talentierte Tänzer aus Deutschland, von denen kein HipHopper oder gar normaler Staatsbürger je gehört hat, die aber international repräsentieren und sich tagtäglich im Trainingsraum vorbereiten und versuchen, diese Kunstart voranzutreiben. Wir haben unsere eigene Struktur geschaffen und sind gefühlt eher diejenigen, die auch versuchen, die anderen Elemente auf unseren Jams vertreten zu haben. Beispielsweise Rapper, die eine Performance abliefern auf Veranstaltungen wie BOTY National oder Outbreak oder als MCs mitwirken können. Sprüher wie bei Streetlifeday, BOTY National oder Def Style Rockers Anniversary, denen wir Wände zur Verfügung stellen oder deren Kunst wir als Trophäen vergeben. Und DJs, ohne die unsere Szene ohnehin nicht existieren könnte. Es gibt ab und an mal Musikvideos, in denen wir mitwirken dürfen, aber oftmals bieten die Lyrics und die Message der Rapper nicht viel Spielraum oder gar Sinn, dass Breaken dort einen Platz hätte. Momentan gibt es eine große Olympiade, mit der sich die Szene auseinandersetzen muss. Denn Breaking wird 2024 olympisch und dafür werden wir als Sportart wahrgenommen. Um als Verband anerkannt zu werden, sollen wir dafür auch die entsprechenden Strukturen herstellen. Eine Hürde, die in den nächsten Jahren szeneintern bewältigt werden muss. Wenn uns dieser Schritt dann gelingt und die Olympischen Spiele 2024 ein Erfolg werden, dann rechne ich mit einem Aufmerksamkeitsüberfluss: von Brands, dem normalen Volk und anderen Kunstarten. Ich hoffe, es trägt dazu bei, dass mehr B-Boys vom Breaking leben können. Manche von uns verbringen täglich vier bis sechs Stunden im Trainingsraum neben Arbeit, Familie, Freunden und Competitions. Als Abschluss: Momentan trägt auch das Wachstum der B-Girl-Szene einen Großteil dazu bei, dass wir mehr Aufmerksamkeit bekommen.
Heiko "Hahny" Hahnewald: Breaking ist schon seit Anbeginn dieser Kultur eines der Elemente, welches im Vergleich zu den anderen Grundsäulen immer ein wenig im Hintergrund stand. Das ist meiner Ansicht nach darauf zurückzuführen, dass sehr viele Menschen HipHop lieber nur konsumieren. Sich aktiv als Tänzer, Writer oder Rapper zu entwickeln und zu profilieren, braucht Zeit, Energie und viel Willen. Wirtschaftlich konnte auch nicht so viel Geld damit verdient werden wie durch Musik. Rapper haben viel mehr Möglichkeiten, sich permanent über verschiedene Medien, bei Konzerten, in Movies und auf anderen Ebenen zu präsentieren. Vielleicht ist Breaking auch nicht jedermanns Sache. Unabhängig davon hat es dieses Element in circa 40 Jahren geschafft, sich zu etablieren und immer mehr Aufmerksamkeit zu erhalten. Breaking wird 2024 als olympische Disziplin in Paris HipHop präsentieren. Davon abgesehen, wie das verschiedene Gruppierungen in der Szene finden, ist es nur ein Beleg für den steigenden Zuspruch. Fernab vom Kommerz und großen internationalen Wettbewerben gibt es Communities, die Arbeit an den Wurzeln der Kultur betreiben. Das ist oft nicht ohne Unterstützung von Städten, Gemeinden und Fördergeldern möglich. Auch hier erkennt man, in welchem Umfang sich der Zuspruch entwickelt hat. Unzählige Battles, internationale Austauschprogramme, Vorträge und Theater- und Schulprojekte sind inzwischen Alltag. In Deutschland gibt es viele Crews und Tänzer, die sich in Shows präsentieren oder als Choreographen arbeiten und so ihren Lebensunterhalt verdienen. An Schulen werden Angebote zum Breaking offeriert, in Jugendhäusern gehört es schon zum Alltagsangebot. TV-Produktionen, weltweit agierende Unternehmen und Sponsoren unterstützen Breaking. Tänzer sind gefragte Werbeträger. Ohne Zuspruch wäre all dies nicht möglich. Somit sehe ich schon, dass die Aufmerksamkeit in vielerlei Hinsicht extrem zugenommen hat, auch wenn man das nicht mit den Top-Stars und Superverdienern der Musikbranche vergleichen kann. Breaking ist in vielen Richtungen präsent, ob jede davon zielführend ist, wird die Zeit zeigen.
B-Girl Annski: Da ich das Ganze natürlich nur recht subjektiv beantworten kann: Ja, schon. Ich denke, dass eine Überschneidung von Breaking, Graffiti, Rap und DJing nur noch auf wenigen Events passiert, eben auf HipHop-Jams. Diese sind sehr rar und zudem eher schlecht besucht. Und wenn doch gut besucht, dann kocht da jeder seine eigene Suppe und es gibt meist relativ wenig Aufmerksamkeit für Breaking. Irgendwo gibt es dann einen Linoleum-Boden, der lieblos in einer Ecke platziert wird für die Breaker zum Cyphern. (lacht) Nein, mal ganz im Ernst. Ich denke, dass wir B-Boys und -Girls zu beschäftigt sind. Wir haben unsere eigene kleine Szene aufgebaut. Neben dem vielen Reisen mit Zügen, Flügen und Bussen durch Europa oder weltweit, um an Breaking Competitions teilzunehmen, werden Events organisiert, geplant und gut durchdacht. Dann hat ja jeder noch sein eigenes Leben zu meistern, wie so ziemlich alle in der Szene. Jeder Tänzer kann mittlerweile auswählen, zu welchem Event er geht oder welche Crew er unterstützt. Egal, ob gigantisches Red Bull BC One-Event oder eine kleine poplige Jam mit einer Handvoll Tänzern. Fame oder Realness. Jam oder Battle. Auf unseren Jams haben wir natürlich auch alle anderen HipHop-Elemente involviert – einen Break-DJ, ein Pausenprogramm mit Rap-Liveact und Graffiti- oder Writing-Battles. Wir leben das einfach. Wenn ich dann aber mit meinen anderen Freunden, die ebenfalls aus der HipHop-Szene stammen, weggehe, fühle ich mich häufiger etwas fehl am Platz bei den Konzerten und Events. Dennoch versuche ich mich da immer mal wieder – so fern es die Zeit zulässt – blicken zu lassen und mich zu integrieren. Ich will das jetzt auch nicht schlechtreden, aber ich denke, dass sich wenige Leute aus der Szene mal mit allen Elementen richtig auseinandersetzen. Ich habe selbst schon Graffitis gemalt, mich im Auflegen ausprobiert oder bei einer Rap-Cypher gerappt. Ich habe einige Bücher und Artikel gelesen, die sich mit der HipHop-Entstehung befassen. Ich denke, man muss da nur das Eigeninteresse mitbringen. Für Breaking wünsche ich mir in der Szene dennoch ein bisschen mehr Aufmerksamkeit. Einfach, dass die harte Arbeit der Tänzer honoriert wird. So ein paar Windmills und Freezes und Footworks lernt man eben nicht im Handumdrehen. Dahinter stecken jahrelange Trainingssessions mit viel blauen Flecken, Verletzungen und Disziplin.
Crazy Stebo: Breaking ist immer noch eines der schwächsten Elemente im HipHop, obwohl es eigentlich das Stärkste sein müsste. Leider wird dieses am meisten ausgenutzt – auch finanziell – und hat die letzten 15 Jahre sehr gelitten. Während sich Breaking stets in seiner Leistung steigerte und ein neues Level erreichte, fiel es immer mehr in der Ranking-Liste der vier Säulen. Wenn wir die anderen drei Elemente nehmen, dann ist es selbstverständlich, dass diese etwas kosten, wenn sie doch beschaffen werden sollen. So müssen wir bei einem Sprüher Dosen zur Verfügung stellen plus Aufwand und Bezahlung des Künstlers. Buchen wir einen DJ, brauchen wir das Equipment und so weiter. Kommen wir beim Breaker an, will man ihn mit Freigetränken oder freiem Eintritt locken. Würde der Tänzer den gleichen Preis nennen wie der MC, DJ oder Sprüher: Die Antwort wäre zu 100%, dass das Budget nicht reicht oder zu hoch wäre. In einigen Ländern habe ich sogar erlebt, wie den Tänzern nicht einmal Unterkünfte gestellt wurden, während die anderen ins Hotel kamen. Viele sehen nicht die Leistung, die dahintersteckt, oder das Verletzungsrisiko, das ein professioneller Tänzer mit sich trägt. Auch die Künstler, die uns für Videos buchen … Es wird Geld für teure Autos und Produktion ausgegeben und bei den Tänzern möchte man am liebsten Profis, damit der Clip Bombe wird, aber am besten zum Nulltarif. Breaking wird von allen mehr als ein Hobby angesehen. Viele sehen nicht, dass einige von uns bis zu sechs Stunden am Tag trainieren und sich von anderen abheben.
Tizzey: Wenn es um die mediale Aufmerksamkeit geht, dann auf jeden Fall. Breaking ist schon ewig keine Randgruppen-Erscheinung mehr, wo Ghettokids sich auf dem Kopf drehen, sondern eine weltweite, gut vernetzte Szene mit ihren eigenen Superstars und Mega-Events. Abgesehen davon finden jedes Wochenende in Deutschland vier bis fünf Dance-Events statt – die kleinen Underground-Veranstaltungen wohlgemerkt nicht mitgezählt. Diese Events sind mittlerweile von großen Getränke- und Modemarken gesponsert, wodurch eine breitere Masse an Kindern und Jugendlichen den Zugang zur Breaking-Szene findet. Es ist tatsächlich so, dass heutzutage auf den Breaking-Events der wirkliche HipHop-Spirit – Peace, Love and Unity – gelebt und zelebriert wird, ohne den Anschein zu erwecken, es handle sich um ein Festival, bei dem HipHop auf dem Deckel steht, aber nur Rapmusik präsentiert wird. Ein großes aktuelles Thema ist ja zum Beispiel auch, dass Breaking auf der nächsten Olympiade vertreten sein wird. Darauf haben sich natürlich alle Medien, inklusive HipHop-Medien, gestürzt. Ich jedoch würde mich darüber freuen, wenn ich Berichte und Reviews über die zahlreichen weltweiten Breaking-Events lesen und sehen könnte. Breakdance … sorry … Breaking ist für mich das einzige echte, unverfälschte HipHop-Element. Punkt!
Raffael Stenzel: Kurz gefasst, das finde ich nicht, nein. Allerdings nicht aus dem Grund, dass Breaking irgendwo irgendeine nennenswerte Aufmerksamkeit genießt, sondern weil jede Szene nun mal ihr Süppchen kocht und das okay so ist. Die Vier-Elemente-Geschichte ist ja ganz cool, aber es scheint immer schon eine Minderheit um Zulu herum gewesen zu sein, die das ganze HipHop-Ding so lebt, wie es seit Bam gerne gepredigt wird. HipHop-Musik – beliebig weit gefasst – ist nun mal ein Teil zeitgenössischer Popkultur, der nicht mehr wegzudenken ist. Und viele Tänzer in der Breaking-Szene – offensichtlich in allen verwandten Szenen – sind nun mal Fans der Musik und hören, unterstützen oder tanzen auf die Künstler, weil sie es lieben. In der Tat ist Breaking als Ganzes eng an die musikalische HipHop-Kultur gebunden. Wiederum haben einige eben ganz andere popkulturelle Hintergründe. Sie haben eigentlich nichts mit dem Rest des HipHop-Periodensystems zu tun. Punk und Indie waren zum Beispiel vor 15 bis 20 Jahren sehr einflussreich in manch einer relevanten Subszene. HipHop hat seine eigenen DJs und MCs und einige Writer sind Teil der Szene, sodass in diesem Rahmen gegenseitiger Respekt sowie Austausch durchaus vorhanden ist. Wenn eben ein Rapper, Producer, Writer, Beatboxer oder was auch immer ein Breaking-Fan ist, dann wird er so auf Events kommen, wie wir auf Konzerte gehen. Oder mit Tänzern in der eigenen Arbeit kooperieren oder sonst wie supporten, weil derjenige es geil findet und einfach Teil davon sein möchte. So ist das ja auch zum Beispiel mit der Skatekultur in allen möglichen Ecken der popkulturellen Landschaft; insbesondere im HipHop, auch wenn es keines dieser Elemente ist. Wer Breaken cool findet, ist auf jeder Veranstaltung herzlich willkommen. Und über Zusammenarbeit – auf Augenhöhe – mit einem Künstler, den man selbst feiert, freut sich jeder Tänzer. Und wem es halt egal ist, ist es egal. Sind ja doch alles sehr verschiedene Plattformen, ist okay. Der einzige Move, der in diesem Rahmen Magenschmerzen bereitet, ist der des Produzententeams, das schlechte Tänzer schlecht oder gar nicht bezahlt. Sie sollten eher Tänzer, die Schweiß und Blut in ihre Arbeit stecken, ihrem Leistungsstandard gemäß engagieren, als einen vermeintlich authentischen Clip zu drehen mit komischen Cuts, in dem alle Beteiligten wie Dilettanten aussehen. Wird den Writern mit Videoclips und Promobildern vor miesen Pieces – einfach Assoziation Straße – ähnlich gehen. Das ist keine Aufmerksamkeit, von der irgendwer etwas hat. Doch scheint dies leider so populär zu sein, dass der Mainstream bis heute glaubt, Breaking habe sich künstlerisch und athletisch in 40 Jahren nicht über eine Freizeitbeschäftigung hinaus entwickelt. Eine soziale Funktion hat es natürlich auch immer noch, und das ist wunderbar so, aber es ist eben wesentlich mehr. Wenn die Szene eines nicht nötig hat, dann sind es Almosen im Schwarz-Weiß-Filter gespendet von HipHop-Heads, die zwar kommerziellen Erfolg, aber leider weder Plan noch Geschmack haben.
Anton Hofmeister: Ich denke, Aufmerksamkeit ist ein natürliches Phänomen und sollte nicht zu stark erzwungen werden. Besonders im Bezug auf Breaking würde ich mir dennoch eine tiefere Berichterstattung wünschen. Hinter den Tänzern stehen Künstler, die es verdient haben, zu mehr befragt zu werden als ihren Trainingszeiten und Titeln. Alle von uns gehen durch Krisen, reisen, forschen und kreieren eigene Stile und Wege. Es gibt wahnsinnig viele Geschichten zu erzählen, unabhängig davon, wie viele sie verstehen. Breaking bekommt meiner Meinung nach mehr als genug Aufmerksamkeit – Fernsehshows, Musikvideos – nur leider wirkt sie auf mich häufig oberflächlich.
(Danny Fischer)
(Fotos von Hong Thai Photography (Osman Osman), Conni Trommlitz (Dario Castilletti), Vu Hoang Ngo (Christian NoIndex Oláh), Bernd Kramer (Tizzey/Sucuk Mafia), Grafik von Puffy Punchlines)