Ich hab' mir angehört, was Patte bringt.
Danach hab' ich mir angehört, wie krass wir kling'.
Wer in den letzten Jahren die Musik von Vega verfolgt hat, lernte dessen Bruder Nio möglicherweise bereits durch einen Gastbeitrag kennen. Besucher eines Freunde von Niemand-Konzerts in den letzten Jahren haben Letzteren außerdem zusammen mit Kavo als Support-Act auf der Bühne erlebt. Nach Nios Mixtape "Passt so" im vergangenen Januar releasen die beiden nun ihre gemeinsame Platte "Plem Plem!".
Der Titel passt, denn "Plem Plem!" bedeutet für die zwei Rapper Durchdrehen auf Beats: der eigenen verrückten Art also freien Lauf lassen. Dies geschieht direkt auf dem Opener "Wir bauen Druck auf" – mit variablen Flows im Tag Team-Modus. In diesem vorantreibenden Tempo wird, mit Ausnahme des verhältnismäßig ruhigen Tracks "Für die Gang", auch konsequent weitergemacht. Inhaltlich geht es um erste Erfolge, verlorene Freundschaften, ums Kiffen oder ganz klassisch um Rap selbst. Dabei punktet Nio vor allem durch komplexe Reime und stetig wechselnde Flowpatterns, während bei Kavo insbesondere die leicht abgefuckte Attitude hervorzuheben ist, die er durch Wortwahl und Stimmeinsatz authentisch umsetzt. Insgesamt ergänzen sich beide hervorragend. Kavo zeigt auf dem Solotrack "Mademoiselle" außerdem, dass er mit seiner pointierten Delivery auch alleine zu überzeugen weiß. Abgerundet wird das Tape schließlich von einem nachdenklichen Outro, das einige ältere Vega-Zeilen aufgreift und die inhaltliche Variabilität der Protagonisten unterstreicht.
Die Freunde von Niemand-Nachwuchstalente zeigen, dass sie hungrig sind. Sie wollen nicht in Fußstapfen, sondern in Fressen treten – so macht es Spaß, den beiden zuzuhören. Der halbstündige Wahnsinn in Form von "Plem Plem!" ist in sich schlüssig und hinterlässt einen stilsicheren ersten Eindruck, der sich auch beim wiederholten Hören bestätigt.
(Michael Collins)