Gib mir tausend verdammte Euros, ich mal' das Bild einer Katze.
Vor ein paar Jahren habe ich für MZEE.com eine Mail an T9 geschrieben. Schön mit Briefkopf, Anrede, zwei, drei Zeilen und einer höflichen Verabschiedung. Kurz darauf erhielt ich als Antwort ein schlichtes: "Nein." Und ich konnte nicht mal böse sein, ist es doch genau das, was man von Torky Tork und doz9 erwarten würde. Genau diese Attitüde, die sie schon auf Platten wie "R.I.F.F.A." oder "Plastik aus Gold" verkörperten: unverfälscht, vielleicht ein wenig eigenwillig, aber immer so, dass am Ende alle auf ihre Kosten kommen. Mit "Maestro/Antipop" führen sie diese liebenswürdige Ignoranz nun fort.
Das scheint im Angesicht dieses Mammutprojekts gar nicht so leicht. "Maestro/Antipop" ist nicht einfach die nächste T9-Platte – es handelt sich eigentlich sogar um die nächsten beiden Alben. Und mit der doppelten Menge Album geht auch die doppelte Menge an Gastbeiträgen einher. Dieses Mal haben Torky und doz Audio88, Beat Hammerschmidt, Fid Mella, Flo Mega, Ipp, jamin, Lakmann, Megaloh, Nico K.I.Z, Rocco Vice, Said Hoodrich, Sonne Ra, Suff Daddy und Wandl im Schlepptau. Entsprechend vielseitig klingt das dann auch. Mal typischer Boom bap, dann in fast avantgardistische Sounds gekleidet; mal ganz tiefenentspannt und romantisch mit deiner "Mama", dann sogar im Mumble-Style. Über allem steht nur die Frage "Ist das Kunst oder Kanye West?": Ohne Rücksicht auf Geschmack und Vorlieben der Fans machen T9 einfach, wonach ihnen ist, kombinieren Styles und Subgenres, glorifizieren und diffamieren im selben Atemzug. Und dann pressen sie all diese Eindrücke zu einem wunderschön funkelnden Doppelalbum-Diamanten zusammen.
"Maestro/Antipop" ist das vielseitigste Werk, welches T9 der Menschheit bisher geschenkt haben. Dennoch reiht es sich allein in Hinblick auf die Attitüde perfekt neben ihren bisherigen Releases ein. Auch wenn nach all diesen Jahren immer noch das damalige "Nein" so konsequent und ignorant in meinem Mailordner steht, das neueste Release von doz9 und Torky Tork ist mal wieder ein eindeutiges "Ja".
(Daniel Fersch)