Frag mich nicht nach Feature, außer du bist Peter Fox.
Der Begriff "Drama" hat im Deutschen viele Bedeutungen. Bezeichnet er ursprünglich eine der drei grundlegenden Gattungen der Literatur, benutzen wir ihn im Alltag anders. Ein "Drama" ist etwas Emotionales, eine Begebenheit, die uns erschüttert oder mitnimmt. Shindys neuer Albumtitel bietet also Raum zur Spekulation: War sein Weggang vom Label ersguterjunge ein "Drama"? Oder geht es gar um andere dramatische Dinge aus seinem Leben?
So viel vorweg: Persönlich wird es auf der Platte nicht. Wie von Shindy gewohnt, klingen seine Texte so, als würde man eine Modezeitschrift aufschlagen. In jeder zweiten Zeile finden sich Designermarken, es wird mit teuren Karossen, Uhren und Bargeld geprahlt. Abwechslung gibt es von diesem Raster nur, wenn Shindy durch die Blume das Wort an sein Ex-Label richtet. Wer hier allerdings explizite Disses erwartet, wird enttäuscht. So bleibt die textliche Bandbreite des Rappers zumeist aufs Protzen beschränkt, was stellenweise ermüdend ist. Jedoch braucht "Young Hartmut Engler" gar keine emotional mitreißenden Lyrics, um den von ihm gewünschten Effekt zu erreichen. Seine arrogante Stimmlage gepaart mit der exzellenten Raptechnik versprüht eine oberflächliche, aber wirkungsvolle Coolness. Die wuchtigen Beats von Nico Chiara, OZ und dem Protagonisten selbst tun das Übrige. "Drama" hört sich nach absolutem Hochglanzprodukt an, verkörpert klanglich also genau das, was Shindy textlich hochhält. Und der Tiefgang findet sich dann eher im Sound – mit Tracks wie "Nautilus" etwa, der an Raphits der frühen 2000er erinnert. Der Song ähnelt nicht zufällig 50 Cents "In Da Club", ist doch der Tribut an den US-Rapper stimmungsvoll in den Beat eingebettet.
"Drama" hält nicht wirklich, was der Titel verspricht. Shindy liefert wie schon bei vorherigen Releases eine bewusst oberflächliche Platte, die vor allem mit ihrem Sound punktet. Das ist zwar über weite Strecken unterhaltsam, unterwirft die Songs aber einer gewissen Beliebigkeit. Denn Shindys großkotziges Statussymbol-Geplänkel ist letztlich schnell auserzählt.
(Florian Peking)