Früher war der Geldbeutel leer.
Und heute haben wir Deutschrap zerstört.
Als LX & Maxwell vor gut vier Jahren ihren "Obststand" eröffneten, sah die Szene noch anders aus. Das war vor "Palmen aus Plastik", vor dem ganz großen Hype um die 187 Strassenbande. Auch deshalb klang der ungehobelte Straßenrap der Hamburger damals so kräftig und hungrig. Doch nachdem nun die Früchte des Erfolgs geerntet sind: Wie frisch ist die Ware auf "Obststand 2"?
Als Duo harmonieren LX & Maxwell auch auf ihrer neuen Platte. Sie ähneln sich in ihrer Vortragsweise und Attitüde immens und so greifen ihr Style und ihre drückenden Flows adäquat ineinander. Sommerliche Banger wie "BAM BAM (187!)" funktionieren deshalb sehr gut. Viel Varianz gibt es dabei aber nicht. Nahezu auf jedem Track rappen die beiden nach demselben Schema und das zeigt sich auch textlich. Wie auf fast jeder 187-Veröffentlichung geht es in erster Linie ums Protzen. Das kann Spaß machen, wie der erste Teil von "Obststand" gezeigt hat. Vier Jahre später hat man die Geschichten aus dem Proll-Alltag der Strassenbande allerdings schon zur Genüge gehört. Mit der Fortsetzung fügen LX & Maxwell diesem Muster nichts Neues hinzu. Einzig die ansprechende Verpackung überdeckt, dass das überreife Obst schon zu faulen begonnen hat: Die Produktionen, für die zum großen Teil wieder Jambeatz verantwortlich zeichnet, knallen und scheinen wie gemacht, um mit dicker Anlage im Auto gehört zu werden. Und die eingängigen Hooks von Bonez MC, immerhin fünf an der Zahl, setzen sich hartnäckig als Ohrwürmer fest.
Unterm Strich ist "Obststand 2" eine konsequente Weiterführung des Erstlings – ohne dabei auch nur die kleinsten Risiken einzugehen. LX & Maxwell liefern strikt Dienst nach Vorschrift ab. Was fehlt, sind neue Perspektiven und mehr Experimentierfreudigkeit bei der Raptechnik. Um die riesige Fanbase der Bande bei der Stange zu halten, mag das Angebot des "Obststands" reichen. Wirklich erfrischend ist ein Biss in die Früchte aber nicht.
(Florian Peking)