Dieser Planet hier ist rund, ich sitz' hier eben so rum.
Mein Rücken ist schief, aber ich nehm's ihm nicht krumm.
Karambolage … Ach nee, "Karmabolage". Dem Hörer bereits im Titel eine Stolperfalle zu stellen, versinnbildlicht wohl ganz gut, was man bisher auf den Werken von defoos und Lea-Won erwarten konnte. Beide gaben sich noch nie mit Standardsound zufrieden, wagen immer wieder ungewöhnliche Experimente innerhalb ihrer Musik und fordern den Konsumenten durch ihre Texte. Die zu "Karmabolage" führende Zusammenarbeit dürfte all diese Eigenschaften sogar noch potenzieren.
Der Aufbau ist simpel: sechs Anspielstationen, die Beats von defoos, die Texte von Lea-Won, dazu noch zwei Gastbeiträge von Stas Luv und Mimi. Ein simples Release kann man dennoch nicht erwarten, weder inhaltlich noch musikalisch. Dafür sind die zunächst vor allem boom bapig wirkenden Instrumentals viel zu durchsetzt mit sphärischen Klängen, kratzigen Samples und düsteren Sounds. Das Gerappte wird gleichzeitig mit schönen wie treffenden Worten vermittelt und ist stets analytisch, selbstreflektiert und ehrlich. defoos bietet Lea-Won die perfekte, tiefenentspannte und doch eindringliche Untermalung für dessen Texte über Selbstfindung, politische Diskurse und die HipHop-Szene. Ob die beiden den "Schatz" ihrer Musik dekonstruieren, auf "Hang" Lebenswege mit geistiger und politischer Haltung verknüpfen oder mit dem "Drahtseilakt" einen schmerzhaft ehrlichen Blick auf das Selbst zeichnen – gefordert wird der Hörer immer. Das kurzweilige wie mitreißende Werk weiß aber auch mindestens genauso gut zu unterhalten.
Lea-Won und defoos bleiben ihrem Style zum Glück treu und auch wenn das neueste Release an einige Stellen mehr Tiefgang als die bisherigen zu liefern scheint, reiht es sich perfekt in die Liste alter Veröffentlichungen ein. Trotz der ein oder anderen Hürde haben die beiden ein insgesamt sehr zugängliches Werk kreiert, das einen hier und da für einen Moment ins Stolpern bringen kann. Genau dieser Zusammenprall aber erzählt noch mal eine ganz eigene Geschichte. "Karmabolage" eben.
(Daniel Fersch)