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Kritik

OG Keemo – Otello

"Pis­ser fühl'n sich sicher mit 'ner Kugel­wes­te, schnür die Schu­he fest. Denn wenn sie mal Nep­tun antref­fen, lau­fen sie 'nen Cooper-​Test." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zu OG Kee­mos aktu­el­lem Release "Otel­lo" aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Pis­ser fühl'n sich sicher mit 'ner Kugel­wes­te, schnür die Schu­he fest.
Denn wenn sie mal Nep­tun antref­fen, lau­fen sie 'nen Cooper-Test.

OG Kee­mo ist eine wirk­lich außer­ge­wöhn­li­che Erschei­nung im deut­schen Rap. Das hat er spä­tes­tens mit sei­nem Mix­tape "Skalp" bewie­sen, auf dem er mit facet­ten­rei­chen Bars und viel­schich­ti­gem Inhalt zu über­zeu­gen wuss­te. Seit die­sem Release ist erst ein hal­bes Jahr ver­gan­gen und nun legt er mit "Otel­lo" eine wei­te­re EP nach.

Sein treu­er Beglei­ter und Pro­du­zent Funk­va­ter Frank ist dabei natür­lich auch wie­der an Bord. Er hüllt die Plat­te die­ses Mal in ein klas­si­sches Boom bap-​Soundgewand, bei dem das Kopf­ni­cken von ganz allei­ne geschieht. Hart und ste­chend ertö­nen Base- und Snare­drum, bevor OG Kee­mo mit sei­ner tie­fen, unge­schlif­fe­nen Stim­me und den Wor­ten "Der Name ist S-​A-​B-​E, falt' 'nen Ni**a, falls er die­sen falsch aus­spricht" die EP eröff­net. Sofort ist klar, was den Hörer auf "Otel­lo" erwar­tet: düs­te­rer, unbarm­her­zi­ger, aber gleich­zei­tig ener­gie­ge­la­de­ner Stra­ßen­rap, der durch anspruchs­vol­le Tech­nik abge­run­det wird. Die größ­te Stär­ke des Künst­lers ist sei­ne Fähig­keit, mit Wör­tern Bil­der im Kopf des Hörers zu erzeu­gen, um die­sen in das von ihm erstell­te Sze­na­rio hin­ein­zu­zie­hen. Wenn er bei­spiels­wei­se sagt, er sei "der jun­ge Hei­sen­berg, Ni**a trappt im Wohn­mo­bil", hat man sofort die Anfangs­sze­ne aus Brea­king Bad vor Augen. So trans­por­tiert er spie­le­risch die von ihm ange­streb­te erbar­mungs­lo­se Stim­mung. Oben­drein feu­ert er dann auch noch eine Pun­ch­li­ne nach der ande­ren ab. Das alles fühlt sich auf­grund des prä­zi­sen Flows sehr kom­pakt und auf den Punkt gebracht an. Dabei ist es auch nicht schlimm, wenn er mal ganz auf eine Hook ver­zich­tet wie bei "Obi-​Wan". Einen Kri­tik­punkt gibt es aber doch: Nach 11 Minu­ten und 44 Sekun­den ist das gan­ze Spek­ta­kel lei­der viel zu schnell wie­der vorbei.

Mit "Otel­lo" hat OG Kee­mo sein Pro­fil wei­ter geschärft und erneut bewie­sen, wie es sich anhört, wenn die eige­ne Mess­lat­te eine ande­re als der Gen­re­stan­dard ist. Es bleibt daher nur zu hof­fen, dass er bald sein ers­tes Album droppt.

(Tho­mas Linder)