Erst ein zögerliches Stolpern, dann ein kontrollierter Fall.
Ein paar Sekunden Stille und ein riesengroßer Knall.
Pimf scheint in den USA ziemlich gut herumgekommen zu sein. In seinen Songs erzählt er von Philadelphia und Chicago und krönt sich nun gemeinsam mit CONNY zum "King of Queens". Auch sein Kollabo-Partner aus NRW hat sich neben seiner Tätigkeit bei Der Plot einen kleinen Solo-Trip gegönnt und während des Sammelns von Flugmeilen ein paar "Lieder über Lara" komponiert. Jetzt sind die beiden Globetrotter auf der nächsten Reise unterwegs. Das Motto: "Stadtlandflucht".
Die gesamte EP verhält sich dabei wie ein emotionaler Roadtrip. Die beiden sehen ihr Gestern noch im Rückspiegel aufblitzen, während sie auf dem Weg "Richtung Mond" ihre eigene Vergangenheit reflektieren. Als Hörer bekommt man tiefe Einblicke in das Innenleben der Rapper, die ihre Alltagssorgen und Probleme mit auf die Reise ins Ungewisse nehmen. Das gesamte Werk fühlt sich an wie ein Teilhabenlassen an den Fehltritten und Ausflüchten der Künstler, was den Identifikationsfaktor jedes Songs ungemein bestärkt. Ob CONNY nun die Geschichte seiner Band Der Plot aufrollt oder Pimf vom Gefühl erzählt, der Frau seines Lebens nicht zu genügen – man taucht in jeder Situation tief in die Abgründe zweier Rapper ein, die ihre eigenen Unzulänglichkeiten zwischen "Können und Wollen" ansprechen. Dieser Vibe gipfelt im Track "Richtung Mond" mit Sorgenkind, der textlich recht melancholisch anmutet und auf musikalischer Ebene einen mitreißenden Ohrwurm erster Güte darstellt.
"Stadtlandflucht" transportiert weitaus weniger das Gefühl von Fernweh, als es der Titel annehmen lässt. Die EP scheint vielmehr Reflexion verschiedenster Eindrücke zu sein, ohne den Hörer dabei altklug aufklären zu wollen, nicht die gleichen Fehler zu begehen. Mit sechs Songs ist die Platte aber eher ein Kurztrip geworden, den man noch ein wenig länger hätte ausschmücken können. Trotzdem kann man spätestens hiernach sagen, dass CONNY und Pimf zwei der Guten in der Deutschrapszene sind und bleiben.
(Sven Aumiller)