Rap ist eine Märchenprinzessin unter meinen wärmenden Händen.
Wach werden. Auf den Wecker schauen. Feststellen, dass man viel zu spät ist. Katzenwäsche. Anziehen. Losrennen. Natürlich ist der Fahrkartenautomat defekt. Also auf gut Glück ohne Ticket zum Bahnsteig. Türen sind schon geschlossen. Zum Knopf hechten. Draufdrücken. Gnädigerweise öffnet sich die Tür noch mal und FALK nimmt uns mit auf eine kleine Reise durch die letzten vier Jahre seines Rap-Lebens. Mal sehen, wo wir am Ende "ankomm".
"Einsteigen". Lange sitzt auch FALK noch nicht in diesem Zug, denn trotz mancher EP und Teilnahme an Turnieren und Battles handelt es sich hierbei um sein Albumdebüt. Doch er hat bereits einiges zu erzählen: über sein Leben und die Liebe, über Menschen und Musik, Sorgen und Sehnsüchte und letztlich eben auch über Rap und (Team) Reiben. Dabei rappt er vollkommen entspannt, ruhig und mit dem Herz auf der Zunge. Aber auch wenn es zunächst so klingen mag, pathetisch oder kitschig mutet nichts davon an. Im Gegenteil: Ob romantische "Ode", die Feststellung, dass nicht alles, was in der Szene glänzt, "Gold" ist oder das Ignorieren dessen, was "sie sagen" – FALK redet über jedes Thema offen, ehrlich und selbstkritisch. Dass Grundstimmung und Vibe bei alledem dennoch durchweg positiv bleiben, liegt nicht zuletzt an den warmen Klangbildern von Aesy, Kretek, Mofy47, Stiff Scratch und SHNDi. Die backen aus den zehn Anspielstationen einen vielschichtigen, doch homogenen Auflauf, während die Featuregäste Bambus, Cris Kotzen, Madson und Odd John der Reibekäse sind, der das Ganze noch garniert. So vergeht die 30-minütige Fahrt, in der ganze vier Jahre am Hörer vorbeiziehen, wie im Handumdrehen. Fast zu kurz für so ein wundervolles Album. "Aussteigen".
Sonne blendet. Blinzelnd auf den Bahnsteig taumeln. Die Türen schließen hinter einem. Zug fährt wieder an. Rollt davon. Unklar, wo man nun eigentlich gelandet ist. Egal. Die Reise war schön. Und in diesem Fall war "ankomm" hoffentlich auch nur der erste Schritt von vielen.
(Daniel Fersch)