Ich brauch' vier Kilogramm, hallo, hallo!
Damit ich ticken kann, hallo, hallo! Ey!
Um ehrlich zu sein, habe ich bisher eher wenig von der KMN Gang gehört. Zumindest in Sachen Musik. Der Name selbst geisterte in den letzten Jahren so allgegenwärtig durchs Netz, dass man kaum daran vorbeikam. Doch als ich mich dann ein paar Liedern widmete, stellte ich schnell fest, dass das Ganze nicht so wirklich meinen Geschmack traf. Dennoch sollte man Künstlern immer die Chance geben, mit neuer Musik zu überzeugen. Also wurde mein erstes KMN-Release überhaupt "Super Plus" von Azet und Zuna.
Trotz des mangelnden Bezugs kam mir der Sound der Platte direkt vertraut vor. Nur eben nicht von KMN, sondern anderen, in den letzten Jahren erfolgreichen Künstlern. Beats mit ordentlich Sommerflair, Texte über Drogen, Geld und Drogengeld verpackt in eingängige Autotune-Hooks zum Mitträllern: "Super Plus" ist nach dem "Palmen aus Plastik"-Prinzip aufgebaut. Dass es hier einzig um den Vibe geht, wird schon beim Blick auf die Tracklist klar, die mit mäßig lyrischen Titeln wie "Hallo Hallo", "Pam Pam" und "Lelele" die inhaltslosen Texte relativ gut widerspiegelt. Denn die bedeutungslosen Worthülsen, die Zuna und Azet hier von sich geben, bedienen das Straßenrap-Bingo in all seiner Widersprüchlichkeit. Wegen des bösen Staats muss die Familie hungern, während Geld für Autos und Drogen zu Genüge da ist. Zudem sind sämtliche Frauen Bitches, die es entsprechend zu behandeln gilt, aber bitte Mama, weine nicht. Was bleibt, sind Tracks, die zwar schnell ins Ohr gehen, die man – bedingt durch ihre inhaltliche Irrelevanz – aber nur allzu gern wieder vergisst.
Zugegeben, wirklich überrascht hat mich die Erkenntnis, dass auch das neueste Release aus dem Hause KMN meinen Geschmack wenig trifft, nicht. Dennoch ist es erstaunlich, wie exakt hier altbekannte Muster anderer erfolgreicher Musiker adaptiert und in weit weniger interessanter Form umgesetzt wurden. Zwar wird dies sicherlich nicht das letzte Mal sein, dass ich von der Gang höre – aber höchstwahrscheinlich wird es sich nicht mehr so bald ergeben, dass ich mich ihrer Musik widme.
(Daniel Fersch)