Kategorien
Kritik

SAMY – Mann im Haus

"Wenn ich dich hier bel­len seh', muss ich dir eine Schel­le geben." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zu SAMYs aktu­el­lem Release "Mann im Haus" aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Wenn ich dich hier bel­len seh', muss ich dir eine Schel­le geben.

SAMY kennt man bis­her als Sän­ger auf Fea­ture­parts mit nam­haf­ten Prot­ago­nis­ten wie Nimo, SSIO und Xatar. Bei letz­te­rem – bezie­hungs­wei­se sei­nem Label Alles oder Nix Records – steht er unter Ver­trag und releast nun nach einer EP im vor­letz­ten Jahr das Debüt­al­bum "Mann im Haus".

Der Titel der Plat­te soll wohl sug­ge­rie­ren, dass SAMY eine Art Vor­bild­funk­ti­on oder Vater­rol­le ein­neh­men möch­te, wie auch spä­ter dem Titel­song noch zu ent­neh­men ist. Das Cover­bild und die ande­ren Songs ver­mit­teln jedoch etwas ganz ande­res und ver­su­chen schein­bar, SAMY als das Gegen­teil einer sorg­sa­men Vater­fi­gur zu insze­nie­ren. Wäh­rend das Album mit "Bal­sam für die See­le" noch mit einem ganz net­ten und harm­lo­sen R'n'B-Vibe beginnt, kann sich der Sän­ger im wei­te­ren Ver­lauf der ers­ten zwölf Songs nicht ent­schei­den, wo es hin­ge­hen soll. Ob er nun ein­fühl­sa­mer Roman­ti­ker, schul­den­ein­trei­ben­der Dro­gen­händ­ler, Gangs­ter auf Rache­feld­zug oder doch ein­fach nur ein chau­vi­nis­ti­scher Proll sein möch­te, bleibt unklar. Mit gutem Bei­spiel, wie sein Album­ti­tel es ver­spricht, geht er jeden­falls nicht vor­an. Man könn­te mei­nen, dass hoch­ka­rä­ti­ge Label­kol­le­gen wie Xatar und SSIO die Songs auf­wer­ten wür­den. Jedoch pro­biert ers­te­rer auf dem Debüt sei­nes Pro­te­gés Flows aus, die ihm nicht wirk­lich zu Gesicht ste­hen. Der SSIO Part auf "Kilo Kilo" hin­ge­gen wirkt wie ein Med­ley aus Stro­phen, die wir bereits auf sei­nen eige­nen Plat­ten gehört haben. Wenigs­tens die ande­ren Fea­tures – nament­lich Euni­queEnoSugar MMFK – fal­len nicht nega­tiv auf. Der Prot­ago­nist selbst jedoch hin­ter­lässt mit Zei­len wie "Mit dir sprech' ich nur sexish" aus­schließ­lich Kopf­schüt­teln. Den abso­lu­ten Tief­punkt erreicht das Album mit dem Titel­song "Mann im Haus", auf dem SAMY den Sui­zid sei­nes Vaters ver­ar­bei­tet. Den Inhalt in allen Ehren gehal­ten, lässt sich das Resul­tat aus der Kom­bi­na­ti­on von Akus­tik­gi­tar­re und Auto­tu­ne allen­falls als Fehl­griff bezeichnen.

Man muss SAMY zugu­te­hal­ten, dass er eine ange­neh­me Sing­stim­me hat. Das Song­wri­ting soll­te er den­noch bes­ser jemand ande­rem über­las­sen. Bei eini­gen weni­gen Songs hat man zumin­dest das Gefühl, sie wür­den musi­ka­lisch in einer Shisha-​Bar eini­ger­ma­ßen funk­tio­nie­ren, wenn man nicht genau­er hin­hört. Gut, dass Xatar eine betreibt …

(Micha­el Collins)