Was wisst ihr von Leben oder Sterben durchs Eisen?
Der Shaitan dreht hier seine Kreise.
Kleinkrieg mit dem Pförtnerpersonal eines Parkhauses, Nachbarschaftswahnsinn im Pott und der Status quo des deutschen Straßenrapbeefs: Auch 2018 schafft es Manuellsen mit Leichtigkeit, mehrere Stunden an Interview-Material zu liefern. Auf Podcast-Länge erzählt der König im Schatten über sein Leben und weiß dank seiner sympathischen und offenen Art zu begeistern. Nur um eines geht es in der eigentlichen Promophase seines neuen Albums "MB4" nur wenig: um Musik.
Kaum verwunderlich, betrachtet man sein neues Produkt genauer. Die Platte von Manuellsen unterscheidet sich kaum bis gar nicht von seinen letzten drei Werken. Zuerst das emotionale Piano-Intro "PARA DISE", danach ein Track im straßentypischen Battlerap-Slang. Direkt im Anschluss wird die Feature-Palette voll halbgarer Gastbeiträge abgearbeitet. Wirklich nichts weiß hier irgendwie zu überraschen oder gar zu begeistern. Vom standardisierten Soundteppich mit wahllos zusammengewürfelten Boom bap- und Trap-Elementen bis hin zu den Phrasen über das harte Leben im "Gangland": Es ist das allerüblichste Abhandeln aktuell gängiger Szenetrends. "MB4" zieht an einem vorüber, ohne irgendwann einen Eindruck, eine prägnante Zeile oder gar einen mehr als oberflächlichen Blick auf die Interview-Legende zu hinterlassen. Was eigentlich schade ist – schließlich hat M. Bilal schon mehrfach sein großes Talent als Sänger und Rapper unter Beweis gestellt. Ersteres sticht zwar auch auf dem Album immer wieder heraus, leider wirkt es nur nie richtig gut in Szene gesetzt.
Manuellsen behauptet auf "MB4", seine Feinde lösen sich in seinem Grind auf. Das ist vielleicht richtig, nur leider gilt dies ebenso für seine Musik. Vielleicht ist ein eigener Podcast ja die Lösung aller Probleme – so könnte man den Entertainer das ganze Jahr über genießen und er wäre den Druck los, ständig Musik veröffentlichen zu müssen, um in Promo-Interviews seiner sympathischen Art freien Lauf zu lassen.
(Sven Aumiller)