Wenn es draußen langsam wieder kälter wird und sich das Jahr dem Ende neigt, blickt man selbst ja gerne mal zurück und lässt die vergangenen Tage Revue passieren. Wir möchten mit unserem diesjährigen Adventskalender einen Blick zurückwerfen – von heute bis hin zu den Anfängen von HipHop in Deutschland. Sprich: knapp ein Vierteljahrhundert deutscher Rap. Eine Szene, die Mitte der 90er unter anderem "direkt aus Rödelheim" kam, aus dem "Fenster zum Hof" kletterte, sich "vom Bordstein zur Skyline" aufschwang und "zum Glück in die Zukunft" reiste, um sich letztlich zwischen ein paar "Palmen aus Plastik" niederzulassen. Kein Element der hiesigen HipHop-Kultur dürfte in all den Jahren einen so gewaltigen Wandel, so viele Höhen und Tiefen, so viele Erfolge und Misserfolge durchlebt haben wie Rap. Genau diese Entwicklung innerhalb der letzten 24 Jahre möchten wir nun für Euch skizzieren, indem wir jedes Jahr anhand eines Albums darstellen, welches – unserer Meinung nach – nicht nur das entsprechende Veröffentlichungsjahr, sondern auch die Szene allgemein nachhaltig prägte.
2017: Trettmann – #DIY
Du bist der edelste Verlierer, den ich kenn'.
Nur etwas Glück, ich hätt's dir so gegönnt.
Das wohl meist gelobte Album der letzten Jahre hat Trettmann in enger Zusammenarbeit mit dem Produzententeam KitschKrieg im September 2017 veröffentlicht. Fans wie Kritiker schienen quasi keine Makel an "#DIY" erkennen zu können.
Tatsächlich herrschte ein Gefühl vor: Egal, wo man war – es lief Tretti. Selbst die Leute aus meinem Freundeskreis, die sonst nicht allzu viel mit deutschem Rap anfangen konnten, hörten den Langspieler auf Heavy Rotation. Ob es nun die entspannten Vibes waren, die vom instrumentalen Teil des Albums generiert wurden, oder Trettmanns ebenso chillige Dancehall-Gesänge – irgendetwas auf "#DIY" hat die Massen in seinen Bann gezogen. Vielleicht lag es auch am Facettenreichtum des Werks, denn von positiv klingenden Gute-Laune-Tracks bis hin zu langsamen, nachdenklichen Balladen war hier wirklich alles zu finden. Dem Chemnitzer gelang es dabei, jedem Track seine eigene, ganz besondere Note zu verleihen und auch wenn seine Featuregäste wie Gzuz oder RAF Camora ihre eigenen Einflüsse einbringen konnten, fügten sie sich doch gekonnt und nahtlos in den Sound ein. Man schien nirgendwo anzuecken, alles klang einfach schön und die Hörer bekamen kaum genug davon. Und das gilt bis heute: Nicht nur "#DIY", sondern auch Songs und Releases, deren Wege mitunter dadurch geebnet wurden, treffen größtenteils auf Begeisterung.
Dieses Werk hat sich mit Sicherheit in die Erinnerung vieler eingebrannt und es 2017 wohl auf ebenso viele Bestenlisten geschafft. Die Kombination Trettmann und KitschKrieg genießt dank "#DIY" auch mehr als ein Jahr später größtes Ansehen innerhalb – und teils auch außerhalb – der deutschen Rapzene. Alle Beteiligten können daher unfassbar stolz auf dieses Album sein.
(Steffen Uphoff)
(Grafik von Daniel Fersch)