Monat für Monat bringt die deutsche Rapszene mehr Releases hervor, als ein einzelner Mensch überhaupt hören kann. Auch uns als Redaktion geht es da nicht anders. So fallen bei der Flut an Neuerscheinungen immer wieder Werke unter den Tisch, denen man liebend gern noch seine Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Letzteres möchten wir hiermit machen und Euch genau die Platten näherbringen, die ansonsten vielleicht nicht so sehr im Fokus stehen. Kurz und knapp vorgestellt am Ende jedes Monats, sind diese Werke "Last but released".
Falk & Khacoby – FAKH
Falk und Khacoby kennt man, wenn man sich ein wenig mit der Battlerapszene beschäftigt. Denn die zwei und einige ihrer Crewmitglieder aus dem Team Reiben sind sowohl bei DLTLLY als auch im VBT aktiv. Nun könnte man gerade von den beiden eine EP erwarten, die nur so vor Punchlines strotzt. Natürlich sind diese auch zahlreich auf "FAKH" vorhanden, jedoch gibt die EP inhaltlich viel mehr her als reinen Battlerap. Die beiden überzeugen nicht nur mit äußerst starkem Flow, sondern auch mit guten Texten und Humor. So erzählen sie zum Beispiel auf "Ärger" sympathisch von alltagstypischen Problemen wie der Auseinandersetzung bei der ARGE mit der "Alten hinter'm Schreibtisch" oder GEZ-Schulden. Neben dem Rap sind auch die Beats äußerst hörenswert, denn sie sind aufgrund der verschiedenen Producer sehr abwechslungsreich. Es entsteht dennoch ein rundes Klangbild wie aus einem Guss. "FAKH" ist ein kleines, aber feines Release und zählt definitiv zur Kategorie "Wieso nur eine EP?" – absolut hörenswert.
Nemo – Als wäre es nicht egal
Wir haben Nemo gefunden! Okay, derartige Sprüche hat er sicherlich noch nie gehört und findet sie dementsprechend auch nach wie vor witzig – dabei tut man dem Künstler Unrecht, wenn man ihn lediglich auf seinen fischigen Namensvetter reduziert. Schließlich beweist Nemo auf seiner neuen EP "Als wäre es nicht egal" durchaus musikalisches Geschick und ein Verständnis dafür, die richtigen Worte zu finden. Zusammen mit Producer Miles Scheller probiert der Rapper sich mal auf knarzenden, mal eher schummrigen, teilweise boom-bapigen, dann wieder recht melodiösen Synthiebeats aus und rappt dabei mit bestechender Ehrlichkeit über Rap, sein Umfeld und vor allem sich selbst. So zeichnet er nicht nur ein recht exaktes Bild seines Blickes auf die Szene, sondern gewährt dem Hörer auch ungewöhnlich intime Einblicke in sein Innenleben und die positiven wie negativen Veränderungen, die er durchlebte. Doch gerade diese schonungslose Selbstkritik ist es, welche die Tracks des Newcomers so interessant und empfehlenswert macht und über die raptechnisch vielleicht noch etwas mangelnde Routine mehr als hinwegsehen lässt. Denn im Gegensatz zum animierten Clownfisch-Pendant hat dieser Nemo sich selbst definitiv längst gefunden.
Horst Wegener – Mein Name ist Horst
Bei Horst Wegener werden wohl die wenigsten an einen dunkelhäutigen jungen Mann Anfang 20 denken. Um einen solchen handelt es sich jedoch bei dem Rapper mit dem Namen, der das Bild eines Mannes hervorruft, der bereits etwas älter ist und eben keinen Migrationshintergrund hat. Das nimmt Horst auch zum Anlass, besagte Diskrepanz zwischen Erwartung und Realität auf dem autobiografischen Titeltrack der EP "Mein Name ist Horst" zu thematisieren. Als gebürtiger Ecuadorianer kennt er Alltagsrassismus nur zu gut. So rappt und singt er auf der gesamten Veröffentlichung unter anderem über den Mangel an sozialer Gerechtigkeit sowie seine große Liebe – die Musik. Auch wenn er ein durchaus talentierter Songwriter ist, der einiges zu sagen und erzählen hat, ist die instrumentale Untermalung der einzelnen Tracks dennoch die größte Stärke der EP. Hier dominieren organische und soulige Klänge, die auf solch hohem Niveau hierzulande nach wie vor Mangelware sind. Diese stammen neben Golow und DJ Vito von einer gesamten Band, die ihren Job definitiv versteht. Alles in allem handelt es sich bei "Mein Name ist Horst" jedenfalls um ein amtliches Release, das auf mehr hoffen lässt.
(Dzermana Schönhaber, Daniel Fersch, Steffen Bauer)