Meine Bündel sind so dick, ich kann sie nicht falten.
Kann den Mund nur vor Gericht halten.
Aktuell hat man den Eindruck, der Markt für deutschen Straßenrap sei unersättlich. Im Wochentakt erscheinen neue Alben und sowohl Newcomer wie etablierte Künstler sind mit dem, was sie tun, meistens äußerst erfolgreich. Auch Eno, der sich vor über einem Jahr mit seinem Streetalbum "Xalaz" vorstellte, gehört dazu. Mit diversen Singles tummelt er sich in Klickcharts und Playlists. Ist er mit seinem Debüt "Wellritzstrasse" nun endgültig in der oberen Liga der Szene angekommen?
Wenn man nach den Texten des Wiesbadeners geht, dann scheint es zumindest so, dass er den Gipfel des eigenen Erfolgs bereits erreicht hat. Ein Großteil der Tracks handelt von Enos Weg nach oben und seinem inzwischen ausufernd luxuriösen Lebensstil. Sein großspuriges Geprotze ist zwar teils unterhaltsam, doch inhaltlich gibt "Wellritzstrasse" recht wenig her. "Richard Mille" etwa ist ein Track, der komplett der gleichnamigen Luxusuhrenmarke gewidmet ist – und steht damit symptomatisch für das fehlende textliche Fundament von Enos Debütalbum. Dafür sind seine Melodien und Rhythmen umso ansteckender: Ohrwürmer wie das orientalisch angehauchte "Cane Cane" bleiben lange im Gedächtnis. Gesangselemente sind auf "Wellritzstrasse" beinahe häufiger vorhanden als klassischer Rap – dabei ist Autotune für das Alles Oder Nix-Mitglied meist das Mittel der Wahl. Auch wenn sein Sing-Sang stimmig klingt, kann er dem übermäßig oft verwendeten Audioeffekt kaum neuartige Sounds entlocken. Im Gegenteil: Songs wie "Chyna White" wirken geradezu nach Schema F konstruiert, um sich als Club-Banger möglichst breitenwirksam verkaufen zu können.
Mit seinem Debüt erfindet Eno weder das Rad noch Rap neu. Es ist vielmehr ein Album, das ganz dem Zeitgeist des aktuellen Straßenraps entspricht. Kontroversen oder gar tiefgründigen Inhalt sucht man vergebens. Das kann und darf man kritisieren. Doch am Ende ist "Wellritzstrasse" vor allem eine kohärent klingende Platte, die – bewusst oberflächlich gehalten – vordergründig mit leichtfüßigen Melodien unterhalten will.
(Florian Peking)