Monat für Monat bringt die deutsche Rapszene mehr Releases hervor, als ein einzelner Mensch überhaupt hören kann. Auch uns als Redaktion geht es da nicht anders. So fallen bei der Flut an Neuerscheinungen immer wieder Werke unter den Tisch, denen man liebend gern noch seine Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Letzteres möchten wir hiermit machen und Euch genau die Platten näherbringen, die ansonsten vielleicht nicht so sehr im Fokus stehen. Kurz und knapp vorgestellt am Ende jedes Monats, sind diese Werke "Last but released".
Jugo Ürdens – YUGO
In den letzten Jahren sind mir gleich mehrere Künstler begegnet, die den Namen Udo Jürgens in abgewandelten Formen für sich nutzten. Einer von ihnen ist Jugo Ürdens. Der Rapper, der vom Magazin goodnight.at zu einem der "18 schönsten Männer Wiens" gekürt wurde, fiel bisher aber nicht nur durch Namen und Optik auf. Auch seine Musik, irgendwo zwischen authentischem Straßenduktus und Cloud-Swag-Attitüde, sorgte bereits für einiges an Aufmerksamkeit. Sein neues Album "YUGO" baut genau auf diesem Interesse an seiner Person auf und präsentiert sich in einem avantgardistisch-minimalistischen Soundgewand, zu welchem Jugo zwar die gewohnt banal-selbstdarstellerische Schiene fährt, diese aber immer wieder mit selbst- und gesellschaftskritischen Ansätzen aufbricht. Wer sich gerne mit der unkonventionelleren Seite des aktuellen Raps beschäftigen möchte, hat daran mit Sicherheit seinen Spaß.
Steasy – Life
Nachdem es bis zum Debütalbum einige Jahre dauerte, brauchte Steasy für seine neue EP nur ein Jahr. Das hat sich allerdings keineswegs negativ auf seine Musik ausgewirkt. Stattdessen bieten die fünf Tracks unterschiedlichste Themen sowie einen Seitenhieb gegen die Konkurrenz. So analysiert Steasy etwa mit Pimf auf "2028", wie peinlich manche aktuelle HipHop-Trends – Gesichtstattoos etwa – in zehn Jahren sein werden. An anderer Stelle zeigt er auf, wie schwachsinnig es ist, von Rappern zu verlangen, etwas Privates zu erzählen. All das auf basslastigen, trappigen Beats und mit der bekannt arroganten Attitüde. So ist "Life" musikalisch zwar nichts Außergewöhnliches, aber gerade inhaltlich definitiv ein Reinhören wert.
Spaze Windu & Herr König – Heliophobia
Standardmäßig liefern Produzenten den Rappern ihre Beats und diese releasen dann ein Album, sodass sich nur selten der Name der Erstgenannten auf dem Cover wiederfindet. Spaze Windu ist anders vorgegangen – er hat "Heliophobia" unter seinem Namen rausgebracht und sich Herr König für die Rap-Parts dazu geholt. Der Sound der Platte ist sehr nostalgisch: Alte und teilweise bekannte Samples versetzen den Hörer zurück in die Vergangenheit, was durch die Scratches und den Lo-Fi Charme verstärkt wird. Auch der Rap von Herr König passt gut in das Soundkonzept und orientiert sich inhaltlich an Themen, die für Oldschool-HipHop sehr typisch sind. So geht es zum Beispiel um "Heads", die Cypher und die eigene Crew, die natürlich reichlich promotet wird. "Heliophobia" ist ein interessantes sowie hörenswertes Release, denn es überzeugt nicht als Kampfansage an die Szene oder als Partyplatte, sondern durch Realness und eine gewisse Gelassenheit, die die beiden als Team gut zu transportieren wissen.
(Daniel Fersch, Lukas Päckert, Dzermana Schönhaber)