Du holst Leute mit Lidschatten.
Ich hol' Bratans mit Kriegsschaden.
Zurzeit hat wohl kaum ein deutscher Rapper einen höheren Output als Capital Bra. Nach einer mehr oder weniger abrupten Trennung von seinem bisherigen Label Team Kuku und einem überraschenden Signing bei Bushidos Label ersguterjunge war aufgrund ungeklärter Differenzen lange nicht klar, wo seine Alben künftig erscheinen werden. Um den Vertrag bei seiner alten musikalischen Heimat endgültig zu erfüllen, releast Capital nun "Allein" – sein fünftes Album innerhalb von weniger als drei Jahren, das er erst drei Tage vor Veröffentlichung ankündigte.
Fünf der dreizehn Songs sind bereits durch Videoauskopplungen bekannt, weshalb das Release zunächst wie eine beliebige Aneinanderreihung von Tracks erscheint, die noch auf irgendeiner Festplatte lagen. Viele der Songs sind jedoch tatsächlich gut ausproduziert und wirken auch textlich alles andere als hingeklatscht, weshalb der eben erwähnte Vorwurf dem Album nicht gerecht wird. Der Sound ist gewohnt zeitgemäß und auch für den ein oder anderen Ohrwurm gut. Klar fallen Trap-Eskapaden wie "Gucci Capi Tief" oder "Safari" da etwas aus der Reihe, allerdings gehören die inzwischen wohl zu einem Capital Bra-Release dazu. Während bei ersguterjunge in den letzten Jahren eher ein internes Ding parallel zum Großteil der Szene gemacht wurde, vereint Capi hier verschiedene Künstler auf seinem neuesten Werk. So finden sich neben Gastbeiträgen von (Ex-)Label-Kollegen Samra und AK Ausserkontrolle auch Parts von unter anderem Luciano, Eno, Xatar und Olexesh.
Dass "Allein" kein vollständig durchdachtes Album ist, überrascht bei einem spontanen Release nicht sonderlich – konzeptionell sollte man vielleicht eher von einem Mixtape sprechen. In erster Linie dient es wohl dazu, einen Vertrag zu erfüllen, bietet jedoch auch einen Vorgeschmack auf das, was bei Capitals neuer Labelheimat in Zukunft zu erwarten ist. Man darf also weiter gespannt sein.
(Michael Collins)