Noch keine Lawine, doch mehr als ein Schneeball, mehr als 13 Prozent.
Hamburg ist in der deutschen Raplandschaft gefühlt schon ewig fest verankert. Doch besonders in den letzten Jahren scheint die Hansestadt, abgesehen von den alten Hasen, überwiegend Gangsterrap hervorzubringen. Die Band Neonschwarz bildet dabei eine Ausnahme. Kritik an Politik und Gesellschaft waren schon auf dem vorherigen Langspieler "Metropolis" ein wichtiger Bestandteil, welche auch auf dem neu veröffentlichten Album "Clash" zum Tragen kommt.
Dabei haben sich Neonschwarz offensichtlich von den aktuellen politischen Geschehnissen in Deutschland leiten lassen. An Zeilen, die eine rechte Haltung kritisieren, kommt man auf "Clash" nicht vorbei. Toleranz und Offenheit werden hochgehalten, Fremdenhass und Populismus ganz klar abgelehnt. Besonders der Track "2018", welcher die aktuelle Lage in der Bundesrepublik beschreibt, lässt daran keinen Zweifel. Doch auch andere Themen wie vermeintliche Absurditäten innerhalb der Gesellschaft, Homophobie oder Kapitalismus werden immer wieder angesprochen. Auch soundtechnisch hat das Album vieles zu bieten. Von Poprock-Einflüssen über rollende Snares und 808-Sounds bis hin zum Sample von Eins Zwos "Die Omi aus dem 1. Stock" – von Eintönigkeit kann hier definitiv nicht gesprochen werden. Der Haken an den verschiedenen Stilen ist jedoch, dass, obwohl die Tracks an sich meist recht entspannt klingen, durch die vielen Wechsel eine gewisse Unruhe ensteht. Abgesehen vom inhaltlichen roten Faden des Albums gibt es keine Linie, der man folgen kann. Aber vielleicht ist es ja Absicht, um beim Hörer eine stetige Aufmerksamkeit zu erzeugen.
"Clash" bietet Tracks voller Inhalt, die beweisen, dass Hamburg immer noch mehr kann als Storys aus der kriminellen Unterwelt. Eine gewisse musikalische Offenheit ist allerdings wegen der großen Anzahl an Musikstilen auf dem Album mitzubringen. Wer das kann, wird von "Clash" nicht enttäuscht sein.
(Steffen Uphoff)