Es geht um Vision, Vision, Vision, Vision.
Du kannst meinen Boden wischen, wischen, wischen.
Vor einigen Jahren waren Genetikk an der Spitze des deutschen Rapgames angekommen. Als Konsequenz gab es zwei Nummer-eins-Hits und Gold-Auszeichnungen. Der große Hype ist mittlerweile jedoch vorbei. Nun drängt sich die Frage auf, ob sie mit ihrem neuen Album "Y.A.L.A." an die alten Erfolge anknüpfen können.
Geht man von aktuellen Klickzahlen als Indikator für Popularität aus, so muss man feststellen, dass die Saarbrücker Crew weit von dem entfernt ist, was sie zwischen 2013 und 2015 erreicht hat. Doch woran liegt das? Ein Punkt dürfte wohl die inhaltliche Redundanz sein, die man mittlerweile bei Genetikk feststellen kann. Hört man Karuzo rappen, könnte man meinen, sein Leben bestünde zu großen Teilen aus schnellem Sex. So gibt es bezeichnenderweise – wie in jedem anderen Track des Albums – selbst auf "Nonna", einer Ode an die verstorbene Oma, entsprechende Textzeilen: "Und Nonna hat gesagt, Lil Kappa sei ein Gentleman. Ich glaub', sie meint vorm Ficken auch mal Pizza essen geh'n." Die Art und Weise, wie der maskierte Rapper auf dem gesamten Werk sein Sexleben in Szene setzt, ist an herabwürdigender Objektifizierung kaum zu überbieten. Sein monotoner und beabsichtigt gelangweilter Flow tut zu dem Mangel an Hörgenuss, der hier vorherrscht, sein Übriges. Leider helfen da auch weder die stimmigen Beats, welche größtenteils von Sikk stammen, noch die Beteiligung der US-Amerikanischen Produzenten- und Engineer-Legende Mike Dean weiter. Dieser ist neben einer Co-Produktion auf "Magic" auch für Mixing und Mastering der gesamten Veröffentlichung verantwortlich.
Sicher gibt es hier ein kohärentes Soundbild, welches sich angenehm vom kontemporären Trap-Einheitsbrei abhebt sowie die ein oder andere Ohrwurm-Hook. Aufgrund der schwachen inhaltlichen und technischen Performance von Karuzo ist es jedoch äußerst fraglich, ob Genetikk es erneut schaffen werden, das Land mit ihrer Musik zu erobern. Mit "Y.A.L.A." wird dies jedenfalls sicher nicht gelingen.
(Steffen Bauer)