"Was?! Du kennst das nicht? Sekunde, ich such' dir das mal raus." Und schon öffnet sich die Plattenkiste. Wer kennt diesen Moment nicht? Man redet über Musik und auf einmal fällt ein Name – egal ob von einem Song, einem Künstler oder einem Album – mit dem man nicht so recht etwas anzufangen weiß. Und plötzlich hagelt es Lobpreisungen, Hasstiraden oder Anekdoten. Gerade dann, wenn der Gesprächspartner ins Schwärmen verfällt und offen zeigt, dass ihm das Thema wichtig ist, bittet man nicht allzu selten um eine Kostprobe. Die Musik setzt ein und es beginnt, was der Person so sehr am Herzen zu liegen scheint. In diesem Fall – was uns so sehr am Herzen liegt: Ein Auszug aus der Musik, mit der wir etwas verbinden, die wir feiern, die uns berührt. Ein Griff in unsere Plattenkiste eben.
Ich bin ein Workaholic – da muss ich mir nichts vormachen. Für mich gibt es keinen entspannten Sonntag. Denn selbst wenn ich vermeintlich nichts vorhabe, kann ich noch Aufgaben erledigen, die seit Wochen liegengeblieben sind. Alles abarbeiten, aber bloß nicht im Bett mit einer Pizza liegen und eine Serie schauen. Was dafür der perfekte Sound ist? Für mich ganz klar: "All In A Day's Work".
Schon die Tracklist von Dr. Dre's Album "Compton" laß sich gut – so viele meiner favorisierten Künstler auf einer Platte. Was ich damals jedoch nicht gedacht hätte: Wie oft ich mich in Zukunft an die Worte aus Jimmy Iovine's Rede, die das Intro zu "All In A Day's Work" darstellt, erinnern werde. Diese sind einfach jedes Mal aufs Neue motivierend für mich. Wenn der Beat beginnt, fühlt man sich direkt mitgezogen und kann sich bildlich vorstellen, wie man selbst "right here in Los Angeles" ist. Das liegt unter anderem an der Stimme von Anderson .Paak, die so unverkennbar ist, dass man sie ihm schon ab der ersten Silbe zuordnen kann. Auch Dr. Dre steigt gekonnt mit seinen Rapparts in den Beat ein, die dem Hörer den stetigen beruflichen Hustle des Künstlers aufzeigen: Nie kann man es allen recht machen, der Tag hat nur 24 Stunden, aber man macht immer weiter, um den eigenen von Perfektionismus getriebenen Ambitionen gerecht zu werden. All das gehört eben dazu und nichts kann ich besser nachvollziehen.
Generell sind alle Parts ein harmonisches Wechselspiel zwischen den beiden Kaliforniern, welches man nicht besser hätte umsetzen können. Anderson .Paak betont seine Worte mit solch einer starken Energie und Emotion, sodass immer wieder meine innere Souldiva ausbricht – unabhängig davon, dass ich nicht mal besonders gut singen kann. Jetzt aber genug der Worte, denn nun bin ich wieder "right back to work".
(Laila Drewes)