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Interview

Bong Teggy

"Das ist wie der Ver­gleich Thea­ter und Kino – bei ers­te­rem kannst du über­trei­ben und dir mehr Frei­hei­ten las­sen, beim Spiel­film gibt es mehr Maß­re­ge­lun­gen, dafür ist er aber auch auf­wän­di­ger pro­du­ziert." – Bong Teg­gy im Inter­view über Writ­ten Batt­les vs. Tracks, die ers­te EP und DLTLLY-Ambitionen.

16. April 2014, Ber­lin. Auf die Büh­ne des Bi Nuu tritt an die­sem Mitt­woch ein schlak­si­ger, jun­ger Rap­per. "Darf ich vor­stel­len? Das ist Ben Salo­mo aka die Hure von Baby­lon." – Es sind die ers­ten Zei­len von Bong Teg­gy, an die wir uns erin­nern. Aus dem ver­hal­te­nen Applaus am Anfang wird schnell tosen­des Geläch­ter für sei­ne Pun­ch­li­nes, die Acapella-​Battles gegen SSYNIC sind legen­där. Zuletzt stand er in Mün­chen gegen Yaram­bo auf der Büh­ne. Wir haben uns eine Woche zuvor zum Inter­view mit dem Batt­ler­ap­per getrof­fen und spre­chen über sei­ne Anfän­ge, Titel-​Ambitionen und sei­ne EP "Na und?".

MZEE​.com: Bei der Recher­che vor­ab habe ich dich natür­lich auch gegoo­gelt. Dort fin­det man zahl­lo­se Refe­ren­zen zu dir, aber kei­ne mit Rap-​Bezug, die ein Inter­es­se an der Kul­tur vor Rap am Mitt­woch andeu­tet. Inwie­weit hast du dich zuvor bereits mit Hip­Hop auseinandergesetzt? 

Bong Teg­gy: Tat­säch­lich bin ich erst mit Rap am Mitt­woch in den gan­zen HipHop-​Kosmos ein­ge­taucht. Kool Savas, die Beg­in­ner und so wei­ter, das habe ich damals alles gar nicht gefei­ert. Ich bin erst mit K.I.Z dazu­ge­kom­men, cir­ca 2007. Da habe ich auch mehr auf die Tex­te geach­tet. Vor­her habe ich viel­leicht mal mit einem Kum­pel ver­sucht, tat­säch­lich zu rap­pen, mehr aber auch nicht. Zuvor habe ich – so blöd das klingt – eher Gedich­te geschrie­ben. (lacht) Da habe ich ein paar Rei­me ver­fasst, des­we­gen war mir die Mate­rie jetzt nicht voll­kom­men fremd.

MZEE​.com: Wie kamst du dann über­haupt auf die Idee, dich beim ers­ten Besuch bei Rap am Mitt­woch sofort auf die Büh­ne zu stellen? 

Bong Teg­gy: Das ergab sich durch einen guten Freund, der die Platt­form kann­te und mein­te, ich sol­le da auch mal mit­ma­chen. Der wuss­te eben, dass ich ab und an ger­ne mal auf dem Weg zum Club mit Kol­le­gen gefree­stylt habe. Ich habe erst dort über­haupt ver­stan­den, was das für eine rie­si­ge Ver­an­stal­tung war. Zu dem Zeit­punkt dach­te ich noch, dass das in einem klei­nen Ort vor 20, 30 Leu­ten statt­fin­det. Ich war dann natür­lich auch total hacke und der Auf­tritt schlecht. Danach stand ich jeden Mitt­woch als Fan in der Crowd. Irgend­wann habe ich mir dann ein Herz gefasst, mich vor­be­rei­tet und tat­säch­lich gebattlet.

MZEE​.com: Was hat dich dazu bewo­gen, jetzt auch tat­säch­lich Tracks auf­zu­neh­men, wenn du Rap eigent­lich erst durch Acapella-​Battles wirk­lich wahr­ge­nom­men hast?

Bong Teg­gy: Immer, wenn ich eine Idee hat­te, habe ich sie als Skiz­ze auf­be­rei­tet und bei den Text­run­den von RaM per­formt. Irgend­wann hat sich das aber ange­sam­melt und ich konn­te das gar nicht alles ver­ar­bei­ten. In dem Zeit­raum wur­de ich dann von 7Inch ange­schrie­ben, der jetzt mei­ne EP pro­du­zier­te. Er war auch der ers­te Beat­bau­er, mit dem es rich­tig gefunkt hat. Wir haben uns so gut ver­stan­den, dass es pass­te – auch wenn er nicht ein­mal die Instru­men­tals macht, die zu mir per­sön­lich am bes­ten pas­sen, bezie­hungs­wei­se die ich pri­vat am meis­ten feiere.

MZEE​.com: Also war dir das Zwi­schen­mensch­li­che wich­ti­ger als die kom­plet­te Sym­bio­se in der Musik? 

Bong Teg­gy: Sei­ne Band­brei­te als Pro­du­zent ist natür­lich rie­sig, da kann man gar nicht alles fei­ern. Ich fin­de mei­ne Beats jetzt natür­lich super, aber es war mir wirk­lich sehr wich­tig, dass wir uns auch pri­vat ver­ste­hen. Ich war auch bei ande­ren Pro­du­zen­ten im Stu­dio. Die haben mir dann irgend­ei­nen Murks gezeigt und alles war super ner­vig. Mit ihm hin­ge­gen hat das sofort gestimmt. Wenn man mich per­sön­lich fra­gen wür­de, ste­he ich auch eher auf HipHop-​Beats … (über­legt) so im 90-​BPM-​SSIO-​Headbanger-​Stil. (grinst) Auf denen wür­de ich selbst aber gar nicht so cool kom­men, des­we­gen ergibt das alles schon Sinn.

MZEE​.com: Wenn du schon auf die Text­run­den bei Rap am Mitt­woch zu spre­chen kommst: Wie ist das denn beim Tex­ten für Songs? Fühlst du dich da frei­er und wür­dest auch ande­res als die Battle-​Thematik anspre­chen, bei­spiels­wei­se Politik?

Bong Teg­gy: Ein Song hat es nicht auf die EP geschafft. Dar­in kri­ti­sie­re ich den Ablauf und die Pro­ble­me des Schul­sys­tems. Den muss­ten wir dann aber doch wie­der raus­neh­men, weil er nicht mehr aktu­ell war. Auf der EP selbst sind durch­aus eini­ge Songs, die aus­schließ­lich Pun­ch­li­nes und viel Witz beinhal­ten. Auf der ande­ren Sei­te pro­bie­re ich mich da auch ger­ne an The­men­tracks aus, bei­spiels­wei­se die letz­te Anspiel­sta­ti­on "Pha­rao". Das ist eine fik­ti­ve Geschich­te, die im alten Ägyp­ten spielt. Nicht, weil ich da einen son­der­li­chen Bezug zu hät­te. Ich habe ein­fach den Beat gehört und wuss­te, dass man genau einen sol­chen Text auf die­sem Instru­men­tal kicken muss. Außer­dem mag ich "San­dy", ein Lied, das die­sen gan­zen Lie­bes­songs einen neu­en Twist gibt.

MZEE​.com: Fin­dest du es wich­tig, als Rap­per für etwas zu ste­hen und das in sei­ne Musik oder Batt­les ein­flie­ßen zu lassen? 

Bong Teg­gy: (über­legt) Bei einem Rap-​Battle ist es ja so: Natür­lich gibt es da stump­fe Pun­ches, aber auch vie­le Zei­len, die für ganz bestimm­te Wer­te ste­hen und hin­ter die du dich zu stel­len hast. Das wäre für mich also nichts Neu­es, wenn ich jetzt in der Musik einem ähn­li­chen Mus­ter fol­gen wür­de. Ich fin­de sogar, es ist genau umge­kehrt: Bei den Tracks füh­le ich mir weni­ger auf die Fin­ger geguckt und möch­te ein­fach nur Spaß haben. Da benut­ze ich auch ger­ne mal einen wacken Reim, den ich im Aca­pel­la nie­mals brin­gen wür­de, weil ich mich dort direkt für den ver­ant­wor­ten müss­te. Gene­rell spre­che ich aber in bei­den Dis­zi­pli­nen mir per­sön­lich wich­ti­ge Din­ge an und stel­le mei­ne Mei­nung dar.

MZEE​.com: Wel­che Wer­te ver­trittst du, wenn du im Cypher-​Kreis stehst? 

Bong Teg­gy: Boah. (über­legt) Die gan­zen guten halt, ne? (lacht) Kann ich tat­säch­lich nicht so rich­tig beant­wor­ten. Ehr­lich­keit … und … Was willst du denn jetzt hören?

MZEE​.com: Reich­tum, Macht und Ruhm! 

Bong Teg­gy: (lacht) Da ste­he ich dann tat­säch­lich genau dage­gen. Gegen die­se arro­gan­te Art und das Prol­li­ge, das bei vie­len häu­fig über­hand­nimmt. Ich fah­re da eher die mensch­li­che­re und ech­te­re Schie­ne, auch wenn das eini­ge dann nicht als "echt" anneh­men. Da bekommt man dann ger­ne ein­mal die "Du bist nicht real!"-Karte ausgespielt.

MZEE​.com: Du sag­test vor­hin, dass du dich beim Tex­ten für Songs frei­er fühlst. Was ist denn für dich der größ­te Unter­schied beim Schrei­ben von Tex­ten für Tracks im Ver­gleich zu Tex­ten für ein Battle?

Bong Teg­gy: Beim Aca­pel­la kannst du dem Takt aus­wei­chen. Du kannst Stil­mit­tel benut­zen und Pau­sen set­zen. Bei Songs bist du an den Beat gebun­den. Das ist ein wenig wie der Ver­gleich Thea­ter und Kino – bei ers­te­rem kannst du über­trei­ben und dir mehr Frei­hei­ten las­sen, beim Spiel­film gibt es mehr Maß­re­ge­lun­gen, dafür ist er aber auch auf­wän­di­ger pro­du­ziert. Bei einem Acapella-​Battle müs­sen die Leu­te die Lines direkt che­cken, bei Songs kön­nen sie den Sinn erst nach dem drit­ten oder vier­ten Mal kom­plett ver­ste­hen, das macht nichts. Das bewirkt aber auch, dass ich mir für das Tex­ten von Batt­les einen viel grö­ße­ren Kopf mache. Allei­ne schon, weil du dich beim Batt­le gegen­über jeman­dem recht­fer­ti­gen musst, der gera­de ver­sucht, dich über drei­mal drei Minu­ten fer­tig zu machen. Jedes Wort liegt auf der Gold­waa­ge. Da gehst du auto­ma­tisch in eine ande­re Hal­tung, die du in der Musik nicht hast. Da hören nur Leu­te zu, die mich auch irgend­wie mögen. Wenn sie mich nicht mögen und trotz­dem Tracks von mir hören, dann tun die mir ordent­lich leid. So viel Zeit will ich im Leben nicht haben. (lacht)

MZEE​.com: Im Rap-​Battle wer­fen Künst­ler sich gegen­sei­tig ger­ne vor, der ande­re sei kein voll­stän­di­ger MC, wenn er nicht sowohl batt­len als auch Musik machen kön­ne – siehst du das genauso? 

Bong Teg­gy: Mir ist das wirk­lich scheiß­egal. Wenn du von dir selbst sagst, du seist ein voll­kom­me­ner MC, na gut. Aber wenn jemand ein­fach nur gut batt­len kann, dann muss er nicht auto­ma­tisch musi­ka­lisch sein. Zeigt sich ja auch bei mir erst jetzt, ob ich das kann. (lacht)

MZEE​.com: Denkst du, dass man sich als eigen­stän­di­ger Musi­ker irgend­wann vom Batt­le distan­zie­ren muss? Kann bei­des neben­ein­an­der existieren?

Bong Teg­gy: Die Namen, die bei der Fra­ge immer fal­len, sind Capi­tal Bra und Kara­te Andi. Bei denen war es aber nie so, dass sie gestan­de­ne und moder­ne Batt­ler­ap­per waren. Wenn du Leu­te aus der Sze­ne fragst, sind die nie in den Top Ten der bes­ten Acapella-​MCs ver­tre­ten. Das sind bei­des Leu­te von Rap am Mitt­woch, die aus einer Zeit kom­men, als zu einem "Champion"-Titel auch ande­re Skills gebraucht wur­den. Aus den aktu­el­len For­ma­ten wie DLTLLY gibt es noch gar kei­nen, der so krass mit sei­ner Musik durch­ge­star­tet ist. Ich selbst wür­de mir aber vor­neh­men, genau­so mit den Batt­les wei­ter­ma­chen zu wol­len, auch im unwahr­schein­li­chen Fall, dass ich mit mei­ner Musik eine solch kras­se Reich­wei­te wie die bei­den bekom­men wür­de. Das wäre auch total geil – neue Angriffs­flä­che, du könn­test gestan­de­ne Rap­per mit Dis­ko­gra­phie im Cypher-​Kreis her­aus­for­dern und das alles bekommt eine neue Ebe­ne und Publikum.

MZEE​.com: Ob das so funk­tio­niert, steht aber auf einem ande­ren Blatt. Es ist ja seit Jah­ren die Fra­ge, ob es über­haupt noch Rap­per gibt, die sich einem rich­ti­gen Acapella-​Battle stel­len würden. 

Bong Teg­gy: Das stimmt schon. Die müss­ten auch che­cken, was für Skills sie dafür brau­chen und dann wür­de ich sie natür­lich auch gern her­aus­for­dern. Da gilt ja immer noch "Feu­er über Deutsch­land" als Mei­len­stein. Man muss aller­dings sagen: Bei heu­ti­gen Stan­dards sind dort fast alle Parts viel zu all­ge­mein. Damit wür­dest du nie­mals oben mit­spie­len kön­nen. Ich fra­ge mich ja immer, ob es ein paar stil­le Beob­ach­ter der Battle-​Szene gibt, die trotz­dem mal Bock hät­ten, mit­zu­mi­schen. Jemand wie Kol­le­gah oder Laas Unltd., die sich wohl viel angucken.

MZEE​.com: Ich habe tat­säch­lich mit Mar­te­ria über DLTLLY gespro­chen. Der war aber nicht beson­ders ange­tan vom Pilz-​Battle gegen Nedal Nib, weil er nicht so weit gehen wol­len würde.

Bong Teg­gy: (lacht) Rich­ti­ger Micdrop. Es ist natür­lich auch schwie­rig, wenn man als aller­ers­tes Batt­le Pilz gegen Nedal guckt. Da soll­te man sich zuerst irgend­wel­che Matchups angu­cken, die dich in die Sze­ne brin­gen, bei der gro­ßen Men­ge an Insi­dern. Das muss man dann anders machen, das wis­sen die Nerds die­ser Sze­ne auch. In den ein­schlä­gi­gen Foren wird ganz oft gefragt, wel­ches Batt­le man nicht-​rapaffinen Men­schen als ers­tes zei­gen könn­te. Die Leu­te heut­zu­ta­ge wol­len per­sön­li­che Parts mit auf den Geg­ner gemünz­ten Lines, ansons­ten sind die eher wenig beeindruckt.

MZEE​.com: Wel­ches Batt­le wür­dest du denn Neu­lin­gen in der Sze­ne empfehlen? 

Bong Teg­gy: Den Klas­si­ker, den ich ganz oft höre: Papi Schlauch gegen mich. Ich weiß auch nicht, ob das nicht sogar ein klei­ner Selbst­diss ist, frei nach dem Mot­to: "Das ist so ein­fach, das ver­steht jeder!" Gene­rell stimmt das aber, weil es sehr auf lus­tig getrimmt ist. Was 2 on 2 Batt­les angeht, viel­leicht sogar Pro­ton & Roni 87 gegen Bri­an Dama­ge & Har­ry Crotch. Das ist fast schon Kult.

MZEE​.com: Nicht nur eta­blier­te Rap­per, son­dern auch Künst­ler in dei­ner Spar­te bekla­gen sich teil­wei­se, dass sie es zeit­lich nicht schaf­fen, neben den Batt­les noch Tracks zu schrei­ben. Wie schwer fiel dir das und haben dar­un­ter viel­leicht ande­re Berei­che dei­nes Lebens gelitten? 

Bong Teg­gy: Nein, defi­ni­tiv nicht. (grinst) Das ist wirk­lich nur ein Hob­by, dafür reicht eine hal­be Stun­de pro Tag, die du inves­tierst. Und vor allem macht es mir ja auch gro­ßen Spaß, mir die­se Zeit zu neh­men. Da muss ich in kei­nem ande­ren Teil mei­nes Lebens zurück­schrau­ben. Schon gar nicht bei der EP, bei Batt­les ver­ste­he ich das eher. Die kön­nen einen durch­aus ver­ein­nah­men, wenn du irgend­wann unter Zeit­druck gerätst und dann hek­tisch aus­wen­dig ler­nen musst. Das ist eine nerv­li­che Belas­tung, wenn du weißt, dass gleich 700 Leu­te dar­auf ach­ten, ob du dei­nen Text auch wirk­lich kom­plett feh­ler­frei und locker auf­sa­gen kannst.

MZEE​.com: Gehen wir mal davon aus, du könn­test dein Hob­by zum Beruf machen. Wenn bei dir Spaß im Vor­der­grund steht – wür­dest du über­haupt mit Rap dein Geld ver­die­nen wol­len und das damit professionalisieren? 

Bong Teg­gy: Schwie­rig. Frü­her habe ich zum Bei­spiel super­ger­ne gele­sen und so cir­ca ab der fünf­ten Klas­se, wo man dann dazu gezwun­gen wur­de, habe ich es gehasst. Kei­ner will die­se Bücher lesen, das nimmt doch jedem den Spaß dar­an. Wenn ich jetzt einen Ver­lags­deal mit kon­kret gesetz­ten Abga­be­zei­ten hät­te, wäre das ver­mut­lich genau­so. Dann wür­de die Musik wahr­schein­lich auch schlecht wer­den und ich die Lust dar­an ver­lie­ren. Also, auf der einen Sei­te hät­te ich natür­lich nichts dage­gen, davon leben zu kön­nen. Aber das hat auf der ande­ren Sei­te schon einen gro­ßen künst­le­ri­schen Ein­fluss. Ich gehe da aber auch – anders als die meis­ten der Sze­ne – sehr rea­lis­tisch an die Sache her­an und den­ke nicht, dass das in abseh­ba­rer Zeit pas­sie­ren wird. Auch wenn es mich natür­lich freu­en würde!

MZEE​.com: War das etwa ein ganz dezent ver­steck­ter Diss an die ande­ren MCs der Battle-Szene? 

Bong Teg­gy: Nein, das war ein ganz offe­ner und gro­ßer Diss an alle ande­ren MCs. (lacht)

MZEE​.com: (lacht) Da wer­den direkt wie­der Sei­ten­hie­be ver­teilt, obwohl du ja lan­ge kein Teil der Sze­ne mehr warst. Wie kam es eigent­lich zu dei­ner Pau­se im ver­gan­ge­nen Jahr, ehe du 2018 wie­der rich­tig bei DLTLLY am Start warst? Das Splash! letz­tes Jahr zählt mal nicht. 

Bong Teg­gy: Das hat­te meh­re­re Grün­de, am Anfang war es aber die Moti­va­ti­on. Ich hat­te vor eini­gen Jah­ren ein­fach kei­ne Geg­ner mehr, bei denen ich wirk­lich hung­rig auf ein Match war. Da gab es bin­nen eines Jah­res fünf oder sechs unfass­bar kras­se Batt­les. Danach habe ich mich gefragt, was noch kom­men soll. Es war natür­lich auch wirk­lich ent­span­nend, mal kei­ne Tex­te ler­nen zu müs­sen. Ich konn­te end­lich wie­der zocken, das war schön! (grinst)

MZEE​.com: Hat­test du denn Pro­ble­me, wie­der in den "Battle-​Modus" reinzukommen? 

Bong Teg­gy: Nicht wirk­lich. Ich hat­te aber lan­ge das Gefühl, ich wür­de Tex­te jetzt anders schrei­ben. Auf eine erns­te­re Art und Wei­se und teil­wei­se geg­ner­be­zo­ge­ner und mit ver­bes­ser­ter Struk­tur, zumin­dest glau­be ich das.

MZEE​.com: "Erns­ter" ist ein gutes Stich­wort: Du muss­test in der Ver­gan­gen­heit als eher lus­ti­ger Batt­ler­ap­per auch viel Kri­tik für dei­nen Stil ein­ste­cken. Wie geht man damit um? Hast du viel­leicht sogar bewusst etwas dar­an geändert?

Bong Teg­gy: Zumin­dest nicht bewusst. Ich glau­be, ich bin immer noch sehr lus­tig und möch­te auch wei­ter die­se Schie­ne fah­ren, damit bin ich über­haupt erst in die Sze­ne gekom­men. Es gibt ein­fach ver­schie­de­ne Arten von Rap­pern und natür­lich gefällt nicht jedem jeder Stil. Das macht mich per­sön­lich nicht fer­tig. Nichts­des­to­trotz habe ich ja auch frü­her schon erns­te­re Sche­mes und Parts geschrie­ben, die waren nur lei­der nicht so gut. (grinst) Jetzt beim VT-​Battle war der erns­te­re Teil halt ein­fach bes­ser und kon­se­quen­ter als frü­her, aber trotz­dem wür­de ich nicht sagen, dass ich mei­nen Stil geän­dert habe.

MZEE​.com: Hast du häu­fi­ger leich­te Fremdscham-​Momente, wenn du sol­che alten Parts von dir anhörst? 

Bong Teg­gy: Eher nicht, ich neh­me das im Nach­hin­ein mit Humor. Zum Bei­spiel im ers­ten Batt­le gegen SSYNIC. Da woll­te ich ihm vor­wer­fen, er sei viel eher ein Clown als ein ech­ter Rap­per. Ich dach­te, das wür­den alle fei­ern in einem Raum vol­ler Rap-​Heads, aber es hat ein­fach kei­nen gejuckt. (lacht) Da woll­te ich das Publi­kum sogar noch zum Mit­ma­chen ani­mie­ren. Als es das nicht tat, muss­te ich sel­ber auf der Büh­ne los­la­chen. Ich neh­me mich auch da nicht zu ernst, wenn irgend­was schiefläuft.

MZEE​.com: Mit Yaram­bo hast du als nächs­ten Geg­ner den aktu­el­len Titel-​Contender bei DLTLLY vor der Nase. Hast du selbst Ambi­tio­nen auf ein Titel­match oder reizt dich das gar nicht? 

Bong Teg­gy: Ich wur­de ursprüng­lich sogar gefragt, ob ich nicht Lust auf ein Contender-​Match gegen Yaram­bo hät­te. Ich war da total offen und woll­te es machen, nur lei­der bin ich im Okto­ber und Novem­ber nicht im Land. Auf Aus­lands­rei­se kann ich mich schlecht auf das Rematch gegen Nedal vor­be­rei­ten, des­we­gen tritt er jetzt im Dezem­ber gegen den DLTLLY-​Champ an. Inter­es­sant wäre der Titel für mich aber alle­mal. Noch inter­es­san­ter wäre aber das ent­spre­chen­de Rematch gegen ihn.

MZEE​.com: Das ist natür­lich direkt die nächs­te Fra­ge: Wie rech­nest du dir denn nach dem 5:0 beim letz­ten Mal dei­ne aktu­el­len Chan­cen gegen Nedal Nib aus?

Bong Teg­gy: Das ist immer eine rich­ti­ge Wun­der­tü­te. Das kann man nie so genau sagen. Ich glau­be ein­fach, dass es ein rich­tig kras­ses Batt­le wer­den wür­de. Seit der letz­ten Begeg­nung sind genug span­nen­de Sachen zwi­schen uns pas­siert, damit sich das loh­nen würde.

MZEE​.com: Vor allem, weil die Ent­schei­dung schon beim letz­ten Mal in den Online-​Foren als sehr kri­tisch wahr­ge­nom­men wurde. 

Bong Teg­gy: Man könn­te fast schon "umstrit­ten" sagen. (grinst)

MZEE​.com: Ich habe auch ein Zitat aus dem Batt­le her­aus­ge­sucht. Und zwar …

Bong Teg­gy: (unter­bricht) War­te, ich will raten! "Man kann alle Instru­men­te ler­nen, Ben­no, nur nicht das Mic." (alle lachen)

MZEE​.com: Nein, lei­der nicht, ein Zitat von dir: "Nenn mich Eires vita­gen – das heißt Nega­tiv­se­rie rück­wärts gele­sen." Pas­send, dass du aus­ge­rech­net die­ses Batt­le auch noch ver­lo­ren hast. Wurmt das nicht auf Dauer? 

Bong Teg­gy: Anfangs hat mich das noch sehr viel mehr gestört. Am meis­ten, als ich das ers­te Mal über­haupt ver­lo­ren habe. Mei­ne zwei­te Nie­der­la­ge war gegen Papi Schlauch, die drit­te gegen Migh­ty Mo – alle­samt total gute Batt­les. Für mich hat die Sta­tis­tik nichts zu bedeu­ten, wenn ich immer gute Leis­tun­gen abru­fe. Spä­tes­tens seit dem Nedal-​Match wurmt es mich tat­säch­lich gar nicht mehr. Ganz ehr­lich: Das gesam­te Publi­kum hat die Ent­schei­dung nicht ver­stan­den, das Inter­net hat es nicht ver­stan­den, es soll­te anschei­nend so sein. Fand ich fast schon lustig.

MZEE​.com: Apro­pos lus­tig: Das aktu­ell klick­stärks­te DLTLLY-​Battle ist dein Bad Bars Batt­le mit Bri­an Dama­ge. Was ist denn die schlimms­te "Bad Bar" auf "Na und?"? 

Bong Teg­gy: Das ist klar: Die ist auf dem Track "Scheiß mal auf das T", ein Dis­strack gegen Trap- und Cloud-​Rap. Die geht so: "Halt mal bit­te Abstand, auch wenn ihr popu­lär (Anm. d. Red.: Popo leer) seid, wie wenn man gekackt hat." Für die klop­fe ich mir täg­lich selbst auf die Schulter.

MZEE​.com: Was stört dich denn so am Trap-​Hype, dass du direkt auf der ers­ten EP dage­gen schie­ßen wolltest?

Bong Teg­gy: Das Trau­ri­ge ist ja, dass der Track schon vor zwei Jah­ren fer­tig war. Damals, als es noch gar nicht in Mode war, gegen Trap zu schie­ßen. Was mich aber immer noch dar­an stört, ist der Fakt, dass aktu­ell jeder die­sen Film fährt. Und zwar nur, weil sie gemerkt haben, dass es den größ­ten Erfolg bringt. Es wur­de ein­fach kom­plett kopiert und die­se Tracks sind halt auch ziem­lich ein­fach gut zu machen. Da steckt wenig Eigen­leis­tung dahinter.

MZEE​.com: Moment mal. Wenn der Track zwei Jah­re alt ist, wie lan­ge saßt du dann an der EP? 

Bong Teg­gy: (über­legt) Ey Dicker, fang bloß nicht damit an. (lacht) Das war alles die Schuld vom Ver­trieb! Nein, Quatsch. Ich habe selbst eine Teil­schuld dar­an, dass es so lan­ge gedau­ert hat. Dann hat­te 7Inch lan­ge mit per­sön­li­chen Sachen zu kämp­fen, so ging die Zeit eben ins Land. Jetzt bin ich aber froh, dass sie end­lich raus­ge­kom­men ist.

MZEE​.com: Dann stel­le ich zum Abschluss noch eine Fra­ge zur EP. Ich habe mir noch mal durch­ge­le­sen, was die Leu­te zu dei­nem Cover sagen und möch­te für die vie­len, die es häss­lich fan­den, ein­fach stell­ver­tre­tend fra­gen: "War­um?"

Bong Teg­gy: (lacht) Ich habe die wüten­den Reak­tio­nen ein­fach nicht ver­stan­den. Was ich da alles gele­sen habe. "Das Cover musst du noch mal über­ar­bei­ten …" Okay, dan­ke für das Feed­back, unbe­kann­ter Mensch aus dem Inter­net! Dann gehe ich noch mal ran! Nein, im Ernst: Ich habe mit einem Gra­fi­ker, den ich schon lan­ge ken­ne, zusam­men­ge­ar­bei­tet und woll­te erst so eine gro­ße Hand mit erho­be­nem Zei­ge­fin­ger drauf haben. Dann hat mein Kum­pel sich aller­dings selbst etwas ande­res aus­ge­dacht. Als das Design fer­tig war, fand ich es mega­geil – wir haben uns nicht viel dabei gedacht. Ich dach­te nicht, dass es irgend­wen inter­es­siert. Aber wen inter­es­siert es natür­lich doch? Das Inter­net. Das Inter­net inter­es­siert sich immer. Am Ende will ich zu den Reak­tio­nen nur eins sagen: "Na und?"

(Sven Aum­il­ler)
(Fotos von Han­na Radek)