16. April 2014, Berlin. Auf die Bühne des Bi Nuu tritt an diesem Mittwoch ein schlaksiger, junger Rapper. "Darf ich vorstellen? Das ist Ben Salomo aka die Hure von Babylon." – Es sind die ersten Zeilen von Bong Teggy, an die wir uns erinnern. Aus dem verhaltenen Applaus am Anfang wird schnell tosendes Gelächter für seine Punchlines, die Acapella-Battles gegen SSYNIC sind legendär. Zuletzt stand er in München gegen Yarambo auf der Bühne. Wir haben uns eine Woche zuvor zum Interview mit dem Battlerapper getroffen und sprechen über seine Anfänge, Titel-Ambitionen und seine EP "Na und?".
MZEE.com: Bei der Recherche vorab habe ich dich natürlich auch gegoogelt. Dort findet man zahllose Referenzen zu dir, aber keine mit Rap-Bezug, die ein Interesse an der Kultur vor Rap am Mittwoch andeutet. Inwieweit hast du dich zuvor bereits mit HipHop auseinandergesetzt?
Bong Teggy: Tatsächlich bin ich erst mit Rap am Mittwoch in den ganzen HipHop-Kosmos eingetaucht. Kool Savas, die Beginner und so weiter, das habe ich damals alles gar nicht gefeiert. Ich bin erst mit K.I.Z dazugekommen, circa 2007. Da habe ich auch mehr auf die Texte geachtet. Vorher habe ich vielleicht mal mit einem Kumpel versucht, tatsächlich zu rappen, mehr aber auch nicht. Zuvor habe ich – so blöd das klingt – eher Gedichte geschrieben. (lacht) Da habe ich ein paar Reime verfasst, deswegen war mir die Materie jetzt nicht vollkommen fremd.
MZEE.com: Wie kamst du dann überhaupt auf die Idee, dich beim ersten Besuch bei Rap am Mittwoch sofort auf die Bühne zu stellen?
Bong Teggy: Das ergab sich durch einen guten Freund, der die Plattform kannte und meinte, ich solle da auch mal mitmachen. Der wusste eben, dass ich ab und an gerne mal auf dem Weg zum Club mit Kollegen gefreestylt habe. Ich habe erst dort überhaupt verstanden, was das für eine riesige Veranstaltung war. Zu dem Zeitpunkt dachte ich noch, dass das in einem kleinen Ort vor 20, 30 Leuten stattfindet. Ich war dann natürlich auch total hacke und der Auftritt schlecht. Danach stand ich jeden Mittwoch als Fan in der Crowd. Irgendwann habe ich mir dann ein Herz gefasst, mich vorbereitet und tatsächlich gebattlet.
MZEE.com: Was hat dich dazu bewogen, jetzt auch tatsächlich Tracks aufzunehmen, wenn du Rap eigentlich erst durch Acapella-Battles wirklich wahrgenommen hast?
Bong Teggy: Immer, wenn ich eine Idee hatte, habe ich sie als Skizze aufbereitet und bei den Textrunden von RaM performt. Irgendwann hat sich das aber angesammelt und ich konnte das gar nicht alles verarbeiten. In dem Zeitraum wurde ich dann von 7Inch angeschrieben, der jetzt meine EP produzierte. Er war auch der erste Beatbauer, mit dem es richtig gefunkt hat. Wir haben uns so gut verstanden, dass es passte – auch wenn er nicht einmal die Instrumentals macht, die zu mir persönlich am besten passen, beziehungsweise die ich privat am meisten feiere.
MZEE.com: Also war dir das Zwischenmenschliche wichtiger als die komplette Symbiose in der Musik?
Bong Teggy: Seine Bandbreite als Produzent ist natürlich riesig, da kann man gar nicht alles feiern. Ich finde meine Beats jetzt natürlich super, aber es war mir wirklich sehr wichtig, dass wir uns auch privat verstehen. Ich war auch bei anderen Produzenten im Studio. Die haben mir dann irgendeinen Murks gezeigt und alles war super nervig. Mit ihm hingegen hat das sofort gestimmt. Wenn man mich persönlich fragen würde, stehe ich auch eher auf HipHop-Beats … (überlegt) so im 90-BPM-SSIO-Headbanger-Stil. (grinst) Auf denen würde ich selbst aber gar nicht so cool kommen, deswegen ergibt das alles schon Sinn.
MZEE.com: Wenn du schon auf die Textrunden bei Rap am Mittwoch zu sprechen kommst: Wie ist das denn beim Texten für Songs? Fühlst du dich da freier und würdest auch anderes als die Battle-Thematik ansprechen, beispielsweise Politik?
Bong Teggy: Ein Song hat es nicht auf die EP geschafft. Darin kritisiere ich den Ablauf und die Probleme des Schulsystems. Den mussten wir dann aber doch wieder rausnehmen, weil er nicht mehr aktuell war. Auf der EP selbst sind durchaus einige Songs, die ausschließlich Punchlines und viel Witz beinhalten. Auf der anderen Seite probiere ich mich da auch gerne an Thementracks aus, beispielsweise die letzte Anspielstation "Pharao". Das ist eine fiktive Geschichte, die im alten Ägypten spielt. Nicht, weil ich da einen sonderlichen Bezug zu hätte. Ich habe einfach den Beat gehört und wusste, dass man genau einen solchen Text auf diesem Instrumental kicken muss. Außerdem mag ich "Sandy", ein Lied, das diesen ganzen Liebessongs einen neuen Twist gibt.
MZEE.com: Findest du es wichtig, als Rapper für etwas zu stehen und das in seine Musik oder Battles einfließen zu lassen?
Bong Teggy: (überlegt) Bei einem Rap-Battle ist es ja so: Natürlich gibt es da stumpfe Punches, aber auch viele Zeilen, die für ganz bestimmte Werte stehen und hinter die du dich zu stellen hast. Das wäre für mich also nichts Neues, wenn ich jetzt in der Musik einem ähnlichen Muster folgen würde. Ich finde sogar, es ist genau umgekehrt: Bei den Tracks fühle ich mir weniger auf die Finger geguckt und möchte einfach nur Spaß haben. Da benutze ich auch gerne mal einen wacken Reim, den ich im Acapella niemals bringen würde, weil ich mich dort direkt für den verantworten müsste. Generell spreche ich aber in beiden Disziplinen mir persönlich wichtige Dinge an und stelle meine Meinung dar.
MZEE.com: Welche Werte vertrittst du, wenn du im Cypher-Kreis stehst?
Bong Teggy: Boah. (überlegt) Die ganzen guten halt, ne? (lacht) Kann ich tatsächlich nicht so richtig beantworten. Ehrlichkeit … und … Was willst du denn jetzt hören?
MZEE.com: Reichtum, Macht und Ruhm!
Bong Teggy: (lacht) Da stehe ich dann tatsächlich genau dagegen. Gegen diese arrogante Art und das Prollige, das bei vielen häufig überhandnimmt. Ich fahre da eher die menschlichere und echtere Schiene, auch wenn das einige dann nicht als "echt" annehmen. Da bekommt man dann gerne einmal die "Du bist nicht real!"-Karte ausgespielt.
MZEE.com: Du sagtest vorhin, dass du dich beim Texten für Songs freier fühlst. Was ist denn für dich der größte Unterschied beim Schreiben von Texten für Tracks im Vergleich zu Texten für ein Battle?
Bong Teggy: Beim Acapella kannst du dem Takt ausweichen. Du kannst Stilmittel benutzen und Pausen setzen. Bei Songs bist du an den Beat gebunden. Das ist ein wenig wie der Vergleich Theater und Kino – bei ersterem kannst du übertreiben und dir mehr Freiheiten lassen, beim Spielfilm gibt es mehr Maßregelungen, dafür ist er aber auch aufwändiger produziert. Bei einem Acapella-Battle müssen die Leute die Lines direkt checken, bei Songs können sie den Sinn erst nach dem dritten oder vierten Mal komplett verstehen, das macht nichts. Das bewirkt aber auch, dass ich mir für das Texten von Battles einen viel größeren Kopf mache. Alleine schon, weil du dich beim Battle gegenüber jemandem rechtfertigen musst, der gerade versucht, dich über dreimal drei Minuten fertig zu machen. Jedes Wort liegt auf der Goldwaage. Da gehst du automatisch in eine andere Haltung, die du in der Musik nicht hast. Da hören nur Leute zu, die mich auch irgendwie mögen. Wenn sie mich nicht mögen und trotzdem Tracks von mir hören, dann tun die mir ordentlich leid. So viel Zeit will ich im Leben nicht haben. (lacht)
MZEE.com: Im Rap-Battle werfen Künstler sich gegenseitig gerne vor, der andere sei kein vollständiger MC, wenn er nicht sowohl battlen als auch Musik machen könne – siehst du das genauso?
Bong Teggy: Mir ist das wirklich scheißegal. Wenn du von dir selbst sagst, du seist ein vollkommener MC, na gut. Aber wenn jemand einfach nur gut battlen kann, dann muss er nicht automatisch musikalisch sein. Zeigt sich ja auch bei mir erst jetzt, ob ich das kann. (lacht)
MZEE.com: Denkst du, dass man sich als eigenständiger Musiker irgendwann vom Battle distanzieren muss? Kann beides nebeneinander existieren?
Bong Teggy: Die Namen, die bei der Frage immer fallen, sind Capital Bra und Karate Andi. Bei denen war es aber nie so, dass sie gestandene und moderne Battlerapper waren. Wenn du Leute aus der Szene fragst, sind die nie in den Top Ten der besten Acapella-MCs vertreten. Das sind beides Leute von Rap am Mittwoch, die aus einer Zeit kommen, als zu einem "Champion"-Titel auch andere Skills gebraucht wurden. Aus den aktuellen Formaten wie DLTLLY gibt es noch gar keinen, der so krass mit seiner Musik durchgestartet ist. Ich selbst würde mir aber vornehmen, genauso mit den Battles weitermachen zu wollen, auch im unwahrscheinlichen Fall, dass ich mit meiner Musik eine solch krasse Reichweite wie die beiden bekommen würde. Das wäre auch total geil – neue Angriffsfläche, du könntest gestandene Rapper mit Diskographie im Cypher-Kreis herausfordern und das alles bekommt eine neue Ebene und Publikum.
MZEE.com: Ob das so funktioniert, steht aber auf einem anderen Blatt. Es ist ja seit Jahren die Frage, ob es überhaupt noch Rapper gibt, die sich einem richtigen Acapella-Battle stellen würden.
Bong Teggy: Das stimmt schon. Die müssten auch checken, was für Skills sie dafür brauchen und dann würde ich sie natürlich auch gern herausfordern. Da gilt ja immer noch "Feuer über Deutschland" als Meilenstein. Man muss allerdings sagen: Bei heutigen Standards sind dort fast alle Parts viel zu allgemein. Damit würdest du niemals oben mitspielen können. Ich frage mich ja immer, ob es ein paar stille Beobachter der Battle-Szene gibt, die trotzdem mal Bock hätten, mitzumischen. Jemand wie Kollegah oder Laas Unltd., die sich wohl viel angucken.
MZEE.com: Ich habe tatsächlich mit Marteria über DLTLLY gesprochen. Der war aber nicht besonders angetan vom Pilz-Battle gegen Nedal Nib, weil er nicht so weit gehen wollen würde.
Bong Teggy: (lacht) Richtiger Micdrop. Es ist natürlich auch schwierig, wenn man als allererstes Battle Pilz gegen Nedal guckt. Da sollte man sich zuerst irgendwelche Matchups angucken, die dich in die Szene bringen, bei der großen Menge an Insidern. Das muss man dann anders machen, das wissen die Nerds dieser Szene auch. In den einschlägigen Foren wird ganz oft gefragt, welches Battle man nicht-rapaffinen Menschen als erstes zeigen könnte. Die Leute heutzutage wollen persönliche Parts mit auf den Gegner gemünzten Lines, ansonsten sind die eher wenig beeindruckt.
MZEE.com: Welches Battle würdest du denn Neulingen in der Szene empfehlen?
Bong Teggy: Den Klassiker, den ich ganz oft höre: Papi Schlauch gegen mich. Ich weiß auch nicht, ob das nicht sogar ein kleiner Selbstdiss ist, frei nach dem Motto: "Das ist so einfach, das versteht jeder!" Generell stimmt das aber, weil es sehr auf lustig getrimmt ist. Was 2 on 2 Battles angeht, vielleicht sogar Proton & Roni 87 gegen Brian Damage & Harry Crotch. Das ist fast schon Kult.
MZEE.com: Nicht nur etablierte Rapper, sondern auch Künstler in deiner Sparte beklagen sich teilweise, dass sie es zeitlich nicht schaffen, neben den Battles noch Tracks zu schreiben. Wie schwer fiel dir das und haben darunter vielleicht andere Bereiche deines Lebens gelitten?
Bong Teggy: Nein, definitiv nicht. (grinst) Das ist wirklich nur ein Hobby, dafür reicht eine halbe Stunde pro Tag, die du investierst. Und vor allem macht es mir ja auch großen Spaß, mir diese Zeit zu nehmen. Da muss ich in keinem anderen Teil meines Lebens zurückschrauben. Schon gar nicht bei der EP, bei Battles verstehe ich das eher. Die können einen durchaus vereinnahmen, wenn du irgendwann unter Zeitdruck gerätst und dann hektisch auswendig lernen musst. Das ist eine nervliche Belastung, wenn du weißt, dass gleich 700 Leute darauf achten, ob du deinen Text auch wirklich komplett fehlerfrei und locker aufsagen kannst.
MZEE.com: Gehen wir mal davon aus, du könntest dein Hobby zum Beruf machen. Wenn bei dir Spaß im Vordergrund steht – würdest du überhaupt mit Rap dein Geld verdienen wollen und das damit professionalisieren?
Bong Teggy: Schwierig. Früher habe ich zum Beispiel supergerne gelesen und so circa ab der fünften Klasse, wo man dann dazu gezwungen wurde, habe ich es gehasst. Keiner will diese Bücher lesen, das nimmt doch jedem den Spaß daran. Wenn ich jetzt einen Verlagsdeal mit konkret gesetzten Abgabezeiten hätte, wäre das vermutlich genauso. Dann würde die Musik wahrscheinlich auch schlecht werden und ich die Lust daran verlieren. Also, auf der einen Seite hätte ich natürlich nichts dagegen, davon leben zu können. Aber das hat auf der anderen Seite schon einen großen künstlerischen Einfluss. Ich gehe da aber auch – anders als die meisten der Szene – sehr realistisch an die Sache heran und denke nicht, dass das in absehbarer Zeit passieren wird. Auch wenn es mich natürlich freuen würde!
MZEE.com: War das etwa ein ganz dezent versteckter Diss an die anderen MCs der Battle-Szene?
Bong Teggy: Nein, das war ein ganz offener und großer Diss an alle anderen MCs. (lacht)
MZEE.com: (lacht) Da werden direkt wieder Seitenhiebe verteilt, obwohl du ja lange kein Teil der Szene mehr warst. Wie kam es eigentlich zu deiner Pause im vergangenen Jahr, ehe du 2018 wieder richtig bei DLTLLY am Start warst? Das Splash! letztes Jahr zählt mal nicht.
Bong Teggy: Das hatte mehrere Gründe, am Anfang war es aber die Motivation. Ich hatte vor einigen Jahren einfach keine Gegner mehr, bei denen ich wirklich hungrig auf ein Match war. Da gab es binnen eines Jahres fünf oder sechs unfassbar krasse Battles. Danach habe ich mich gefragt, was noch kommen soll. Es war natürlich auch wirklich entspannend, mal keine Texte lernen zu müssen. Ich konnte endlich wieder zocken, das war schön! (grinst)
MZEE.com: Hattest du denn Probleme, wieder in den "Battle-Modus" reinzukommen?
Bong Teggy: Nicht wirklich. Ich hatte aber lange das Gefühl, ich würde Texte jetzt anders schreiben. Auf eine ernstere Art und Weise und teilweise gegnerbezogener und mit verbesserter Struktur, zumindest glaube ich das.
MZEE.com: "Ernster" ist ein gutes Stichwort: Du musstest in der Vergangenheit als eher lustiger Battlerapper auch viel Kritik für deinen Stil einstecken. Wie geht man damit um? Hast du vielleicht sogar bewusst etwas daran geändert?
Bong Teggy: Zumindest nicht bewusst. Ich glaube, ich bin immer noch sehr lustig und möchte auch weiter diese Schiene fahren, damit bin ich überhaupt erst in die Szene gekommen. Es gibt einfach verschiedene Arten von Rappern und natürlich gefällt nicht jedem jeder Stil. Das macht mich persönlich nicht fertig. Nichtsdestotrotz habe ich ja auch früher schon ernstere Schemes und Parts geschrieben, die waren nur leider nicht so gut. (grinst) Jetzt beim VT-Battle war der ernstere Teil halt einfach besser und konsequenter als früher, aber trotzdem würde ich nicht sagen, dass ich meinen Stil geändert habe.
MZEE.com: Hast du häufiger leichte Fremdscham-Momente, wenn du solche alten Parts von dir anhörst?
Bong Teggy: Eher nicht, ich nehme das im Nachhinein mit Humor. Zum Beispiel im ersten Battle gegen SSYNIC. Da wollte ich ihm vorwerfen, er sei viel eher ein Clown als ein echter Rapper. Ich dachte, das würden alle feiern in einem Raum voller Rap-Heads, aber es hat einfach keinen gejuckt. (lacht) Da wollte ich das Publikum sogar noch zum Mitmachen animieren. Als es das nicht tat, musste ich selber auf der Bühne loslachen. Ich nehme mich auch da nicht zu ernst, wenn irgendwas schiefläuft.
MZEE.com: Mit Yarambo hast du als nächsten Gegner den aktuellen Titel-Contender bei DLTLLY vor der Nase. Hast du selbst Ambitionen auf ein Titelmatch oder reizt dich das gar nicht?
Bong Teggy: Ich wurde ursprünglich sogar gefragt, ob ich nicht Lust auf ein Contender-Match gegen Yarambo hätte. Ich war da total offen und wollte es machen, nur leider bin ich im Oktober und November nicht im Land. Auf Auslandsreise kann ich mich schlecht auf das Rematch gegen Nedal vorbereiten, deswegen tritt er jetzt im Dezember gegen den DLTLLY-Champ an. Interessant wäre der Titel für mich aber allemal. Noch interessanter wäre aber das entsprechende Rematch gegen ihn.
MZEE.com: Das ist natürlich direkt die nächste Frage: Wie rechnest du dir denn nach dem 5:0 beim letzten Mal deine aktuellen Chancen gegen Nedal Nib aus?
Bong Teggy: Das ist immer eine richtige Wundertüte. Das kann man nie so genau sagen. Ich glaube einfach, dass es ein richtig krasses Battle werden würde. Seit der letzten Begegnung sind genug spannende Sachen zwischen uns passiert, damit sich das lohnen würde.
MZEE.com: Vor allem, weil die Entscheidung schon beim letzten Mal in den Online-Foren als sehr kritisch wahrgenommen wurde.
Bong Teggy: Man könnte fast schon "umstritten" sagen. (grinst)
MZEE.com: Ich habe auch ein Zitat aus dem Battle herausgesucht. Und zwar …
Bong Teggy: (unterbricht) Warte, ich will raten! "Man kann alle Instrumente lernen, Benno, nur nicht das Mic." (alle lachen)
MZEE.com: Nein, leider nicht, ein Zitat von dir: "Nenn mich Eires vitagen – das heißt Negativserie rückwärts gelesen." Passend, dass du ausgerechnet dieses Battle auch noch verloren hast. Wurmt das nicht auf Dauer?
Bong Teggy: Anfangs hat mich das noch sehr viel mehr gestört. Am meisten, als ich das erste Mal überhaupt verloren habe. Meine zweite Niederlage war gegen Papi Schlauch, die dritte gegen Mighty Mo – allesamt total gute Battles. Für mich hat die Statistik nichts zu bedeuten, wenn ich immer gute Leistungen abrufe. Spätestens seit dem Nedal-Match wurmt es mich tatsächlich gar nicht mehr. Ganz ehrlich: Das gesamte Publikum hat die Entscheidung nicht verstanden, das Internet hat es nicht verstanden, es sollte anscheinend so sein. Fand ich fast schon lustig.
MZEE.com: Apropos lustig: Das aktuell klickstärkste DLTLLY-Battle ist dein Bad Bars Battle mit Brian Damage. Was ist denn die schlimmste "Bad Bar" auf "Na und?"?
Bong Teggy: Das ist klar: Die ist auf dem Track "Scheiß mal auf das T", ein Disstrack gegen Trap- und Cloud-Rap. Die geht so: "Halt mal bitte Abstand, auch wenn ihr populär (Anm. d. Red.: Popo leer) seid, wie wenn man gekackt hat." Für die klopfe ich mir täglich selbst auf die Schulter.
MZEE.com: Was stört dich denn so am Trap-Hype, dass du direkt auf der ersten EP dagegen schießen wolltest?
Bong Teggy: Das Traurige ist ja, dass der Track schon vor zwei Jahren fertig war. Damals, als es noch gar nicht in Mode war, gegen Trap zu schießen. Was mich aber immer noch daran stört, ist der Fakt, dass aktuell jeder diesen Film fährt. Und zwar nur, weil sie gemerkt haben, dass es den größten Erfolg bringt. Es wurde einfach komplett kopiert und diese Tracks sind halt auch ziemlich einfach gut zu machen. Da steckt wenig Eigenleistung dahinter.
MZEE.com: Moment mal. Wenn der Track zwei Jahre alt ist, wie lange saßt du dann an der EP?
Bong Teggy: (überlegt) Ey Dicker, fang bloß nicht damit an. (lacht) Das war alles die Schuld vom Vertrieb! Nein, Quatsch. Ich habe selbst eine Teilschuld daran, dass es so lange gedauert hat. Dann hatte 7Inch lange mit persönlichen Sachen zu kämpfen, so ging die Zeit eben ins Land. Jetzt bin ich aber froh, dass sie endlich rausgekommen ist.
MZEE.com: Dann stelle ich zum Abschluss noch eine Frage zur EP. Ich habe mir noch mal durchgelesen, was die Leute zu deinem Cover sagen und möchte für die vielen, die es hässlich fanden, einfach stellvertretend fragen: "Warum?"
Bong Teggy: (lacht) Ich habe die wütenden Reaktionen einfach nicht verstanden. Was ich da alles gelesen habe. "Das Cover musst du noch mal überarbeiten …" Okay, danke für das Feedback, unbekannter Mensch aus dem Internet! Dann gehe ich noch mal ran! Nein, im Ernst: Ich habe mit einem Grafiker, den ich schon lange kenne, zusammengearbeitet und wollte erst so eine große Hand mit erhobenem Zeigefinger drauf haben. Dann hat mein Kumpel sich allerdings selbst etwas anderes ausgedacht. Als das Design fertig war, fand ich es megageil – wir haben uns nicht viel dabei gedacht. Ich dachte nicht, dass es irgendwen interessiert. Aber wen interessiert es natürlich doch? Das Internet. Das Internet interessiert sich immer. Am Ende will ich zu den Reaktionen nur eins sagen: "Na und?"
(Sven Aumiller)
(Fotos von Hanna Radek)