Ah, jetzt weiß Deutschrap, wie Blut schmeckt.
"Alles oder Nix" bleibt für immer die Crew, check.
Xatar, der "Baba aller Babas", ist zurück. Der Bonner Rapper releast zehn Jahre nach "Alles Oder Nix" nun den zweiten Teil. Kann "Alles Oder Nix II" würdig an seinen Vorgänger anknüpfen und wie sieht 2018 die Welt in den Augen eines "Biras" aus?
Direkt mit dem Intro liefert Xatar den Hörern einen Rückblick auf seine Vergangenheit. Generell wird diese auf dem Album häufig thematisiert. Die Erwartungshaltung derjenigen, die ihn und seine Texte kennen, wird auch erfüllt, denn er rappt von Knast, Scheinen, Autos und was sonst noch so dazugehört. Der Unterschied zwischen dem Bonner und anderen Gangsterrappern liegt bei diesem Release vor allem darin, dass man ihm aufgrund seiner Vorgeschichte einiges von dem glauben möchte, was er rappt. Die Beats sind einerseits die typischen AON-Instrumentals mit East- und Westcoast-Einflüssen, andererseits tendieren sie teilweise zu aktuellen Trends, so etwa bei "Gaddafi". Auch Autotune-Hooklines sind vorhanden, jedoch ist der Effekt meist dezent genutzt worden, was für den Hörer recht angenehm ist. Lediglich bei "Panama Flouz" mit Eno wirkt das Stilmittel zu aufdringlich. Daneben liefern Azet, Capital Bra, Schwesta Ewa und Nu Gastbeiträge. Einer aus der AON-Crew fehlt hier allerdings besonders: Es gibt auf dem Release kein SSIO-Feature, was sicher einige Fans bedauern werden. Flowtechnisch ist das Ganze durchweg souverän und auch was die Reime angeht, hat sich Xatar verbessert. Manche Lines sind außerdem nach wie vor mit dem typischen subtilen Baba-Humor gespickt – "Köfteteller nur mit Reis, ich ess' zwei alleine".
Der Rapper ist sich inhaltlich wie auch styletechnisch treu geblieben. Man setzt dezent gewisse Trends in Instrumentals um, wagt aber keine zu großen Ausreißer. Eine Sache fällt jedoch auf: Xatar äußert sich des Öfteren kritisch bezogen auf die eigene Vergangenheit und entschuldigt sich häufig bei seiner Familie für seine Fehltritte. Dieser Mix aus Knastgeschichten und Familienliebe macht das Album auf eine ganz spezielle Art authentisch.
(Dzermana Schönhaber)