Regel Nummer eins aus dem Reich der Missglückten:
Die Charts jucken null, aber die Scheiße muss drücken!
Swiss & Die Andern sorgen nicht nur für eine der gelungensten Punk/Rap-Crossover im deutschsprachigen Raum, sie machen dabei in erster Linie auch nur das, was sie wollen. Was mit dem Release von "Randalieren für die Liebe" nun noch klargestellt werden soll: Sie machen ihre Musik einzig und allein für ihre "Missglückte Welt"-Community. Und genau deswegen verzichtete man auf jedwede Promo und konzentrierte sich darauf, ein – so sehr es auch nach Phrase klingen mag – Album von Fans für Fans zu schaffen.
Denn auch wenn sich musikalisch wenig verändert hat und die Jungs ihrer linken Linie treu bleiben, zieht man thematisch einen engeren Kreis als jemals zuvor. Zwar ist der Reibungspunkt zwischen der normalen und der "missglückten Welt" nach wie vor ein Thema, doch richtet sich der Fokus dieses Mal viel eher auf die Geschichten innerhalb der eigenen Community. Sich einsam fühlen, um dann doch nicht in der Einsamkeit zu versauern, sondern andere zu finden, denen es ähnlich geht. Unter dem gesellschaftlichen Anpassungsdruck leiden, aber sich im Kollektiv dagegen stemmen. Teil einer "missglückten Welt" sein, doch darin sein Glück finden. Das alles sind Situationen, die sowohl die Musiker als auch ihre Anhänger nachvollziehen können. Kleine, kreative Breaks aus dem schwarz-roten Faden, den die Jungs soundtechnisch seit dem ersten Release durchziehen, bilden Lieder wie "Goldener Käfig" oder "Kuhle Typen". Während ersteres mit einem straighten Rappart von Reeperbahn Kareem daherkommt, klingt zweiteres nicht nur, als könnte es direkt aus der Feder der Atzen kommen – es handelt sich tatsächlich um ein Feature mit Frauenarzt und Manny Marc. Ob diese Ausbrüche aus dem normalen Sound allen Hörern zusagen, bleibt offen – Swiss und Co. dürfte es wohl reichen, wenn es ihren Leuten gefällt.
Letztlich braucht "Randalieren für die Liebe" weder sonderlich viel Promo noch großes Aufsehen. Künstler, Fans und Album scheinen mit dem, was sie sind, vollkommen zufrieden: laut, links und einander loyal. Und genau das ist es, was diese Platte so gut macht.
(Daniel Fersch)