Mister Jones
Kaum eine Szene hierzulande scheint so facettenreich zu sein wie die Deutschrapszene. Während es bereits jetzt schon fast unmöglich erscheint, jeden einzelnen, etablierten Vertreter zu kennen, steigt die Zahl neuer, noch unbekannter Künstler exponentiell weiter an. Den Überblick zu behalten, gleicht einer Herkulesaufgabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-Hydra gemerkt, tauchen schon wieder mindestens zwei neue auf. Gleichzeitig ist es für unbekannte, junge Talente überaus schwer, aus der überwältigenden Masse an Musikern herauszutreten und sich einen Namen zu machen.
Beiden Seiten soll unser Mic Check eine Hilfestellung bieten. Rappern, die bisher noch in den Tiefen des Untergrunds untergegangen sind, eine Plattform geben, auf der sie sich kurz, aber prägnant präsentieren können. Und Hörern und Fans ermöglichen, sich einen schnellen Überblick über nennenswerte Künstler zu verschaffen, die sie bisher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
MZEE.com: In den meisten Fällen sind deine Tracks von Bumbliño alias Tito Tentaculo produziert. Wie kann man sich eure Zusammenarbeit vorstellen?
Mister Jones: Ich hab' meistens einen Haufen Beats von ihm rumliegen. Zu Beginn hab' ich einen bestimmten gepickt, drauf geschrieben und fertig war der Track. Inzwischen tauschen wir häufig Beats aus oder ich wähle im Nachhinein einen Beat mit ihm gemeinsam. Es hat sich also über den Zeitraum der Zusammenarbeit verändert, trägt aber zur Qualität der Tracks positiv bei.
MZEE.com: Deine Texte zeichnen sich inhaltlich durch eine sehr persönliche, autobiografische Note aus. Doch gehen wir mal davon aus, du könntest irgendeinen Track irgendeines anderen Künstlers deiner Wahl gerappt haben – für welches Lied würdest du dich entscheiden?
Mister Jones: Schwierig, weil sich durch einen anderen Rapper der Track ja verändern würde und er vielleicht nicht mehr den gleichen Vibe hätte. "N.Y. State of Mind" (Anm. der Red.: von Nas) wäre einer, aus Deutschland würde mir keiner einfallen.
MZEE.com: Neben dem neuen Release "Makali Jazz" gibt es von dir auch einige ältere Platten. Welches Lied ist – bei all diesen Anspielstationen – denn dein persönlicher Lieblingstrack von dir selbst?
Mister Jones: Das verändert sich immer wieder. Momentan ist es, glaub' ich, der Titeltrack vom aktuellen Album. Oder "Nullus Amor" von der "Modus Operandi"-EP.
MZEE.com: Wenn man so viele, teilweise auch in die Jahre gekommene Lieder in der Diskografie hat, steht man vielleicht nicht mehr hinter jedem seiner Texte genauso wie damals. Gibt es einen Track oder eine Zeile von dir, die dir mittlerweile unangenehm ist?
Mister Jones: "Weitsicht" vom ersten Album mit Tito – Bumbliño – find' ich inzwischen inhaltlich etwas bedenklich, obwohl dieser ganze Verschwörungsquatsch im deutschen Rap damals noch nicht so ausgeprägt beziehungsweise offensichtlich und ich dafür nicht so sensibilisiert war. Und "Bordsteinschwalben" vom gleichen Album würde ich aus heutiger Sicht sicher nicht mehr schreiben. Aber so richtig peinlich ist mir nichts – zumindest nichts, was irgendjemand noch hören oder finden könnte.
MZEE.com: Und vom Blick in die Vergangenheit zum Schluss noch mal in die Zukunft: Was sind deine Ziele mit der Musik?
Mister Jones: Weiter gute Musik veröffentlichen, qualitativ geht nach oben immer was. Mehr live spielen, mehr physisch veröffentlichen. Weiter Spaß dran haben.
Ein Exclusive von Mister Jones könnt Ihr Euch ab sofort auf dem YouTube-Channel von MZEE.com ansehen:
(Daniel Fersch & Lukas Päckert)
(Grafiken von Puffy Punchlines, Logo von KL52)
Du bist der Meinung, Du oder jemand, den Du kennst, sollte sich unserem Mic Check unterziehen? Wir freuen uns über Bewerbungen oder Empfehlungen mit dem Betreff "Mic Check – *Künstlername*" an daniel@mzee.com.