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Last but released

Last but released: 08 /​ 18 – mit Tightill & doubtboy, Corus 86 & Marvellous

"Last but released" stellt Euch kurz und knapp drei Releases aus dem letz­ten Monat vor, die auf­grund der Releas­e­flut in der hie­si­gen Rap­sze­ne nicht die nöti­ge Auf­merk­sam­keit bekom­men. Die­ses Mal mit Tight­ill & doubt­boy, Corus 86 & Marvellous.

Monat für Monat bringt die deut­sche Rap­sze­ne mehr Releases her­vor, als ein ein­zel­ner Mensch über­haupt hören kann. Auch uns als Redak­ti­on geht es da nicht anders. So fal­len bei der Flut an Neu­erschei­nun­gen immer wie­der Wer­ke unter den Tisch, denen man lie­bend gern noch sei­ne Auf­merk­sam­keit geschenkt hät­te. Letz­te­res möch­ten wir hier­mit machen und Euch genau die Plat­ten näher­brin­gen, die ansons­ten viel­leicht nicht so sehr im Fokus ste­hen. Kurz und knapp vor­ge­stellt am Ende jedes Monats, sind die­se Wer­ke "Last but released".

 

Tight­ill & doubt­boy – Deutsch-​Amerikanische Schaft

Unter dem etwas obsku­ren Namen "Deutsch-​Amerikanische Schaft" ver­öf­fent­lich­ten Tight­ill & doubt­boy ihre neu­es­te Plat­te. Ein wei­te­res Mal voll­brin­gen die bei­den dort das Kunst­stück, trotz einer schein­bar sinn­lo­sen Anein­an­der­rei­hung von The­men­tracks ein musi­ka­lisch völ­lig strin­gen­tes Werk zu lie­fern. Wäh­rend die leicht nasa­le Beto­nung der Rap­per dem ein oder ande­ren viel­leicht säu­er­lich auf­sto­ßen könn­te, über­zeugt die stim­mi­ge Unter­ma­lung und der läs­si­ge Vibe des Albums. Wirk­lich tief­grün­dig wird hier nichts auf­ge­grif­fen, doch der inter­es­san­te Pop-​Anklang und Rap-​Referenzen en mas­se las­sen die 38 Minu­ten Lauf­zeit trotz­dem wie im Flug ver­ge­hen. Gemein­sam mit New­co­mern wie Skin­nyb­lack­boy lie­fern die Nord­lich­ter dabei einen Sound, der unver­kenn­bar eben­je­nen ame­ri­ka­ni­schen Schrift­zug trägt, den schon der Album­ti­tel andeutet.

 

Corus 86 – C zu dem O

Der Ber­li­ner Unter­grund mel­det sich wie­der mal, denn Corus 86 kommt mit sei­ner neu­en EP "C zu dem O" um die Ecke. Der Sound des Releases wird durch über­wie­gend tech­no­las­ti­ge Beats domi­niert und besitzt eini­ges an Ener­gie. All­ge­mein beschrän­ken sich die Aus­sa­gen des gebür­ti­gen Braun­schwei­ger MCs und Wri­ters auf klas­si­sche Pun­ch­li­nes, was jedoch wei­te­re the­ma­ti­sche Tie­fe nimmt. Aller­dings wur­de hier bewusst kei­ne selbst­re­flek­tier­te, erwach­sen klin­gen­de Plat­te pro­du­ziert, son­dern viel­mehr der pas­sen­de Flair für den Hörer und sei­ne The­ken­kum­pa­nen auf dem Weg Rich­tung Club kre­iert. Die­ses Ziel wur­de ohne Zwei­fel erreicht, was unter ande­rem der Track "Ellen­bo­gen Swag" zeigt. Wer damit im Rei­nen ist, kann hier ohne Beden­ken zuschlagen.

 

Mar­vell­ous – Grapefield

"Gra­pe­field" – ein schein­bar per­fek­ter Ort, bewohnt vom schein­bar per­fek­ten Ehe­paar Tho­mas und Mag­gie Bak­er. Um die­sen Ort und sei­ne Ein­woh­ner dreht sich die aktu­el­le EP von Mar­vell­ous. Zwar fällt sie nicht durch beson­ders her­vor­ste­chen­de Flows oder Wort­spie­le auf, jedoch wird schon in den ers­ten drei Tracks eine Welt auf­ge­baut, in die man sich schnell hin­ein­den­ken kann. Die Rei­me sind soli­de und die gepick­ten Beats unter­ma­len durch ihre melo­di­sche Art die Atmo­sphä­re, die bereits durch die sehr detail­rei­che Vor­trags­wei­se des Tex­tes ent­steht. Zwar ist "Gra­pe­field" gewiss kein Meis­ter­werk, das man unbe­dingt auf dem Schirm haben soll­te, doch kann man es jedem getrost nahe­le­gen, der auf Sto­rytel­ling steht und mal etwas ande­res für zwi­schen­durch – näm­lich ein zusam­men­hän­gen­des Krimi-​Hörspiel in Rap­form – sucht.

(Dani­el Fersch, Lukas Päck­ert, Stef­fen Uphoff)